Mauer-Radweg

Letzte Lücke im Berliner Mauer-Radweg wird endlich geschlossen

„Letzte Lücke … wird endlich geschlossen“

alttag
Umleitung. Der Berliner Mauer-Radweg ist immer noch durch die Dresdener Bahn (hinter den Bäumen) unterbrochen. Foto: Michael Wedel

„Letzte Lücke … wird endlich geschlossen“ Ebenso lautete bereits die Überschrift meines Beitrages in der SIGNAL 1/2013. Seither waren aber noch weitere sechs Jahre intensiver Arbeit erforderlich, bis dies nun wirklich gesichert scheint.

Mein Dank gilt der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow, die am 9. Mai den entscheidenden Beschluss gefasst hat. Mein Dank gilt außerdem den Ländern Berlin und Brandenburg und vielen anderen Akteuren, die das zeitweise aussichtslos Erscheinende ermöglichen. Berlin wird die Planungs- und Baukosten übernehmen, Brandenburg die erforderlichen Ablösezahlungen an die Deutsche Bahn. Offen war zuletzt nur noch, ob die Gemeinde Blankenfelde-Mahlow dauerhaft den Unterhalt des Weges trägt. Das ist seit dem 9. Mai 2019 nun gesichert.

Eines ist klar: Wenn die Unterführung unter der S-Bahn und den künftigen Fernverkehrsgleisen der Dresdener Bahn jetzt nicht mitgebaut wird, dann kommt sie nie! Die vielen Radelnden auf dem Mauer-Radweg müssten weiterhin einen großen fahrradunfreundlichen Umweg auf grobem Kopfsteinpflaster über Berlin-Lichtenrade fahren.

Der entscheidende Beschluss

In ihrer Sitzung am 9. Mai 2019 hat sich die Gemeindevertretung der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow erneut mit der Planung, Errichtung und Unterhaltung einer Eisenbahnüberführung für den Berliner Mauer-Radweg befasst.

Die Beschlussvorlage der Verwaltung lautete im Wortlaut: „Die Gemeindevertretung beschließt, das mit Antrag auf Planfeststellung am 5.11.2013 eingeleitete Planfeststellungsverfahren zum Neubau einer Eisenbahnüberführung Mauerweg wiederaufzunehmen und nach erfolgtem Planfeststellungsbeschluss die Errichtung der Eisenbahnüberführung zu realisieren. Die notwendigen Mittel sind im Haushalt 2020 zu berücksichtigen, eine zusätzliche Stelle ist im Stellenplan der Gemeinde einzuplanen.

Die Gemeindevertretung beschließt weiterhin, die Verwaltung zu beauftragen

  • 1.) eine Verwaltungsvereinbarung mit dem Land Berlin zur Finanzierung der Planung und Errichtung der Eisenbahnüberführung Berliner Mauerweg ( ) abzuschließen.
  • 2.1) entweder dem Vorschlag des Landes Brandenburg grundsätzlich zu folgen, und eine Verwaltungsvereinbarung mit dem Land Brandenburg zur Finanzierung der kapitalisierten Erhaltungs- und Betriebskosten, die der DB Netz AG im Zusammenhang mit der neu zu errichtenden Eisenbahnüberführung Berliner Mauerweg zu zahlen sind, unter der Bedingung abzuschließen, dass Brandenburg die Bereitstellung der Mittel uneingeschränkt zusichert ( )
  • 2.2) oder weiter zu verhandeln, bis eine vollständige Kostenübernahme zugesichert wird, und eine Verwaltungsvereinbarung mit dem Land Brandenburg zur Finanzierung der kapitalisierten Erhaltungs- und Betriebskosten, die sowohl der DB Netz AG als auch der Gemeinde im Zusammenhang mit der neu zu errichtenden Eisenbahnüberführung Berliner Mauerweg zu zahlen sind, abzuschließen ( ).“

Zur Einordnung: Der Beschlussvorschlag 2.1 basiert auf einer Zusage des Landes Brandenburg, Beschlussvorschlag 2.2 erfordert neue Verhandlungen, damit das Land Brandenburg auch die Folgekosten für die Erhaltung des Weges trägt. Diese Forderung entspricht der bisherigen Beschlusslage der Gemeinde. Aber wenn sie am 9. Mai aufrechterhalten worden wäre, gäbe es nicht nur weitere Verzögerungen, sondern die Gefahr eines Scheiterns des Projektes wäre groß.

Die lange Vorgeschichte

In der Begründung zur Beschlussvorlage erläuterte die Verwaltung im Wortlaut: „Bereits seit dem Jahr 2001 bestehen Bestrebungen des Landes Berlin und des auf Verkehrspolitik spezialisierten Europaabgeordneten Cramer, der sich als Befürworter des Erhalts des ca. 160 km langen Berliner Mauerwegs dafür einsetzt, dass eine Eisenbahnüberführung in der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow erstmalig errichtet wird, um einen weiteren Lückenschluss im Verlauf des Mauerweges zu erschaffen.

Seit 2010 finden Arbeitsgespräche zwischen dem Land Berlin, dem Land Brandenburg, der DB AG und der Gemeinde Blankenfelde-Mahlow zur Finanzierung, Umsetzung und Baulastträgerschaft einer zukünftigen Eisenbahnüberführung (EÜ) Mauerweg statt. Die Gemeinde hat am 14.06.2012 den Beschluss gefasst, die Baulastträgerschaft für den Mauerweg zu übernehmen ( ) und ihre Bereitschaft erklärt, das Planfeststellungsverfahren durchzuführen und die notwendigen Grundstücke zu erwerben, wenn die anderen Beteiligten sämtliche Kosten tragen, die im Zusammenhang mit Planung, Bau und Unterhaltung dieser EÜ stehen werden. Berlin stimmte der Kostenübernahme für Planung und Bau grundsätzlich zu und Brandenburg stellte in Aussicht, die Unterhaltungskosten zu übernehmen.

Durch die Gemeinde wurde die Erstellung der notwendigen Entwurfsunterlagen beauftragt und im Jahr 2013 wurde ein Planfeststellungsantrag für das Vorhaben durch die Gemeinde beim Landesamt für Bauen und Verkehr eingereicht. Das förmliche Verfahren wurde durch Auslegung der Planfeststellungsunterlagen Februar/ März 2014 eröffnet. Der zugesicherte Grunderwerb wurde durch die Gemeinde realisiert.

alttag
Der Berliner Mauerweg entlang der ehemaligen Grenze zwischen West-Berlin und der DDR ist gut ausgeschildert. Foto: Marc Heller

Die seitdem andauernden Verhandlungen zum Abschluss von Verwaltungsvereinbarungen, mit denen sich die Länder Berlin und Brandenburg gegenüber der Gemeinde zur jeweiligen zugesagten Kostenübernahme verpflichten wollen, führten dazu, dass das Planrechtsverfahren nicht weiter vorangetrieben wurde. ( )

Die Verhandlungsergebnisse mit den Ländern Berlin und Brandenburg sind mit Stand Mai 2019 folgende:

zu 1.) Mit dem Land Berlin konnte bereits im April 2018 Einigkeit über den Abschluss einer Vereinbarung zur vollständigen Finanzierung bis zur Fertigstellung der Maßnahme, ohne Einschränkung des Förderzeitraums ( ) erzielt werden.

zu 2.) Mit dem Land Brandenburg konnte bislang keine Einigkeit erzielt werden, insbesondere da sich das Land nicht bereit erklärt, die der Gemeinde durch die Unterhaltung und zukünftige Erneuerung der in ihrer Baulast stehenden Bauwerksteile und des neuen Weges entstehenden Kosten zu tragen.

In diesem Zusammenhang ist durch die Gemeindevertretung zu entscheiden, ob von der bestehenden Beschlusslage abgewichen werden soll (gemäß Beschlussvorschlag zu 2.1) oder ob die Gemeinde einer Vereinbarung nur zustimmt, mit der sich das Land verpflichtet, auch die Unterhaltungs- und Erneuerungskosten der Gemeinde zu erstatten (gemäß Beschlussvorschlag zu 2.2).

Weiterhin möchte das Land die zugesicherte Kostenübernahme unter den Vorbehalt der Verfügbarkeit der Mittel im eigenen Haushalt stellen. Vom Abschluss einer Vereinbarung mit dieser Klausel wird dringend abgeraten ( ).

Die Steuerung dieses fachlich und zeitlich anspruchsvollen Projektes ist mit der vorhandenen Verwaltungskraft nicht sachgerecht umsetzbar, so dass die Verwaltung bei entsprechender Beschlusslage die Besetzung der neu zu schaffenden Stelle eines Projektsachbearbeiters mit entsprechendem fachlichen Hintergrund umgehend in die Wege leiten soll.“

Am Ende einstimmig

alttag
Der Kartenausschnitt zeigt, dass der Berliner Mauer-Radweg an der Grenze zwischen Berlin-Lichtenrade und Mahlow durch die S-Bahn-Strecke unterbrochen ist und ein weiter Umweg bis zum nächsten Bahnübergang in Lichtenrade erforderlich wird. aus: Michael Cramer, Berliner Mauer-Radweg, Verlag Esterbauer GmbH

Nach Diskussion wurde der Beschlussvorschlag 2.2), mit dem neue Hürden errichtet worden wären, mit 3 Ja-Stimmen, 23 Nein-Stimmen und 1 Enthaltung abgelehnt.

Der oben zitierte grundsätzliche Beschluss für die Realisierung der Unterführung mit den beiden Aufträgen an die Verwaltung gemäß Ziffern 1.) und 2.1) wurde dann erfreulicherweise einstimmig bei 2 Enthaltungen gefasst.

Damit kann die letzte Lücke im Berliner Mauer-Radweg endlich geschlossen werden. Gegenüber dem Tagesspiegel äußerte Bürgermeister Ortwin Baier die Hoffnung, dass eine Fertigstellung bis 2022 möglich sei, also drei Jahre vor der derzeit für 2025 geplanten Fertigstellung dieses Abschnitts der Dresdener Bahn.

Davon profitieren werden dann auch alle, die auf dem Radfernweg Berlin—Leipzig unterwegs sind.

Michael Cramer
Mitglied des Europäischen Parlaments – Fraktion Die Grünen/EFA und Mitglied des Ausschusses für Verkehr und Tourismus

aus SIGNAL 2/2019 (Juli 2019), Seite 29-30

 

Die Jahrgänge



Die SIGNAL-Jahrgänge in der Übersicht:

» 2025
» 2024
» 2023
» 2022
» 2021
» 2020
» 2019
» 2018
» 2017
» 2016
» 2015
» 2014
» 2013
» 2012
» 2011
» 2010
» 2009
» 2008
» 2007
» 2006
» 2005
» 2004
» 2003
» 2002
» 2001
» 2000
» 1999
» 1998
» 1997
» 1996
» 1995
» 1994
» 1993
» 1992
» 1991
» 1990
» 1989
1988
1987
1986
1985
1984
1983
1982
» 1981
» 1980
ANZEIGE

aktuelles Heft

TitelbildMai 2025

komplettes Heft »

Die Themen der aktuellen Ausgabe 02/2025:

» Wie die Autobahn die S‑Bahn lahmlegte. Und lahmlegen wird.



neu hier?
Links lesen Sie einen Artikel aus dem Internetarchiv der Fachzeitschrift Signal, die sich mit Verkehrspolitik für Berlin und Deutschland auseinandersetzt.

Auf signalarchiv.de finden Sie zusätzlich zu ausgewählten Artikeln aus dem aktuellen Heft auch viele ältere Artikel dieser Zeitschrift.





Kontakt - Abo - Werbung - Datenschutz - Impressum
Herausgeber: Interessengemeinschaft Eisenbahn, Nahverkehr und Fahrgastbelange Berlin e.V.
  © GVE-Verlag / signalarchiv.de / holger mertens 2008-2013 - alle Rechte vorbehalten