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In den Wochen nach der Eröffnung war die „Kanzlerbahn“ ein großer Touristenmagnet, inzwischen hat die Neugier stark nachgelassen. Foto: Marc Heller |
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Umstritten. Das Zukleben der Berliner U-Bahn-Fenster missfällt vielen Fahrgästen. Das Thema hatte die IGEB auf dem SIGNAL-Titelbild im Juli aufgefriffen. Bild: GVE-Verlag |
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Stolz und Sorgenkind der BVG: Der U55-Inselbetrieb zwischen Hbf und Brandenburger Tor. Foto: Marc Heller |
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In seinem einführenden Vortrag verwies
der U-Bahn-Chef darauf, dass die U-Bahn
die Hauptlast des Nahverkehrs in Berlin
trägt. Lange Zeit stand sie im Schatten der
S-Bahn, doch zeige der Verlauf der letzten
zwölf Monate, dass ohne den stabilen und
verlässlichen Verkehr der U-Bahn
das S-Bahn-Desaster noch wesentlich
gravierende Folgen gehabt hätte.
Hans-Christian Kaiser stellte auch
Ergebnisse der BVG-Kundenbefragungen
vor. Grundsätzlich erfüllt die U-Bahn
die Vorgaben des Verkehrsvertrages.
Allerdings gilt das nicht bei der Fahrgastinformation.
Hier sehen auch Herr Kaiser und seine Mitarbeiter noch
Handlungsbedarf.
Die angespannte Haushaltslage Berlins
lässt keine Neubeschaffung von Großprofilfahrzeugen
als Ersatz für die Baureihe F
zu. Daher wird ein umfangreiches Ertüchtigungsprogramm
für 182 Fahrzeuge der
Baureihen F74, F76 und F79 geben. Bemerkenswert
ist dabei der geplante Einbau
von Rollstuhlrampen, die sich zurzeit in
der technischen Erprobung und Abnahme
befinden. Die Ertüchtigung der Baureihe
GI/1 ist inzwischen abgeschlossen.
Verständlicherweise stellte die U-Bahn
ihr Konzept bei der Wartung von Rädern
und Radsatzwellen im Vergleich
zur S-Bahn vor. Dabei kann die
U-Bahn für sich in Anspruch nehmen,
diesen Bereich wesentlich besser
im Griff zu haben als die S-Bahn. Das
gilt nicht nur für die stabilere Technik,
sondern auch für ein durchdachtes
und sicheres Wartungs- und Instandhaltungsmanagement.
Dass der Chef der Berliner U-Bahn ein vitales
Interesse am Weiterbau der U 5 zwischen
Brandenburger Tor und Alexanderplatz
hat, ist verständlich. Der Inselbetrieb auf
der U 55 ist ineffizient und ein Nutzen für
eine nennenswerte Zahl von Fahrgästen
wird sich erst einstellen, wenn die U 55 integraler
Bestandteil des Berliner U-Bahn-
Netzes geworden ist.
Die Fahrgäste stellten im Anschluss eine
Vielzahl von Fragen. Dabei war ein Problemfeld
der Leitung der U-Bahn bisher
nicht bewusst gewesen. Es wurde mehrfach
bemängelt, dass beim Einsatz verkürzter
Züge für die Fahrgäste der Haltebereich
nicht erkennbar ist, und auf Informationssysteme
bei anderen Schnellbahnen
verwiesen. BVG-Direktor Kaiser war dieses
Thema neu, er versicherte jedoch, dass
es umgehend angegangen wird, um eine
fahrgastfreundliche Lösung zu finden.
Verminderte Sicht
Als weiteres Ärgernis wurden die Brandenburger
Tore auf den Schutzfolien der Fenster
angesprochen. Die U-Bahn argumentiert,
dass damit das Zerkratzen der Scheiben
deutlich zurückgegangen sei. Dieser Erfolg
wurde jedoch erkauft mit einer verminderten
Sicht. Darüber sind auf dem Kopf stehende
Sehenswürdigkeiten dem Stadtmarketing
eher abträglich.
Es bleibt jedoch das Fazit, dass die U-Bahn
als kommunal verwaltetes und kontrolliertes
System derzeit eine verlässlichere Stütze
des Nahverkehrs darstellt, als die Systeme
der „privaten“ Deutschen Bahn. Vor
dem Hintergrund des immer noch immensen
Sanierungsaufwandes bei den Bauten
der Berliner U-Bahn sollte diese Erkenntnis
sich jedoch in der Berliner Stadtpolitik in
einem weitgehenden Verzicht auf weitere
Schnellbahnprojekte niederschlagen. Substanzerhaltung
und -verbesserung müssen
Vorrang vor dem Neubau haben.
IGEB Stadtverkehr
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