Herr Krüger schrieb unter anderem: „Der
Fahrplanwechsel ist inzwischen Geschichte
und die Schwierigkeiten sind da! Viele Fahrgäste
fahren mit der Ringbahn zwischen
Papestraße und Gesundbrunnen und umgekehrt.
Dort sind die Züge am stärksten
besetzt. Und dort hat man teilweise schon
bei einem 8-Wagen-Zug Schwierigkeiten, zu
bestimmten Zeiten in den Zug hinein zu kommen.
Ich erlebe das mehrmals in der Woche.
Und jetzt fährt man mit nur sechs Wagen!?
Sicherlich müssen Sie als Unternehmen
sparen, das ist auch verständlich! Aber seit
mindestens zwei Jahren fahren auf der S 46
bis zum Betriebsschluß 8-Wagen-Züge, und
die sind dort nicht gerade gut besetzt. Jetzt
sieht es so aus, als ob Sie die Kosten der
letzten Jahre wieder einsparen müssen. Seien
Sie flexibeler und machen es wie andere
S-Bahnen, wie zum Beispiel Hamburg, Hannover,
München, und hängen Sie je nach Bedarf
Wagen an oder ab. Zumal Sie an ihrer
Betriebswerkstatt in Grünau vorbeifahren.
Ich kann mich noch erinnern, daß vor cirka
zwei Jahre am S Bahnhof Greifswalder Straße
Züge getrennt wurden (am Bahnsteig)."
Antwort der S-Bahn
Die S-Bahn Berlin GmbH Kundenbetreuung
antwortete bereits einige Tage später: „Leider
ist es nicht ganz so einfach, wie Sie sich
das vorstellen. Wir sind aus wirtschaftlichen
Gründen angehalten, unser Leistungsangebot
der aktuellen Nachfrage anzupassen
und entsprechend zu reagieren. Zu jeder
getroffenen Entscheidung sind unsererseits
entsprechende Maßnahmen wie Verkehrszählungen
u. ä. vorangegangen.
Bei der S 46 ist es so, daß der 6-Wagenzug
auf dem Streckenabschnitt von Adlershof/Grünau
bis nach Königs Wusterhausen und zurück
als durchaus ausreichend einzuschätzen
ist. Anders ist die Situation auf dem Ring zu
gewissen Spitzenzeiten (Berufsverkehr). Eine
generelle Überbelegung oder ein beeinträchtigter
Fahrgastwechsel ist dabei nicht zu verzeichnen.
Nachgewiesen ist, daß es bei dieser
verstärkten Fahrgastfrequentierung nur einen
Teil der Gesamtstrecke einer Ringlinie betrifft
und es auf anderen Teilstücken zu einer normalen
Belegung kommt. Hier müssen wir in
diesem Fall die Wirtschaftlichkeit in den Vordergrund
stellen. Der entsprechende Mehraufwand
(längere Züge, Schwächung und
Verstärkung von Zügen im Zusammenhang
mit dem dazu notwendigen Personalkosten
etc., Unterhaltung- und Wartungskosten und
anderes) ist zur Zeit nach jetzigen Einschätzungen
nicht gerechtfertigt.
Exakt wirtschaften
Durch den Verkehrsvertrag mit dem Besteller für
Verkehrsleistungen bei der S-Bahn Berlin (Berliner
Senat, Land Brandenburg) sind wir an rund
29 Millionen Zugkilometer pro Jahr vertraglich
gebunden, die einen Einsatz von rund 650 Viertelzügen
(Ein Viertelzug entspricht zwei Wagen)
erforderlich machen. Mit diesem Fahrzeugpark
müssen wir exakt wirtschaften. Das heißt für
uns, diese Fahrzeuge müssen so optimal wie
möglich den entsprechenden Fahrgastzahlen
angepaßt werden. Es ist uns somit nicht mehr
möglich, eine vorhandene Sitzplatzgarantie
auch zukünftig auf allen Linien weiterhin anzubieten.
Wir sind uns dabei der Tatsache sehr
wohl bewußt, daß es zu den Spitzenzeiten jetzt
etwas enger ist. Dafür bitten wir um Ihr Verständnis.
Wir werden in den nächsten Tagen
und Wochen weitere Verkehrszählungen durchführen
und das Verkehrsverhalten unserer Kunden
auf den Ringlinien im Auge behalten.
Uns ist durchaus bewußt, daß wir mit unseren
Erklärungen bei Ihnen keine Begeisterungsstürme
hervorrufen werden. Keinesfalls
erwarten wir Ihre ungeteilte Zustimmung
dazu. Wir bedauern, Ihnen hier keine für Sie
positive Antwort geben zu können.
Ihr Schreiben ist bei uns registriert und
wird in die regelmäßigen Auswertungen des
Fachbereiches Betrieb einfließen." IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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