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Nachdem sich die BVG vom 15-Meter-Eindecker losgesagt hatte, standen nur
noch zwei Eindecker-Typen zur Nachbeschaffung
an: der 12-Meter-Solowagen und
der 18-Meter-Gelenkbus. Dabei erschwerte
auch dieses Mal der Konflikt zwischen den
Platzansprüchen der verschiedenen Nutzergruppen
bei begrenzter Gesamtkapazität
eine zufriedenstellende Gestaltungslösung.
Während es beim kurzen Bus mit der Gestaltung
als Low-Entry-Wagen (LE) eine bewährte
Raumaufteilung gibt, die zum Glück
wohl auch beim neuen Leichtbau-Typ aus
den Niederlanden beibehalten wird, hat
die BVG als Besteller bei der Gestaltung der
Gelenkwagen von Scania – man muss es so
deutlich nennen – versagt.
In der Kundenzeitschrift BVG-plus, Heft
6/14 wurde die Innenraumgestaltung der
neuen Gelenkwagen vorgestellt, womit sofort
viele Fragen aufgeworfen wurden:
- Warum wurden die Stellplätze für Rollstühle,
Kinderwagen, Großgepäck und
Rollatoren nicht alle am bewährten Platz
gegenüber der zweiten Tür angeordnet?
Es gibt dafür keinen konstruktiven
Grund wie Motor- oder Tankeinbauten.
Vielmehr ist einer dieser Stellplätze jetzt
seitlich versetzt auf der Einstiegsseite angeordnet.
Somit müssen sich die Ein- und
Aussteiger auf Rädern nun in den engen
und zumeist vollen Bussen um die Ecke
drängeln und blockieren damit außerdem
den Strom der von der Vordertür
kommenden Einsteiger, statt einfach kurz
gerade auf die andere Wagenseite zu
fahren. Längere Haltestellenzeiten sind
somit vorprogrammiert und damit wird
es für die BVG dann teuer, denn verlängerte
Haltestellenaufenthalte bedeuten
mehr Fahrzeit und damit mehr Umläufe.
Außerdem führt die beidseitige Freihaltung
von Bewegungsfläche zum Verlust
von Festhaltemöglichkeiten. Auch für die
Anbringung von Griffstangen in der Nähe
der Stellflächen wären Sitzreihen auf der
Einstiegsseite eine Verbesserung.
- Warum wurden in der Mehrzweckzone
Klappsitze (und dann auch noch so viele)
installiert, die einen weiteren Nutzungskonflikt
hervorrufen? Besonders bei der
gewählten „Um-die-Ecke-Anordnung“
dieser Zone ist für die Einsteiger nicht
sofort ersichtlich, dass die hier sitzenden
Fahrgäste aufstehen müssten, wenn Kinderwagen
oder Rollstühle kommen. Also
werden diese Bereiche sicher meist von
Sitzenden blockiert bleiben und somit zu
einer weiteren Überfüllung des Busses
durch zugestellte Mittelgänge beitragen.
Das Argument, dass man damit die Sitzplatzzahl
insgesamt erhöht, führt zur folgenden
Frage:
- Warum wurden so wenig gute, das heißt
feste, Sitzplätze eingebaut? Schon wieder
bietet eine neue Busgeneration keine Verbesserung
gegenüber ihren Vorgängern,
und besonders die Zahl der Sitze im Niederflurbereich
nahe am Vordereinstieg ist
auf einen negativen Rekord gesunken. Dafür
sind die unbequemen Klappsitze kein
angemessener Ersatz!
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Neuer BVG-Gelenkbus. Die Innenraumaufteilung hat zahlreiche Mängel, die nur durch Umgestaltung oder – besser noch – Aufhebung des Zwangs zum Vorneeinstieg behoben werden können. Zeichnung: Stefan Retzlaff |
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So wurde bei dieser Bestellung zum einen
gänzlich auf Sitzplätze auf dem vorderen
rechten Radkasten verzichtet und damit
mindestens 4 Plätze verschenkt. Zum anderen
wurden als Prioritätsplätze die dafür
falsch angeordneten ausgewiesen. Diese
Plätze werden bekanntlich mit Aufklebern
zum Freimachen für bedürftige Personengruppen
gekennzeichnet und sollten darum
erstens möglichst nahe am Einstieg sein und
zweitens nicht mit anderen speziellen Kundengruppen
konkurrieren. In der von der
BVG gewählten Ausführung sollen es aber
genau die Sitze an den Stellflächen sein, die
also zuerst von Menschen mit Kinderwagen
und großem Gepäck benötigt werden.
Die Verkehrsbetriebe haben bei früheren
Bestellungen ja schon gezeigt, dass sie es
besser wissen. Und deshalb kann die Forderung
aus Fahrgastsicht nur lauten:
Die Stellflächen gehören auf die linke
Fahrzeugseite und die rechte Seite sollte
zwischen den beiden ersten Türen den Prioritätssitzen
in ausreichender Anzahl vorbehalten
sein. Die Anbringung von Klappsitzen
auf Stellflächen ist zumindest bei dem stark
begrenzten Platz in Bussen einzuschränken.
Ebenso abgeschafft gehört die neuere Unsitte
von halbhohen Sperrwänden vor den
Sitzen an den Stellflächen. Damit wird den
Menschen, die die Stellfläche für Kinderwagen
oder Großgepäck benötigen, ein direkter
Zugriff auf ihre Sachen erschwert. Statt
dessen werden ihnen Klappsitze in der Stellfläche
geboten, die wiederum anderen den
Stellplatz nehmen.
Leider hat sich die BVG noch nicht zum
Grundriss des neuen 12-m-Wagens geäußert.
So kann man nur hoffen, dass dort
nicht dieselben Fehler gemacht werden.
Hoffen muss man auch, dass die neuen Scania-Gelenwagen
flexibel genug sind, um die
gröbsten Fehler der Innenraumgestaltung
noch ausbessern zu können.
Doch man kann den Fehlern bei den neuen
Fahrzeugen auch etwas Positives abgewinnen.
Beide unterstützen die Forderung des
Berliner Fahrgastverbands IGEB, den Zwang
zum Vorneeinstieg endlich abzuschaffen.
Beim neuen Gelenkbus wird durch das Gedrängel
zu den Vorrangsitzen und Stellflächen
im vorderen Busbereich der von der BVG
so geliebte „Fahrgastfluss“ mit Gänsemarsch
durch die erste Tür nahezu unmöglich gemacht.
Auch die bei den beiden Prototypen
des kurzen Busses nur einflügelige Vordertür
trägt dazu bei, denn damit können Barzahler
nicht mehr überholt werden und halten so
alle anderen Einsteiger auf. (af)
IGEB Stadtverkehr
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