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Die Beschriftung dokumentiert die rettende Übernahme: „Salzburger Lokalbahn- Pinzgauer Lokalbahn im Auftrag des Land Salzburg“ Foto: Karsten Müller |
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„Urlaub vom Stau – es geht auch ohne Auto!“
lautete das Motto der 6. Salzburger Verkehrstage,
veranstaltet von der Salzburger
Verkehrsplattform mit Kooperationspartnern
vom 15. bis 17. Oktober 2008. Das Programm
war wieder vielfältig und interessant.
Wer es einrichten kann, wird wohl auch 2009
dabei sein.
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Der Railjet der ÖBB auf der InnoTrans in Berlin im September 2008. Foto: Florian Müller |
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Tagungsort war dieses Mal Zell am See,
um mit der Veranstaltung auf die stilllegungsbedrohte
Pinzgaubahn aufmerksam
zu machen. Doch die Gefahr der Einstellung
war bei Beginn der Veranstaltung schon
gebannt, denn im Juni hatte das Land Salzburg
die Strecke von den Österreichischen
Bundesbahnen (ÖBB) übernommen und
die Salzburg AG, Abteilung Verkehr (und
somit die Salzburger Lokalbahn) mit der
Betriebsführung beauftragt. Durch diese
Privatisierung oder besser Regionalisierung
konnten einige Schritte zu höherer Attraktivität
unternommen werden, zum Beispiel
ein verstärkter Einsatz von Zugbegleitern
und ein besseres Reagieren auf Kundenwünsche.
Entschieden wurde, einen durch
Unwetter zerstörten Streckenabschnitt zu
reaktivieren und neues Fahrzeugmaterial
zu beschaffen. Außerdem nimmt man nach
Jahren wieder den Güterverkehr auf dieser
Schmalspurstrecke auf.
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Die neue Fahrzeuggeneration auf der Pinzgaubahn: Gmeinder-Lok mit Mittel- und Steuerwagen von Molinari vor der Abfahrt des Tagungssonderzuges nach Mittersill in Zell am See. Foto: Karsten Müller |
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Bereits die Anreise der Tagungsteilnehmer
wurde zur Informationsvermittlung genutzt.
Auf Initiative der Salzburger Verkehrsplattform
stellten die ÖBB ihr neues Flagschiff
im Fernverkehr, den bereits in Berlin auf der
diesjährigen Innotrans gezeigten „Railjet“
im Rahmen einer Sonderfahrt von Salzburg
nach Zell am See vor. Durch den Einsatz als
lokbespannter Zug, der
nicht nur mit den neu
angeschafften, sondern
auch mit anderen E- bzw.
Dieselloks gefahren werden
kann, umgeht man
Probleme, die ein deutscher
ICE zum Beispiel bei
Stromausfall oder Ausfall
der Triebköpfe hat.
Wie der Name Railjet erkennen lässt, hat
man sich bei diesem Zug am Flugzeug orientiert.
Dieses betrifft die Einteilung der
Klassen im Zug, aber auch den Service. Begleitet
wurde die Sonderfahrt durch die
ÖBB-Vorstandsdirektorin Personenverkehr
Gabriele Lutter, die während
der Fahrt Informationen über
den Zug und seinen künftigen
Einsatz gab und für Fragen
der Tagungsteilnehmer
zur Verfügung stand. Dieser
Zug wird ab Dezember 2008
zunächst von München über
Salzburg, Linz und Wien
nach Budapest im Zwei-
Stunden-Takt fahren sowie
ab Dezember 2009 von Wien
über Salzburg in Richtung
Bregenz bzw. Zürich eingesetzt.
Weitere Einsatzgebiete
sind bei einem erfolgreichen
Einsatz möglich. Auf Nachfrage
erklärte Frau Lutter jedoch,
dass sie sich einen Einsatz auf
der legendären Vindobona-
Verbindung von Wien nach
Berlin nicht vorstellen könne.
Die Fahrzeitgewinne wären
zu gering; die nicht ausgebaute Strecke von
Dresden nach Berlin würde zu viel Fahrzeit
„schlucken“.
Die Abendveranstaltung des ersten Tages
beschäftigte sich mit den Chancen einer
Bahn durch den Nationalpark,
durch den ja die
Pinzgaubahn fährt, als
touristischer Magnet. Als
Impuls für die Diskussion
diente der Erfahrungsbericht
von der Vinschgerbahn
in Südtirol (Italien).
Erkennbar wurde in der
Diskussion das für den
Erhalt notwendige Engagement
der Bürgermeister, Landespolitiker
und Touristiker vor Ort. Wenig konstruktiv
erschien die Haltung des Vertreters von Salzburger
Land Tourismus, der das Kfz vor Ort
als scheinbar unabänderliches Faktum ansah
und kaum Lösungsansätze bot. Im Rahmen
dieser Diskussion musste sich die ebenfalls
auf dem Podium sitzende Gabriele Lutter,
trotz einiger positiver Projektideen, auch
Kritik anhören, vor allem zur Entwicklung
der ÖBB bei der Erschließung des „flachen“
Landes – auch ein Zielgebiet der Touristen.
An den folgenden Tagen wurden die Möglichkeiten
des umweltfreundlichen Tourismus
aus unterschiedlichsten Blickwinkeln
betrachtet. Erfolgreiche Projekte, nicht nur
aus Österreich, wurden vorgestellt. Bedenkenswert
sollte für Politiker und andere Entscheidungsträger
die Erfahrung sein, dass
auch Touristen als potenzielle Kunden zum
Erhalt von Strecken beitragen können. Wie
sehr ansprechende Fahrzeuge oder gute
technische Lösungen schon die Anreise oder
auch die Bewegung vor Ort zum Erlebnis
werden lassen können, zeigten die Referate
verschiedener Fahrzeughersteller bzw. der
ÖBB, welche den Railjet nochmals genauer
präsentierte.
Wie schon seit Jahren verhalf die Moderation
durch Redakteure der unterstützenden
Salzburger Nachrichten zu einer interessanten
Diskussion. An beiden Tagen berichtete
die Zeitung über die Tagung, am ersten Tag
sogar mit einer Sonderbeilage.
Das Rahmenprogramm zeigte praktisch,
was bereits auf der Tagung theoretisch
bzw. in Bildern berichtet wurde. Am ersten
Tagungsabend wurde die Pinzgaubahn mit
ihren neuen Fahrzeugen er-fahren. Mit einem
Sonderzug führte die Fahrt bis zum
derzeitigen Endpunkt der Bahn in Mittersill,
verbunden mit einem
Besuch des Nationalparkzentrums
„Hohen Tauern“
und einer Führung durch
die Ausstellung.
Eine Fortsetzung der interessanten
Tagungsreihe
ist bereits geplant. Vom 7.
bis 9. Oktober 2009 werden
die 7. Salzburger Verkehrstage,
dann wieder in
der Stadt Salzburg, zum Thema „Städtetourismus“
durchgeführt. Ein fast vollständiges
Nachlesen der Tagungsreferate (drei wurden
aus Datenschutzgründen nicht verwendet)
ist unter www.salzburger-verkehrstage.at
möglich. Deutscher Bahnkunden-Verband
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