Schienenverkehrswochen 2009SVW 2009

„Auf uns ist Verlass“:
BVG-U-Bahn präsentiert sich auf Fahrgastsprechtag

Auf Einladung von U-Bahn-Direktor Hans-Christian Kaiser fand der diesjährige Sprechtag für U-Bahn-Fahrgäste am 22. September im Berliner U-Bahn-Museum am Bahnhof Olympia-Stadion statt. Die Resonanz war sehr gut, vor dem Hintergrund der S-Bahn-Krise war ein deutlich höheres Interesse auch an der anderen Berliner Schnellbahn zu spüren.

U Brandenburger Tor
In den Wochen nach der Eröffnung war die „Kanzlerbahn“ ein großer Touristenmagnet, inzwischen hat die Neugier stark nachgelassen. Foto: Marc Heller
Brandenburger Tor Folie
Umstritten. Das Zukleben der Berliner U-Bahn-Fenster missfällt vielen Fahrgästen. Das Thema hatte die IGEB auf dem SIGNAL-Titelbild im Juli aufgefriffen. Bild: GVE-Verlag
U Brandenburger Tor
Stolz und Sorgenkind der BVG: Der U55-Inselbetrieb zwischen Hbf und Brandenburger Tor. Foto: Marc Heller

In seinem einführenden Vortrag verwies der U-Bahn-Chef darauf, dass die U-Bahn die Hauptlast des Nahverkehrs in Berlin trägt. Lange Zeit stand sie im Schatten der S-Bahn, doch zeige der Verlauf der letzten zwölf Monate, dass ohne den stabilen und verlässlichen Verkehr der U-Bahn das S-Bahn-Desaster noch wesentlich gravierende Folgen gehabt hätte.

Hans-Christian Kaiser stellte auch Ergebnisse der BVG-Kundenbefragungen vor. Grundsätzlich erfüllt die U-Bahn die Vorgaben des Verkehrsvertrages. Allerdings gilt das nicht bei der Fahrgastinformation. Hier sehen auch Herr Kaiser und seine Mitarbeiter noch Handlungsbedarf.

Die angespannte Haushaltslage Berlins lässt keine Neubeschaffung von Großprofilfahrzeugen als Ersatz für die Baureihe F zu. Daher wird ein umfangreiches Ertüchtigungsprogramm für 182 Fahrzeuge der Baureihen F74, F76 und F79 geben. Bemerkenswert ist dabei der geplante Einbau von Rollstuhlrampen, die sich zurzeit in der technischen Erprobung und Abnahme befinden. Die Ertüchtigung der Baureihe GI/1 ist inzwischen abgeschlossen.

Verständlicherweise stellte die U-Bahn ihr Konzept bei der Wartung von Rädern und Radsatzwellen im Vergleich zur S-Bahn vor. Dabei kann die U-Bahn für sich in Anspruch nehmen, diesen Bereich wesentlich besser im Griff zu haben als die S-Bahn. Das gilt nicht nur für die stabilere Technik, sondern auch für ein durchdachtes und sicheres Wartungs- und Instandhaltungsmanagement.

Dass der Chef der Berliner U-Bahn ein vitales Interesse am Weiterbau der U 5 zwischen Brandenburger Tor und Alexanderplatz hat, ist verständlich. Der Inselbetrieb auf der U 55 ist ineffizient und ein Nutzen für eine nennenswerte Zahl von Fahrgästen wird sich erst einstellen, wenn die U 55 integraler Bestandteil des Berliner U-Bahn- Netzes geworden ist.

Die Fahrgäste stellten im Anschluss eine Vielzahl von Fragen. Dabei war ein Problemfeld der Leitung der U-Bahn bisher nicht bewusst gewesen. Es wurde mehrfach bemängelt, dass beim Einsatz verkürzter Züge für die Fahrgäste der Haltebereich nicht erkennbar ist, und auf Informationssysteme bei anderen Schnellbahnen verwiesen. BVG-Direktor Kaiser war dieses Thema neu, er versicherte jedoch, dass es umgehend angegangen wird, um eine fahrgastfreundliche Lösung zu finden.

Verminderte Sicht

Als weiteres Ärgernis wurden die Brandenburger Tore auf den Schutzfolien der Fenster angesprochen. Die U-Bahn argumentiert, dass damit das Zerkratzen der Scheiben deutlich zurückgegangen sei. Dieser Erfolg wurde jedoch erkauft mit einer verminderten Sicht. Darüber sind auf dem Kopf stehende Sehenswürdigkeiten dem Stadtmarketing eher abträglich.

Es bleibt jedoch das Fazit, dass die U-Bahn als kommunal verwaltetes und kontrolliertes System derzeit eine verlässlichere Stütze des Nahverkehrs darstellt, als die Systeme der „privaten“ Deutschen Bahn. Vor dem Hintergrund des immer noch immensen Sanierungsaufwandes bei den Bauten der Berliner U-Bahn sollte diese Erkenntnis sich jedoch in der Berliner Stadtpolitik in einem weitgehenden Verzicht auf weitere Schnellbahnprojekte niederschlagen. Substanzerhaltung und -verbesserung müssen Vorrang vor dem Neubau haben.

IGEB Stadtverkehr

aus SIGNAL 5/2009 (Dezember 2009), Seite 13

 

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