Seit dem 6. Juni 2012 bietet die Deutsche
Bahn in Kooperation mit der polnischen PKP
Intercity die seit längerem angekündigte,
täglich verkehrende Direktverbindung Berlin—
Poznań (Posen)—Bydgoszcz (Bromberg)—
Gdańsk (Danzig)—Gdynia (Gdingen)
an. Anlass für den Start gerade an diesem Tag
abseits aller anderen Fahrplanwechsel war
die Fußball-Europameisterschaft in Polen
und der Ukraine, die am 8. Juni begann.
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Seit 6. Juni 2012 fährt ein neuer Direktzug täglich von Gdingen nach Berlin und zurück. Ein kleiner Erfolg in den weiterhin ausbaufähigen Schienenverkehrsbeziehungen zwischen Deutschland und Polen Foto: Christian Schultz |
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Berlin Hbf, Ankunft des neuen EuroCity Gdynia—Gdańsk—Berlin. Zeitgleich wurde aber die einzige EC-Verbindung im Abschnitt Berlin—Szczecin eingestellt. Beim deutsch-polnischen Schienenpersonenverkehr besteht unverändert erheblicher Handlungsbedarf. Foto: Christian Schultz |
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Unverständlich: Obwohl dieses Zugpaar –
ähnlich wie der Berlin-Warszawa-Express – in
Berlin eingesetzt wird bzw. hier endet, gibt es
leider keinen Halt im Bahnhof Berlin Zoologischer
Garten, obwohl die Züge den Bahnhof
auf ihrem Weg von und zur Abstellanlage in
Grunewald durchfahren.
Neben der 1. und 2. Wagenklasse steht
den Fahrgästen auch ein Restaurantwagen
zur Verfügung. Das neue Zugpaar ist reservierungspflichtig,
bei gleichzeitigem Fahrkartenkauf
fallen dafür jedoch keine zusätzlichen
Kosten an.
Die Feier anlässlich der Premierenfahrt
mit viel Prominenz (zu den Gästen zählten
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer,
Polens Verkehrsminister
Sławomir Nowak, der
DB-Vorstandsvorsitzende
Rüdiger Grube und der
Vorstandsvorsitzende der
PKP Intercity Janusz Malinowski)
kann jedoch nicht
darüber hinwegtäuschen,
dass die Zusammenarbeit
im grenzüberschreitenden
Verkehr keineswegs
so erfolgreich ist, wie es in
der aus diesem Anlass veröffentlichten Pressemitteilung
dargestellt wurde.
Verschwiegen wurde, dass das täglich verkehrende
Zugpaar EC 178/179 im Abschnitt
Berlin—Szczecin (Stettin) ebenfalls seit dem
6. Juni 2012 ersatzlos entfallen ist bzw. auf
den Laufweg Berlin—Prag reduziert wurde.
Mit dem InterRegio „Mare Balticum“ hat
es dagegen bis
zum Fahrplanwechsel am
28. Mai 2000 bereits die u. a. touristisch interessante
Verbindung Berlin—Szczecin—Koszalin
(Köslin)—Gdańsk—Olsztyn (Allenstein)
bzw. in den Sommermonaten durchgehend
ab/bis Ełk (Lyck) gegeben.
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Zug fährt täglich |
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Die Liste der Angebotsreduzierungen lässt
sich leider noch fortsetzen: Die zum Fahrplanwechsel
im Dezember 2008 eröffnete
Nachtzugverbindung D 448/449 „Stanislaw
Moniuszko“ Berlin-Lichtenberg—Warszawa
Wschodnia über die Ostbahnstrecke (Küstrin)
wurde bereits zum Fahrplanwechsel
im Dezember 2009 wieder eingestellt, einschließlich
der Kurswagenverbindungen u. a.
ab/bis Kraków (Krakau), Gdynia und Kaliningrad
(Königsberg). Das direkte Nachtzugpaar
D 448/449 Berlin—Kraków war bereits
mit dem Fahrplanwechsel am 12. Dezember
2004 aus dem Fahrplan verschwunden.
Als akut gefährdet muss auch die Euro-
City-Verbindung (EC 248/249) Hamburg—
Berlin—Wrocław (Breslau)—Kraków
eingestuft werden; hier ist es den beiden
Bahnverwaltungen bis heute nicht gelungen,
die im Vergleich zu Pkw und Fernbus
unattraktiv langen Fahrzeiten deutlich zu
reduzieren, geschweige das Zugangebot
auszuweiten.
Nicht zuletzt trägt aber auch die Politik
ganz wesentlich zu dieser unbefriedigenden
Situation bei, indem beim Ausbau der Infrastruktur
stets dem
Straßenverkehr Priorität
eingeräumt wird.
Von einer erfolgreiche
Zusammenarbeit
im grenzüberschreitenden
Schienenpersonenverkehr
Deutschland—Polen
kann derzeit jedenfalls
nicht gesprochen
werden. Berliner Fahrgastverband IGEB
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