Fernverkehr

Otto Arndt verstorben

Der wahrscheinlich letzte Eisenbahner auf einem deutschen Verkehrsminister-Sessel, Otto Arndt, ist am 3. Februar 1992 im Alter von 71 Jahren verstorben. Seine Laufbahn begann er als Leiter des Reichsbahnamtes Aschersleben. Später wurde er Vizepräsident der Reichsbahndirektion Halle (Saale), dann Präsident der Reichsbahndirektion Berlin und anschließend Stellvertretender Verkehrsminister der DDR und zugleich Erster Stellvertreter des Generaldirektors der Deutschen Reichsbahn. In dieser Funktion war er der eigentliche Reichsbahnchef, weil der Generaldirektor der DR gleichzeitig Minister für Verkehrswesen der DDR war. 1970 wurde Arndt selbst Verkehrsminister, bevor er 1975 in das ideologische Führungsgremium der DDR, das ZK der SED, aufgenommen wurde. Mit dem Sturz der Stoph-Regierung im Herbst 1989 schied auch Arndt aus dem Amt. Unter Hans Modrow, dem letzten von der SED gestellten Regierungschef, wurden die Ämter getrennt und ein Verkehrsminister (Scholz) und ein DR-Generaldirektor (Keddi) bestellt.

Portrait
Otto Arndt (1985). Foto: IGEB-Archiv

Unter Otto Arndt war eine offizielle Zusammenarbeit zwischen DR und Fahrgastverbänden nicht möglich. Aber inoffiziell und offensichtlich mit seiner Duldung gab es auf unterer Ebene nützliche und fruchtbare Kontakte zum Fahrgastverband IGEB und zum damaligen Berliner Schienenverkehrsverband (BSVV). So konnten viele kleine Verbesserungen im Reiseverkehr erreicht werden. Um einige Dinge hatte sich Arndt sogar selbst gekümmert, so z.B. um die Berücksichtigung des IGEB-Konzeptes zur Neugestaltung des Bahnhofs Berlin Zoologischer Garten, um den Erhalt des wertvollen Wasserturm-Stellwerkes Moabit West und um Angebotsverbesserungen im Reiseverkehr, die im IGEB-Konzept "Berlin im Takt" von 1987 gefordert worden waren. Ferner hatte er maßgeblichen Anteil am Gelingen der 1. Berliner Schienenverkehrs-Wochen des BSVV 1984, die im Rahmen des 100. Jubiläums des Fernbahnhofs Zoo stattfanden. In diesem Zusammenhang fuhren erstmals seit Kriegsende Dampf-Traditionszüge auf West-Berliner Gleisen, womit das seit dem Reichsbahnerstreik im Jahr 1980 angekratzte Image der DR - und damit der Eisenbahn in West-Berlin - nicht unwesentlich "aufpoliert" wurde. Allenthalben, wenn auch nicht offiziell, hört man jetzt, daß Otto Arndt bei den Eisenbahnern recht beliebt war. Auch die Bahnreisenden haben dem Eisenbahner Otto Arndt einiges zu verdanken.

IGEB

aus SIGNAL 2/1992 (März 1992), Seite 8

 

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