|
Jahrzehntelang wurde darüber nur debattiert:
Ein Verkehrsverbund für das ganze
Saarland. Am I.August 2005 wurde endlich
der SaarVV gestartet. Ihm gehören
alle saarländischen Verkehrsbetriebe an
- Saarbahn+bus, Neunkirchner Verkehrs AG
NVG, Kreisverkehrsbetriebe Saarlouis KVS,
Völklinger Verkehrsbetriebe VVG, Deutsche
Bahn AG und Regionalbus Saar-Westpfalz
RSW, aber auch private Unternehmen wie
Aloys Baron oder Lay-Reisen. Damit ist es
nun auch an der Saar möglich, mit nur einem
Fahrschein alle Verkehrsmittel benutzen zu
können. Das Saarland war das letzte verbundfreie
Gebiet im Südwesten Deutschlands.
|
Künftig kann auch die Straßenbahn mit Verbundfahrausweisen benutzt werden, hier ein Zug nach Riegelsberg Süd am Saarbrücker Hauptbahnhof. Foto: Manfred-Kurt Vormelker |
|
Den Verbundstart läuteten SaarVV-Geschäftsführer
Manfred Backes und Saarlands
Ministerpräsident Peter Müller (CDU) im Beisein
weiterer Prominenz auf dem Vorplatz
des Saarbrücker Hauptbahnhofs ein. Aufgrund
der langen Vorgeschichte kam Müller
in seiner Ansprache nicht umhin festzustellen,
dass der Verbundstart eine Spätgeburt
und auch keine leichte Geburt gewesen sei.
Doch sollen nach seinen Worten durch den
neuen Saar-Tarif 60 Prozent der saarländischen
ÖPNV-Nutzer weniger Geld für ihr
Ticket ausgeben und nur zehn Prozent mehr
zahlen müssen, vor allem im Saarbrücker
Umlandverkehr.
Zwar wurde schon in den 1980er Jahren
die VGS, die Verkehrsverbundgesellschaft
Saar gegründet, die ebenfalls dem SaarVV
angehört, doch viel mehr als Freifahrt für
Schwerbehinderte auf dem Netz der Bahn im
Saarland, einige Tageskartenangebote und
sogenannte Übersteigetarife sprang nicht
heraus. Während rund um das Saarland der
Westpfalz-Verbund (WVV), der Rhein-Nahe-Verbund
(RNN) und der Verkehrsverbund
Region Trier (VRT) entstanden, tat sich an
der Saar nichts.
Künftig nur ein Fahrschein
Zwar gab es aus Fahrgastsicht viele Innovationen,
wie die Saarbahn, die in Saarbrükken
als Tram, sonst Richtung Frankreich auf
Bahngleisen fährt, oder den Stadtbusverkehr
INGO in St. Ingbert (SIGNAL berichtete),
doch bei Fahrplan und Tarif blieb alles beim
Alten. Sprich: Beim Übergang auf ein anderes
Verkehrsunternehmen war meist ein
neuer Fahrschein erforderlich und der Bus
fuhr ab, wenn die Bahn gerade kam.
Im Jahr 2004 drohte die ganz Sache
einzuschlafen, weil sich besonders VVG,
Saarbahn+bus und die Vorgängerfirma
Gesellschaft für Straßenbahnen im Saartal
AG/Saartal-Linien querstellten. Das Saarland
machte sich im sonst mit Verbünden
flächendeckend versorgten Südwesten
Deutschlands allmählich zum Gespött der
Fachwelt. War es doch das einzige Bundesland
das keinen Verbundtarif kannte!
Nach einem Machtwort von Wirtschaftsminister
Hanspeter Georgi und Wirtschaftsstaatssekretär
Albert Henrich, dem „spiritus
rector", so der Ministerpräsident, setzten
sich die saarländischen Verkehrsunternehmen
zusammen. Nun wurde eine Art Unternehmensverbund
geschaffen. Die DB Regio
ist aus kartellrechtlichen Gründen kein
Mitgesellschafter des SaarVV, aber mit ihm
durch Kooperationsverträge verbunden. Jedoch
sind nicht, wie sonst hierzulande üblich,
die Kommunen als Aufgabenträger Gesellschafter
des Verbundes.
Das Land will den SaarVV mit Ausgleichsmitteln
wegen der nun erfolgenden Durchtarifierung
unterstützen. Der Ministerpräsident
versprach, dass dafür bis 2010 jährlich
5,5 Millionen Euro vom Land fließen werden.
„Bis dahin hoffen wir, dass durch die Fahrgastzuwächse
die verbundtypischen Zusatzverluste
ausgeglichen werden", sagte Peter
Müller. Daneben sollen auch Verbesserungen
der betrieblichen Infrastruktur gefördert und
ein Fahrzeugpool mit gemeinsamem Einkauf
aufgebaut werden. „Damit werden wir auch
neue Arbeitsplätze schaffen", gab sich Bakkes
sicher. Im Saarland, das mit einer hohen
Arbeitslosenquote bis zu 18 Prozent belastet
ist, ist das natürlich kein unwichtiger Faktor.
Fahrgastbeirat vorgesehen
Dem Verbund wird auch ein Fahrgastbeirat
angegliedert, wie es sie fast überall im Saarland
gibt. Doch inwieweit sich hier die Kunden
einbringen können, ist nach den bisher
schlechten Erfahrungen noch abzuwarten.
In der Vergangenheit gab es oft Rückzüge
von Fahrgastbeirats-Mitgliedern, weil die
Beiräte oft nur Alibifunktionen erfüllten,
aber wenig auf Fahrgastinteressen eingingen.
Der letzte Rückzug verstärkte aber den
Druck, nunmehr beim Verkehrsverbund zur
vollendeten Tat zu schreiten. Der Saarländische
Bahnkunden-Verband, Landesverband
des Deutschen Bahnkunden-Verbands
DBV, wird ein besonderes Augenmerk auf
entsprechende Mitwirkungsmöglichkeiten
richten.
|
Hoffen auf eine gute Verbund-Zukunft: Vertreter saarländischer Verkehrsbetriebe mit dem saarländischen Ministerpräsitenten Peter Müller (Mitte) und SaarVV-Chef Manfred Backes (links). Foto: Manfred-Kurt Vormelker |
|
Wie in vielen anderen Verbünden liegt
dem neuen Saartarif eine Wabenstruktur zugrunde,
wobei Saarbrücken und Völklingen
jeweils eine Großwabe bilden, die als zwei
Waben gezählt wird. Bei der Preisermittlung
werden einfach die jeweils durchfahrenen
Waben gerechnet. Die Preisspanne reicht
von 1,60 Euro für eine Wabe bis zu 6,30 Euro
für neun oder mehr Waben. Die Einzeltageskarte
kostet zwischen 4,00 Euro und 13,30
Euro. Für alle DB-Bahncard-Inhaber gibt es
einen eigenen BahncardTarif, der einen Rabatt
von etwa 25 Prozent gewährt.
Die Wabenaufteilung führte allerdings
auch zu Ungereimtheiten, weshalb der Saarländische
Bahnkunden-Verband erreichen
will, dass die Wabenstruktur in einigen Details
überarbeitet wird.
Bahnkunden-Verband mahnt Verbesserungen
an
„An der Diskussion müssen auch die bestehenden
Fahrgastbeiräte und Kommunen
beteiligt werden", forderte der DBV-Landesbeauftragte
Manfred-Kurt Vormelker. Nicht
nachvollziehbar für den Bahnkunden-Verband
ist die Tatsache, dass es bis auf Weiteres
kein gemeinsames Fahrplanheft für
den SaarVV geben wird. SaarVV-Vertriebsleiterin
Sabine Vogel-Knels begründete die
Verspätung damit, dass die Verkehrsbetriebe
nach den ersten Erfahrungen mit dem
neuen Verbund neue Fahrpläne bis Herbst
erstellen wollen. Der Saarländische Bahnkunden-Verband
hofft aber, dass der schon
beim Gründungsakt von vielen der künftigen
SaarVV-Kunden geäußerte Wunsch nach einem
gemeinsamen Fahrplanheft bald erfüllt
wird. (mkv) Saarländischer Bahnkunden-Verband
|