Es kehrt wieder Leben ein auf den Gleisen
der Niederlausitzer Eisenbahn im südlichen
Land Brandenburg. Bereits seit der Übernahme
dieser Strecke von Herzberg (Elster)
Stadt nach Beeskow Ende 1998 durch die
Deutsche Regionaleisenbahn GmbH ist der
zuvor durch die DB gänzlich eingestellte
Schienenpersonennahverkehr zu bestimmten
Anlässen, wie z. B. dem Schliebener
Moienmarkt, wieder aufgenommen worden.
Nun soll ein innovatives Bürgerbahn-
Projekt, der Elbe-Elster-Express, für die
Schaffung eines touristisch orientierten
regelmäßigen Zugverkehrs zwischen Falkenberg
und Schlieben sowie bedarfsweise
über Hohenbucko-Lebusa bis Luckau-Uckro
(mit DB-Anschluss) sorgen.
Hoffnung auf Fremdenverkehr
Die im Landkreis Elbe-Elster gelegenen
Anliegergemeinden unterstützen dieses
Vorhaben mit allen Kräften. Der Grund: Die
strukturschwache Region war einst stark
landwirtschaftlich geprägt, setzt heutzutage
jedoch alle Hoffnung in die Entwicklung des
Fremdenverkehrs. Die abwechslungsreiche
Landschaft mit seichten Hügeln, Wäldern
und Flüssen bietet hierfür gute Voraussetzungen,
doch mangelt es an der verkehrlichen
Erschließung. Die Bahn verkehrt nur
noch auf den tangierenden Hauptstrecken.
Wer vom Großraum Berlin aus anreist
kommt nur bis Herzberg oder Falkenberg.
Eine ergänzende Buserschließung ist zumindest
am Wochenende nicht vorhanden.
Selbst die Straßenanbindung ist aus Richtung
Berlin sehr zeitraubend. Somit richten die
Gemeinden hohe Erwartungen in den Elbe-Elster-Express.
Das reizvolle Wald- und Heideland
mit seinen vielfältigen touristischen
Angeboten kann dann auch wieder an den
Wochenenden von Gästen besucht werden,
die auch ohne Auto mobil sein möchten. Die
Anreise wäre über den DB-Knotenbahnhof
Falkenberg und bedarfsweise über den DB-Bahnhof
Luckau-Uckro möglich.
Eigenwirtschaftliche Bürgerbahn
Mit dem Bürgerbahnprojekt werden die
Weichen für die Reaktivierung von Nahverkehrsstrecken
in der Fläche gestellt. Das
Bürgerbahnprojekt schließt die Lücken zwischen
alltäglich betriebenen Strecken und
gänzlich brachliegenden Verbindungen. Es
eignet sich vor allem dort, wo nur saisonal
oder an den Wochenenden Verkehrsbedarf
gegeben ist, also für touristische oder freizeitorientierte
Verkehre.
Das Grundprinzip der Bürgerbahn besteht
in einer weitgehend eigenwirtschaftlichen
Durchführung des laufenden Fahrbetriebs.
Dieses gelingt beim Elbe-Elster-Express nur
durch den kostengünstigen Betrieb des Streckengleises
der vom Deutschen Bahnkunden-Verband e.V. (DBV)
gegründeten Deutschen
Regionaleisenbahn GmbH. Der Fahrbetrieb
wird - in Anlehnung an erfolgreiche Bürgerbusprojekte
- zudem unter Einsatz ehrenamtlichen
Personals in der Trägerschaft des
DBV-Fördervereins Elbe-Elster-Express e. V.
durchgeführt
Beschäftigung für Jugendliche aus
der Region
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Das Bürgerbahn-Projekt Elbe-Elster-Express im Süden des Landes Brandenburg startet im Mai 2006 mit Wochenendfahrten zwischen Schlieben und Falkenberg (Elster). Grafik: Georg Radke |
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Ein wesentlicher Bestandteil der Projektdurchführung
ist die Einbindung von interessierten
Jugendlichen. Es wird das Ziel
verfolgt, Kindern und Jugendlichen eine
hochwertige Möglichkeit der Beschäftigung
zu geben. Dieses erscheint in der strukturschwachen
Region des Elbe-Elster-Kreises
als eine vordringliche Aufgabe, zumal es nur
wenige Betätigungsmöglichkeiten gibt. Die
Jugendlichen werden durch eine aktive Einbeziehung
in den - vorrangig am Wochenende
durchzuführenden - Bahnbetrieb in eine
verantwortungsvolle Tätigkeit gebracht.
Kreativität und Phantasie werden gefordert,
wenn es um die Lösung von Problemen geht.
Es werden Einblicke gegeben, die die spätere
Berufswahl beeinflussen werden. Durch
den Umgang mit den Fahrgästen wird das
Selbstbewusstsein in hohem Maße geschult.
Die Jugendlichen werden an ein umweltgerechtes
Verkehrsverhalten herangeführt.
Investitionen nötig
Bevor der Elbe-Elster-Express jedoch so
richtig ins Rollen kommt, muss erst einmal
investiert werden:
- Das Streckengleis ist zwar befahrbar, an
einigen Stellen müssen jedoch Rieht- und
Stopfarbeiten durchgeführt werden.
- Die Bahnsteige müssen hergerichtet werden.
Hierzu sind die Befestigungen zu
erneuern, und es ist eine fahrgastfreundliche
Ausstattung mit Wartehäuschen und
Informationstafeln vorzusehen.
- Ein Dieseltriebwagen muss beschafft und
den Anforderungen an einen touristischen
Verkehr entsprechend ausgerüstet werden
(Fahrradtransport, Informations- und Serviceeinrichtungen).
- Ein vorhandener historischer Lokschuppen
in Schlieben wird als Einsatzstelle hergerichtet.
Diese Maßnahmen wurden durch Eigenleistungen
der DRE schon vorbereitet. Zukünftig
werden zudem die Gemeinden - insbesondere
auch im Haltestellenbereich - tätig.
EU-Gelder eingeworben
Von größter Bedeutung ist allerdings, dass
auch Mittel der EU-Gemeinschaftsinitiative
LEADER+ eingeworben werden konnten.
Die Bewilligung eines entsprechenden Projektantrages
erfolgte am 20. Juli 2005. Es
werden rund 280.000 Euro für die investiven
Projektvorhaben zur Verfügung gestellt.
Möglich wurde diese Förderung auch durch
das gute Zusammenspiel mit der koordinierenden
LAG „Wald- und Heideland e.V." und
ihren Mitgliedern.
Mit der Bewilligung müssen die Maßnahmen
umgehend getätigt werden. Die
in der Regel notwendigen Ausschreibungen
werden gegenwärtig vorbereitet. Der
Zeitplan ist eng, denn bis Anfang Dezember
müssen alle Investitionen umgesetzt
werden.
Fünf Zugpaare ab Mai 2006
Der planmäßige Wochenendverkehr ist
dann ab 2006 immer als Saisonverkehr im
Zeitraum Mai bis Oktober geplant. Vorgesehen
sind täglich bis zu fünf Fahrtenpaare
im Streckenabschnitt Falkenberg
(Elster)—Schlieben mit Anschluss an die
DB-Züge. Zu bestimmten Anlässen - wie
zum Beispiel dem alljährlichen Schliebener
Moienmarkt - werden zusätzliche Fahrten
nach einem Sonderfahrplan eingelegt.
Auch kann der Triebwagen für bestellte
Sonderfahrten genutzt werden. Der Bereich
des Elbe-Elster-Express wird auch
von den durchgehenden DRE-Zugfahrten
der Kursbuchstrecke 213 Beeskow West—Riesa erfasst. DBV-Förderverein Elbe-Elster-Express
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