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Ein Chiltern-Zug in Kidderminster. Die Deutsche Bahn übernimmt vorbehaltlich der Genehmigungen durch Behörden und Gremien Laing Rail Ltd. Foto: public domain |
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Der Veräußerer, die John Laing,
agiert in Großbritannien sowie
auf internationaler Ebene als
spezialisierter Eigentümer, Betreiber
und Verwalter von Infrastrukturen
der öffentlichen Hand.
Schwerpunkte sind Erneuerungen
und Modernisierungen von
Eisenbahnen, Polizei-, Gesundheits-,
Ver- und Entsorgungseinrichtungen,
im Bildungs- und
Verteidigungswesen sowie Bau,
Unterhaltung und Beleuchtung
von Straßen und Brücken.
Die Bahn geht einkaufen
Folgende Firmenbeteiligungen kommen
nun, wenn es keine kartellrechtlichen Einwände
gibt, zum DB-Konzern und werden
bei DB Regio eingeordnet:
Die Chiltern Railways wird zu 100 % zur
DB gehören. Es ist nach Konzernangaben
das am schnellsten wachsende Eisenbahnverkehrsunternehmen
in Großbritannien.
Hauptbetätigungsfeld sind die
Pendlerverkehre zwischen London und
Birmingham, der zweitgrößten Stadt in
Großbritannien, sowie zwischen London
und Aylesbury. Der Jahresumsatz 2007
soll sich auf 160 Millionen Euro belaufen,
erwirtschaftet mit rund 17 Millionen
Fahrgästen.
Die John Laing hat seit Lizenzerhalt in
Chiltern Railways bereits über 300 Millionen
britische Pfund in neue Züge, neue
Gleise, kürzere Zugabstände, umfassend
modernisierte Bahnhöfe und weitere
Verbesserungen für die Reisenden investiert.
Das sind umgerechnet rund 400
Millionen Euro.
Die London Overground Rail Operations
Ltd. (LOROL) ist ein Joint Venture, an
dem neben der Laing Rail Ltd. auch die
in Hongkong ansässige MTR Corporation
(Mass Transit Railway) zu 50 % beteiligt ist.
Die LOROL betreibt seit November 2007,
zunächst über sieben Jahre bis Ende 2014,
S?Bahn-ähnliche Verkehre im äußeren
Londoner Stadtgebiet auf Bestellung der
Stadt London. Anschließend besteht eine
Option zur Verlängerung um zwei weitere
Jahre. Für London stellt der Betrieb der
London Overground einen ersten Schritt
zur Realisierung eines S?Bahn-Rings um
die britische Hauptstadt dar, für den
nach DB-Angaben bereits weitreichende
Investitionen geplant sind.
Im Frühjahr 2008 wird die Wrexham,
Shropshire & Marylebone Railway
Company Ltd. (WSMR) mit fünf Zugpaaren
täglich als alleiniger Betreiber eine
durchgehende Verbindung zwischen
London und den walisischen Zentren
Wrexham und Shropshire anbieten. Dies
ist jedoch keine bestellte Verkehrsleistung,
sondern muss eigenwirtschaftlich
erfolgen. Das wirtschaftliche Risiko teilt
sich die DB dabei zur Hälfte mit dem
in Ellington (Cambridgeshire) ansässige
Unternehmen Renaissance Trains,
dem zweiten Beteiligungseigner an der
WSMR.
Über den Gesamtkaufpreis ist zwar zwischen
den beteiligten Unternehmen Stillschweigen
vereinbart worden, jedoch ist
Presseberichten zufolge ein
von der DB AG unbestätigter
Wert von etwa 170 Millionen
Euro gezahlt worden – aus
betriebswirtschaftlicher Sicht
durchaus kein schlechter Preis.
Ein komplett eigenständiger
Neueinstieg der DB in den britischen
Markt hätte ein Vielfaches
gekostet und währe
unkalkulierbar risikoreicher
gewesen.
Was bringt´s dem Fahrgast?
Jetzt müssen nur noch Nahverkehrsunternehmen
in Belgien
und Frankreich erworben werden,
um die Reisekette im DBRegionalverkehr
zu komplettieren.
Das würde die Möglichkeit
eröffnen, mit einem Angebot
ähnlich dem Schönen-Wochenende-Ticket
von Berlin nach London zu fahren.
Im Ernst: Es mag sein, dass die Erschließung
neuer Betätigungsfelder der Bahn
zusätzliche Einnahmequellen und damit
eine wirtschaftlich höhere Stabilität am
Markt sichern kann, aber welchen Nutzen
haben die Fahrgäste hier in Deutschland
von der DB-Expansion? Oder anders gefragt:
Ist ein 690-Millionen-Euro-Jahresgewinn
von DB Regio (DB Geschäftsbericht
2006), zum größten Teil basierend auf
Regionalisierungsmittelzahlungen des
Bundes und somit von den Steuerzahlern
erwirtschaftet, in Zeiten knapper Kassen
politisch zu rechtfertigen, wenn die Deutsche
Bahn mit dem Geld international auf
Einkaufstour geht, während überall in
Deutschland Leistungen und Service dezimiert
und sogar schon die Zugzielanzeiger
auf Regional- und S?Bahnhöfen eingespart
werden? Berliner Fahrgastverband IGEB
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