In Sachsen steht die zweite Kreisgebietsreform
seit der Wende bevor. Dabei soll
es beispielsweise zu Kuriositäten wie einem
Landkreis Delitzsch-Torgau-Oschatz
kommen.
Der Deutsche Bahnkunden-Verband hat
das Vorhaben der Staatsregierung zum Anlass
genommen, sich in einem Brief an den
sächsischen Innenminister Dr. Albrecht
Buttolo für die Berücksichtigung der vorhandenen
Verkehrsinfrastruktur bei der
Kreiszusammenlegung einzusetzen.
Im Einzelnen fordert Gerhard J. Curth,
Präsident des Verbands, in dem Schreiben,
dass angesichts der immer knapper werdenden
Mittel für den öffentlichen Nahverkehr
und für die Verkehrsinfrastruktur
auch die Mobilitätsbedürfnisse der Bürger
in die Überlegungen einer neuen Kreisreform
einfließen müssen.
Hierbei sollten die aus der vorangegangenen
Kreisgebietsreform erwachsenen
Missstände bereinigt werden. So wurden
die Kreise Löbau und Zittau zusammengelegt,
aber gleichzeitig wurde die Bahnverbindung
zwischen beiden Städten abgeschafft.
Bei der Zusammenlegung der Kreise
Grimma und Würzen hat man, statt die
verbindende Muldentalbahn zu reaktivieren,
auf die Bahntrasse einen Radweg
gebaut.
Noch gravierender waren Zusammenlegungen
wie Torgau und Oschatz. Die beiden
30 km auseinander liegenden Städte
sind per Bahn nur mit einem 100 km Umweg
über Leipzig oder 60 km über Elsterwerda—Riesa
erreichbar, was sich durch
die vom Verkehrsverbund Oberelbe (WO)
favorisierte Abbestellung zwischen Falkenberg
und Riesa verschärfte. Während
die früheren Kreise Delitzsch, Eilenburg
und Torgau mit der Bahnstrecke Leipzig—Cottbus
eine sie verbindende Verkehrsinfrastruktur
hatten, schaffte man einen
Kreis Torgau-Oschatz.
Die Verbindung zwischen diesen beiden
Städten über eine untergeordnete
Staatsstraße ist so unattraktiv, dass weder
in Oschatz noch in Torgau ein Straßenhinweisschild
auf die jeweils andere Stadt zu
finden ist.
Das Konzept, mit der Kappung von
Bahnstrecken innerhalb der Landkreise
die Entwicklung der meist kommunalen
Busbetriebe zu fördern, wird tendenziell
an den knappen Mitteln für den ÖPNV
scheitern, zumal die Busse ohnehin nur
überwiegend im Schülerverkehr und
werktags verkehren. Mitteldeutscher Bahnkunden-Verband
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