Bestehender Zustand
Die Bahnstrecke Berlin-Gesundbrunnen—
Stralsund durchquert die Stadt Prenzlau in
Nord-Südrichtung. Der Bahnhof und der auf
dem Bahnhofsvorplatz direkt daneben liegende
Busbahnhof befinden
sich in Zentrumsnähe.
Das Empfangsgebäude ist
auf der westlichen Seite
der Gleise angeordnet.
Der Personenverkehr
wird über 3 Gleise, einen
Haus- und einen
Mittelbahnsteig (beide
überdacht) abgewickelt.
Der Zugang zum Mittelbahnsteig
erfolgt vom
Empfangsgebäude über
den Hausbahnsteig durch
einen nicht barrierefreien,
sanierungsbedürftigen
Bahnsteigtunnel. Eine kurze
fußläufige Verbindung
zum östlichen Teil der
Stadt existiert seit dem
Rückbau der desolaten
Fußgängerbrücke im Dezember 2010 nicht
mehr.
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Bahnhof Prenzlau mit RE 3 kurz vor Beginn der Bauarbeiten. Der RE 3 verbindet die Kreisstadt der Uckermark mit Berlin und Stralsund. Foto: Florian Müller |
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Die Erschließung des Bahnhofes erfolgt
über eine Straßenbrücke im Zuge der L26/
Brüssower Straße ca. 450 m südlich des
Bahnhofes und stellt den einzigen Zugang
für die östlichen Stadtbezirke zu den Anlagen
des ÖPNV dar (Bahnhof, Busbahnhof).
Es kommt zu Umwegen von ca. 1 km, die
vor allem für Fußgänger eine spürbare
Beeinträchtigung bilden. Der Bahnhofsvorplatz
bietet 45 Kfz-Stellplätze ohne
zeitliche und 6 mit zeitlicher Begrenzung.
Diese Anzahl ist für die Nutzer des ÖPNV,
insbesondere Pendler, nicht ausreichend,
wie Beobachtungen und eine Umfrage belegen.
Ebenfalls vorhanden ist eine Fahrradabstellanlage
für 60 Fahrräder.
Zielsetzung
Zur Verbesserung der Situation, auch mit
Blick auf die 2013 in Prenzlau stattfindende
Landesgartenschau, soll eine neue Gleisquerung
geschaffen werden. Diese muss
sowohl die barrierefreie Erschließung des
Mittelbahnsteiges vom Bahnhofsvorplatz
einschließlich Busbahnhof als auch die kurze
und barrierefreie Verbindung des östlichen
Stadtteiles mit seinen ca. 5000 Einwohnern
zu den Anlagen des ÖPNV und zum westlichen
Stadtteil ermöglichen. Damit gilt es,
die Interessen der Deutschen Bahn AG und
der Stadt Prenzlau zu einem guten Ergebnis
zu verbinden.
Neben der Barrierefreiheit sind die Aufwertung
des Bahnhofsumfeldes, die Baukosten
und möglichst geringe Folgekosten
Gründe, die für eine Tunnelvariante sprechen.
Um die Parksituation am Bahnhofsvorplatz
zu entlasten und Verkehr zu vermeiden,
sollen auf der Ostseite der Gleise ein
Parkplatz mit 50 Stellplätzen und eine weitere
Fahrradabstellanlage entstehen. Dazu
wird eine Brachfläche im Bereich der alten
Ladestraße genutzt.
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Bahnhof Prenzlau, Lageplan. Auf der „Rückseite“ des Bahnhofs (unten, östlich der Gleise) entstehen ein neuer Park+Ride-Platz mit 50 Stellplätzen sowie eine überdachte Fahrradabstellanlage. Der neue Personentunnel erhält im Westen sowie zum Mittelbahnsteig Aufzüge und nach Osten eine Rampe. Über diese Rampe erhalten die Stadtgebiete östlich der Bahn endlich wieder einen direkten Bahnhofszugang. Plan: Ingenieurplanung-Ost, Greifswald |
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Planung
Die ersten ernsthaften Überlegungen zur
Erneuerung der Gleisquerung erfolgten
2008, als der vorhandenen stählernen
Fußgängerbrücke nur noch eine begrenzte
Restnutzungsdauer von 3 Jahren bei
notwendigen Reparaturen prognostiziert
werden konnte. In Sondierungsgesprächen
wurden Verbündete für das Vorhaben gesucht.
Die zum damaligen Zeitpunkt bei
der DB AG für 2010/2011 vorgesehene Sanierung
der Bahnsteige war ein guter Ansatzpunkt.
Als die Stadt Prenzlau am 19. Januar 2009
den Zuschlag zur Ausrichtung der Landesgartenschau
2013 erhielt, stand fest: Wenn
es mit der Querung klappen soll, muss
alles bis Ende 2012 fertig gestellt sein. Im
November 2009 gab es nochmals einen
Beschleunigungsschub. Alle Sperranmeldungen
mussten vor dem 31. August 2012
liegen, da die Strecke Berlin—Stralsund danach
den Umleitungsverkehr aus dem Bau
der Strecke Berlin—Rostock aufnehmen
muss.
Variantenuntersuchungen bestätigten
die Ausführung eines Personentunnels als
die günstigste und komplexeste Lösung. Der
geschlossene 2,50 m breite und 3,00 m hohe
Tunnelquerschnitt soll die Gleise rund 30 m
unterqueren. Vom Bahnhofsvorplatz wird
man wahlweise über eine Treppe oder einen
Aufzug in den Tunnel gelangen. Der Mittelbahnsteig
wird ebenfalls über eine Treppe
oder den Aufzug erreichbar sein.
Weiterführend werden die Fußgänger
über einen als Rampe ausgebildeten rund
70 m langen Trog auf den
östlichen Parkplatz bzw.
in diesen Stadtteil geleitet.
Die Planung basiert auf
den neuen Bahnsteighöhen,
die bis August 2012
durch die Deutsche Bahn
mit dem Umbau der Bahnsteiganlage
realisiert sein
werden.
Um die Herausforderung
der kurzen Planungszeit
zu meistern, wurde
der Projektbegleitende
Arbeitskreis Prenzlau
(PAK) gegründet. So konnten
mit den Vertretern der
Beteiligten wie dem Ministerium
für Infrastruktur
und Landwirtschaft, dem
Landesamt für Bauen und
Verkehr, dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg,
der Deutschen Bahn Netz AG, der
Deutschen Bahn Station & Service AG, dem
Landkreis Uckermark, den Planungsbüros,
der Stadt Prenzlau schnelle Problemlösungen
erzielt werden.
In der Bevölkerung und bei den Stadtverordneten
findet das Projekt Zustimmung,
so dass die Beschlüsse dazu zeitnah und mit
großer Mehrheit gefasst wurden.
Ausführung
Im Mai und Juni 2011 erfolgten in Sperrpausen
die Baufeldfreimachung, das Einbringen
von Spundwänden und der Einbau von
Hilfsbrücken unter Gleis 1 und 2. Zusammen
mit der Sperrung von Gleis 7 bestanden für
die Baufirma somit gute Voraussetzungen
für den Erdaushub, die Herstellung der Entwässerung
und der Tunnelsohle sowie die
Schal-, Bewehrungs- und Abdichtungsarbeiten
für die abschnittsweise Herstellung des
Tunnels unter der Bahnlinie. Gleis 7 konnte
am 9. Dezember 2011 wieder planmäßig in
Betrieb gehen.
Der Rückbau der Hilfsbrücken, der Bahnsteigneubau
der Gleise 1 und 2 mit je 320 m
Länge sowie die Verfüllung des alten Tunnels
sind in der Zeit von März bis Juni 2012
geplant. Die Zeit bis Ende Juli 2012 wird für
den Bahnsteigneubau Gleis 7 mit 140 m und
die Montage des Bahnsteigdaches Gleis 1
sowie der Aufzüge bleiben.
Zurzeit erfolgt die Ausschreibung der
P+R-Anlage, die ab dem III. Quartal 2012
gebaut wird.
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Bahnhof Prenzlau. Der Tunnel zum Mittelbahnsteig ist verwahrlost und nicht barrierefrei. Der neue Tunnel erhält Rampen bzw. Aufzüge und verbindet zugleich die Stadtteile beiderseits der Bahn. Fotos: Kerstin Oyczysk, Stadt Prenzlau, und Jens Radke, Ingenieurbüro Grassl |
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Finanzierung
Finanzierung, Ausführung und Baulast der
Anlagen des Personentunnels sind in der
Kreuzungsvereinbarung zwischen Deutscher
Bahn AG und Stadt geregelt. Die förderfähigen
Kosten des städtischen Anteils
am Tunnel sowie der P+R- und B+R-Anlage
von rund 4 Mio Euro werden entsprechend
der Richtlinie zur Förderung von Investitionen
für den ÖPNV zu 75 Prozent gefördert
und aus Mitteln des Europäischen Fonds für
regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert.
Der Landkreis Uckermark beteiligt sich an der
verkehrspolitisch wichtigen Maßnahme mit
einer Summe von 100 000 Euro. Der städtische
Eigenanteil beträgt rund 1 Mio Euro.
Nicht in den genannten Kosten enthalten
sind der Neubau der Bahnsteige einschließlich
neuem Bahnsteigdach und die Verfüllung
des alten Tunnels, die die DB AG in Eigenregie
mit finanzieller Unterstützung des
Landes Brandenburg ausführt.
Einladung zur Landesgartenschau 2013
Die Landesgartenschau (LaGa), die 2013
in der Stadt der regenerativen Energien
Prenzlau stattfindet, setzt natürlich auch in
ihrer Erreichbarkeit auf Nachhaltigkeit. „Wir
planen, in Zusammenarbeit mit dem Windkraftunternehmen
Enertrag wasserstoffgetriebene
Busse für den Shuttleverkehr
zum LaGa-Gelände einzusetzen“, kündigt
LaGa-Geschäftsführer Thomas Guhlke an.
Ohnehin setzt die Landesgartenschau 2013,
die vom 13. April bis 6. Oktober 2013 ihre
Pforten geöffnet hat, auf den öffentlichen
Personennahverkehr als die ökologischere
Variante der motorisierten Fortbewegung
im Vergleich zum Pkw-Verkehr. „Es wird
am Stadtrand im Gewerbegebiet am Schafgrund
einen großen Parkplatz für die Anreisenden
geben, von dort fährt in regelmäßigen
Abständen der Shuttlebus zum LaGa-
Gelände und zurück“, erklärt Thomas Guhlke.
Ebenso werde es einen Shuttleverkehr
zwischen dem Prenzlauer Bahnhof und dem
Gartenschaugelände geben. „Wir werden
dafür sorgen, dass alle Anreisenden uns bequem
erreichen können“, versichert er.
Zudem gibt es für Bahnkunden, die mit
dem Schönes-Wochenende-Ticket nach
Prenzlau reisen, einen Euro Rabatt für den
LaGa-Eintrittspreis. „Sie werden bei Vorlage
ihres Tickets nur zehn statt elf Euro Eintritt
zahlen müssen, um die grüne Wonne im
Herzen der Uckermark-Hauptstadt genießen
zu können“, sagt Thomas Guhlke. Stadt Prenzlau
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