Aktuell
Protest gegen Pläne zur Einstellung der U15
IGEB
1. Dez 1993
Seit die U3 als U15 von Uhlandstraße bis Schlesisches
Tor fährt, hat sich die Zahl der Fahrgäste
auf der bisher unattraktiven Stummellinie vervielfacht.
Dennoch planen einige BVG-Herren ernsthaft,
diese wichtige, erst einen Monat alte Verbesserung
bereits wieder zurückzunehmen! Ein
unglaublicher Vorgang. Bereits Ende November
gelangten diese Pläne an die Öffentlichkeit. Doch
damals setzte sich die U15-Fraktion noch durch,
nachzulesen in der auf Seite 11 abgedruckten
Presseerklärung der BVG. Aber die Gefahren für
das Fortbestehen der U15 sind keineswegs gebannt.
Aus Fahrgastsicht gibt es jedoch gute
Gründe, mit Nachdruck einen Erhalt dieses neuen
Angebotes zu fordern:
- Schon jetzt sind die Züge gut besetzt. Doch sie
werden noch viel voller werden. Denn zum einen
brauchen viele Fahrgäste immer einige Zeit,
um sich an neue Angebote zu gewöhnen - bei den
Fachleuten der BVG rechnet man mit bis zu
einem Jahr. Zum anderen meiden viele Fahrgäste
noch die neuen U-Bahn-Angebote, abgeschreckt
durch täglich neue Störungen und Verspätungen,
auch wenn dies meist nur die U2 betrifft. Die derzeitigen
Fahrgastzählungen können deshalb überhaupt
nicht repräsentativ sein.
- Fahrgäste, die mit der U1/U15 von Kreuzberg,
Tiergarten und Schöneberg kommen und auf die
wichtige U-Bahn-Linie 9 umsteigen wollen,
müssen ohne U15 in Spichernstraße statt Kurfürstendamm
umsteigen. Der Bahnhof Spichernstraße
ist jedoch für Umsteiger einer der beschwerlichsten
im ganzen Berliner U-Bahn-Netz.
Ohne U15 verschlechtert sich das Angebot
zwischen Schlesisches Tor und Wittenbergplatz.
Die Züge sind aber schon heute auf dieser Strecke
überfüllt.
Punkt 2. und 3 bedeuten: Wenn jetzt die U15
eingestellt wird, ist das Angebot für viele Fahrgäste
sogar noch schlechter als vor dem 13. November.
- Wenn statt der U15 wieder nur die Stummellinie
U3 fährt, muß die ganze Fahrgastinformation
erneut umgestellt werden: neue Fahrpläne,
neue Schilder auf den Bahnhöfen, neue Netzspinnen
in allen Zügen und auf allen Bahnhöfen usw,
eine unglaubliche Verschwendung von Steuergeldern.
- Von Wittenbergplatz Richtung Schlesisches
Tor würden viel mehr Fahrgäste die U15 nutzen,
wenn endlich die Fahrgastinformation auf dem
Bahnhof verbessert würde. Mittel- bis langfristig
sollte der Bahnhof so umgebaut werden, daß die
Züge von Krumme Lanke und Uhlandstraße am
selben Bahnsteig in Richtung Kreuzberg und
Friedrichshain (Warschauer Brücke) abfahren
können. Ideen zu einem Umbau liegen bereits vor
(s. Beitrag auf Seite 14 ).
Der Berliner Fahrgastverband IGEB fordert deshalb
alle Beteiligten auf, die Pläne zur Einstellung
der U15 sofort aufzugeben!
IGEB
aus SIGNAL 9-10/1993 (Dezember 1993), Seite 12-13