„Für mehr Bahn im Land" war das Motto, unter
dem ein legendärer IFA-Veteran, der Omnibus
H6, am 17. und 18. September 2005
pünktlich um 6 Uhr von Gera aus in Richtung
Zwickau startete. Im Rahmen der
bundesweiten 22. Schienenverkehrs-Wochen des Deutschen
Bahnkunden-Verbandes e.V. (DBV) übernahm dieser
1958 in Werdau gebaute heutige
Traditionsomnibus symbolisch die
Aktion „Historischer Schienenersatzverkehr"
entlang der im Jahr 2000 stillgelegten Eisenbahnverbindung
von Wünschendorf nach Werdau. Mit freundlicher Unterstützung der
THÜSAC Personennahverkehrsgesellschaft/Thüringen mbH und der regionalen
Verkehrsbetriebe Zwickau
verwirklichte der Eisenbahnförderverein
EFWO „Friedrich List" e.V. den
ersten fahrplanmäßigen Schienenersatzverkehr
in Zusammenarbeit mit
der Transnet-Gewerkschaft-GdED, Ortsverwaltung
Zwickau sowie dem Umwelt &
Verkehrspolitischen Arbeitskreis „Initiative
29. Mai" der Linkspartei.PDS Zwickau.
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Historischer und bestellter SEV nebeneinander vor dem Bahnhof Werdau. Zufällig wurde am 17. und 18 September auf der Eisenbahnstrecke Zwickau—Werdau—Gößnitz gebaut, so dass auch die Deutsche Bahn AG einen Schienenersatzverkehr fuhr. Foto: André Ackermann, Zwickau |
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Die Aktion dieses breiten Bündnisses diente
dazu, erneut darauf aufmerksam zu machen,
dass die ländlich gelegene Region zwischen
Werdauer Wald und Greizer Landkreis
an Wochenenden völlig vom öffentlichen
Personennahverkehr abgekoppelt ist und
zum Pkw keine Alternative besteht. Weiterhin
wurde ein Beitrag für die Förderung des
Tourismus geleistet, auch durch Aufstellung
zusätzlicher Haltestellen.
Das Ziel der Aktion, den verkehrspolitischen
Forderungen nach Wiederbelebung
der Eisenbahnstrecke Werdau—Wünschendorf,
welche die Oberzentren Gera und
Zwickau auf kürzestem Schienenwege miteinander
verbindet, öffentlichkeitswirksam
Nachdruck zu verleihen, wurde erreicht. Die
Idee mit dem „Historischen SEV" erwies sich
als richtig. An Informationsständen vor den
Bahnhöfen Wünschendorf und Werdau konnten
viele Bürgerinnen und Bürgern erreicht
werden. Auch die Transnet-Gewerkschaftszeitung
„Inform" mit einem Wahlcheck zu
Bahn und verkehrspolitischen Positionen
der einzelnen der am 18. September zur
Bundestagswahl angetretenen demokratischen
Parteien und das verkehrspolitische
Infoblatt „Bahnpost" des EFWO „Friedrich
List" e.V. fanden viel Interesse.
Es wurden an diesem Wochenende bei
acht fahrplanmäßigen Sonderfahrten 574
Kilometer mit dem H6-B zurückgelegt und
bei den einzelnen Fahrten 36 Fahrgäste insgesamt
befördert, die gesamte Auslastung
lag damit bei 25%. Dies ist
allerdings kein Armutszeugnis, wenn
man bedenkt, dass diese Sonderaktion
ohne Voranmeldung individuell
und kurz entschlossen wie bei den
regionalen ÖPNV-Leistungen genutzt
werden konnte und diese wagemutige
Unternehmung sozusagen
als Pilotprojekt vorerst nur an einem
Wochenende und nicht über einen
längeren Zeitraum durchgeführt
wurde. Solch eine Aktion kann auch
vorerst nur ein Versuch sein, dem
bequemen Pkw-Tourismus entgegenzuwirken,
so dass die Organisatoren
mit der Auslastung durchaus
zufrieden sein können.
Eine Fahrt mit der Eisenbahn - nach Streckensanierung
- von Werdau nach Wünschendorf
mit Halt an allen Bahnhöfen und
Haltepunkten würde mit einer Stunde Fahrzeit
gegenüber dem Schienenersatzverkehr
wesentlich weniger Zeit in Anspruch nehmen
und entsprechend attraktiver sein. Der
SEV war immerhin drei Stunden durch die
verwinkelten Ortschaften entlang der Eisenbahnstrecke
unterwegs und somit langsamer
als der letzte RegionalExpress von Zwickau
und Gera im Jahre 1999. Eisenbahnförderverein Friedrich List Zwickau
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