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So stellt es sich der Bezirk Reinickendorf vor: Verlängerung der U8 von Wittenau (Nordbahn) bis Senftenberger Ring. Eine Verlängerung Richtung Osten und eine Verknüpfung mit der Heidekrautbahn sind bei dieser Variante nicht mehr möglich. Und um das Fahrgastpotential dieser umstrittenen Verlängerung zu erhöhen, will der Bezirk den geplanten S-ßf. Schortbeidestraße auf der im 10-Minuten-Takt befahrenen Nordbahn (S2) verhindern. Grafik: IGEB |
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Der vorangegangene Tunnelbau für
Gleis 2 dieses Streckenabschnitts, der
im April 1986 begonnen hatte, wurde
nach Verzögerungen mit einer Verspätung
von 19 Montane am 19. Juli 1988
im Zielschacht Bahnhof Karl-Bonhoeffer-
Klinik beendet.
Die beteiligten Baufirmen und die
Bauverwaltung haben damit erfolgreich aus den
Schwierigkeiten, die sich bei der
ersten Tunnelröhre ergaben, Konsequenzen
gezogen. Denn wieder mußten
u.a. der Nordgraben, das Gelände einer
Polizeiinspektion, ein mit Wohnhäusern
bebauter Bereich sowie das Gelände
der Karl-Bonhoeffer-Klinik selbst "unterfahren"
werden. Dabei wühlte sich
der Schild bis in einer Tiefe von 16,4m
unter der Bodenoberkante durch Formationen
aus Geschiebemergel mit
Sand-, Ton- und Kieseinlagerungen, mit
vielen kleinen und großen Granitsteinen
bis hin zu Findlingen.
Für die zweite Tunnelröhre wurde
deshalb ein völlig neuer Hydroschild gebaut.
Außerdem gab es zusätzliche Maßnahmen,
z.B. senkrechte Bohrungen
neben der Trasse zur Verbindung
der einzelnen geologischen Schichten
untereinander. Der Schild, der neu
entwickelte Abbauvorrichtungen hatte,
einschließlich eines hydraulisch betriebenen
Steinbrechers, erreichte im Drei-Schicht-
Betrieb eine Geschwindigkeit
bis zu 16,5 m pro 24 Stunden. Es gab
keine nennenswerten Schwierigkeiten,
Stillstände oder Unfälle mehr.
Nun erfolgt die Demontage des Schildes selbst.
Restliche Rohbauarbeiten sollen innerhalb eines Jahres erledigt werden.
Parallel dazu beginnt der Ausbau. Die Rohbaukosten für die
Schildvortriebsstrecke (beide Tunnelröhren)
betragen rund 120 Mio. DM.
Bausenator Wolfgang Nagel erklärte
anläßlich des erfolgreichen Durchstichs,
daß nunmehr die nächste Teileröffnung
der U-Bahn-Verlängerung in das Märkische
Viertel gesichert ist. Mit Beginn
des BVG-Sommerfahrplans 1993 werden
die Züge der Linie 8 über den bisherigen
Endpunkt Paracelsusbad (seit 1. Mai 1987)
bis zum vorläufigen Endpunkt Rathaus
Reinickendorf fahren.
Die Weiterführung der U-Bahn bis zum
bisher bestimmten Endpunkt am Wilhelmsruher
Damm (mit Umsteigemöglichkeit
zur S-Bahn-Linie 2) könnte
dann mit Beginn des Winterfahrplans
1994 erfolgen. (LPD, 4.10.1989)
IGEB-Kommentar:
Angesichts der jüngsten Entwicklungen
werde der U-Bahn-Bau über Wittenau
(Nordbahn) hinaus ins Märkische Viertel
jetzt wohl hinter Maßnahmen zur SBahn-
Wiederinbetriebnahme zurückstehen
müssen, erklärte Verkehrssenator
Wagner (SPD) am 4. Dezember.
Doch es besteht wenig Hoffnung, daß
diese vernünftige Erklärung schon das
letzte Wort war. Wie sehr das Thema
U8-Nord-Verlängerung die Gemüter
bewegt, zeigt das Auftauchen in gleich
vier Artikeln dieses SIGNAL-Heftes.
Verbissen kämpfen die Reinickendorfer
Politiker aller Parteien um "ihre"
U-Bahn. Wer im Bezirk über Alternativen
nachdenkt, ist ein Verräter.
Dabei waren
die Befürworter der U8 fast schon
am Ziel. Am 14. November sollte sich
die SPD-Fraktion des Abgeornetenhauses
auf Wunsch von Bausenator Wolfgang
Nagel verbindlich entscheiden, obwohl
das standardisierte Bewertungsverfahren
für die U8-Verlängerung
erst Ende dieses Jahres abgeschlossen
werden kann. Doch die Maueröffnung
ermöglichte dann die Zurückstellung
einer vorschnellen Entscheidung. Daraufhin
drehte der Reinickendorfer
Bezirksbürgermeister Detlef Dzembritzki (SPD)
die Argumentation um und erklärte,
die U-Bahn-Verlängerung sei
"aktueller denn je". Daß er dabei allerdings
in Wahrheit gar nicht den grenzüberschreitenden
Verkehr zwischen Rosenthal
in Berlin (Ost) und dem Märkischen
Viertel in Berlin (West) im Blick
hatte, zeigt sein Beharren auf einer
Verlängerung nicht nur bis zum Märkischen
Zentrum, sondern bis zum Senftenberger
Ring. Dieser Endbahnhof
schließt jede Verlängerung nach Osten
aus und wird deshalb von allen vernünftigen
Planern und Politikern spätestens
seit dem 9. November 1989 als "gestorben"
bewertet. Dies sollten endlich
auch die Reinickendorfer Lokalpolitiker
einsehen.
Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen
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