Die Sammlung der vom DVN betreuten historischen
Fahrzeuge ist seit kurzem um ein
wichtiges Exemplar bereichert worden: der
Doppeldeckomnibus des Typs Do 54 mit
Holzaufbau von 1956. Damit ist neben dem
bereits erhaltenen Doppeldeckertyp Do 56
(Stahlaufbau) auch die erste Omnibus-Eigenentwicklung
der BVG-Ost der Nachwelt dauerhaft
erhalten.
Bei diesem Typ handelt es sich um eine Eigenentwicklung
der BVG-Ost aus dem Jahre
1954. 1955 wurden im damaligen Omnibusund
Lastwagenreparaturwerk (OLW) Treptow
(ehemalige Hauptwerkstatt Omnibus
der BVG) ein Prototyp und eine Nullserie von
fünf Wagen dieses Typs gebaut. Die Serienfertigung
weiterer 79 Wagen übernahm dann
der Waggonbau Bautzen. Der Einsatz dieses
Wagentyps endete 1971.
Der erhaltene Wagen trug die Wagennummer
929. Im August 1970 ging er nach
einem Unfall mit einer Gesamtlaufleistung
von 858 300 Kilometern außer Betrieb. 1989
konnte der Wagen mit der Aufschrift „Hugo"
in einem Marzahner Kleingarten
durch Mitglieder des DVN und BVGMitarbeiter
geborgen werden.
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Der Do 54 ist wieder auferstanden - langjährige unentgeltliche Freizeitarbeit machte es möglich. In den 50er und 60er Jahren gehörten diese markanten Doppeldeckerbusse mit „Schnauze” zum gewohnten Stadtbild im Ostteil Berlins. Foto: Ivo Köhler |
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Die Restaurierung wurde als gemeinsames
Projekt von BVG, Märkischem
Museum (heute Stadtmuseum)
und DVN angegangen. Den hölzernen Aufbau restaurierte die
Stellmacherei Brandenburg in Berlin-Weißensee.
Gleichzeitig arbeitete
die Betriebswerkstatt Treptow
ein Tauschfahrgestell auf. Die Komplettierung
durch den DVN erwies sich als langwieriges Unternehmen:
Über längere Zeit arbeiteten nur
ein bis zwei Vereinsmitglieder am
Fahrzeug, auch war noch eine Reihe
von Ersatzteilen zu beschaffen.
Beschleunigt wurden die Arbeiten,
nachdem 2002 ein junges Vereinsmitglied
sich des Fahrzeuges annahm
und in einem Kraftakt in nahezu
täglicher Freizeitarbeit den Innenausbau
und die Farbgebung des
Fahrzeugs zum Abschluss brachte.
Der Wagen wurde im Anlieferungszustand
restauriert: Das beinhaltet insbesondere die
Wiederherstellung des offenen Heckeinstiegs,
der in den 60er Jahren mit Einführung des
schaffnerlosen Betriebs geschlossen wurde.
Der erste öffentliche Auftritt war am
27. März 2004 im Rahmen einer Veranstaltung
auf dem Omnibus-Betriebshof Indira-Ghandi-Straße
und in der Spandauer Altstadt. Danach
konnte er nochmals am 15. Mai 2004 auf dem
Betriebshof Lichtenberg zum Jubiläum 75
Jahre BVG besichtigt werden. Nach Erledigung
weiterer Arbeiten war es schließlich möglich,
Wagen 929 - oder „Hugo", wie er im Marzahner
Garten hieß - in Kooperation mit der
Traditionsbus GmbH und mit Unterstützung
durch die BVG und das Berliner Stadtmuseum
im Dezember 2005 neu zuzulassen.
Das Fahrzeug kann nun zu Veranstaltungen
eingesetzt oder auch gemietet werden.
Der DVN führt in diesem Jahr auch erstmals
Themenfahrten mit dem Omnibus durch, auf
denen der frisch restaurierte Do 54 ebenfalls
zu sehen sein wird. Ivo Köhler, Denkmalpflege-Verein Nahverkehr Berlin e. V. (DVN)
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