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Die vorliegende Publikation des renommierten
Verkehrswissenschaftlers Dr. Dieter Apel ist
die vierte in der Difu-Reihe "Beiträge zur Stadtforschung".
Neun europäische Fallstudien belegen,
daß die gezielte Ausweitung des Bus- und
Bahnangebots sowie die Förderung des
nichtmotorisierten Verkehrs fast überall zumindest
zur anteiligen und teilweise sogar zur absoluten
Verringerung des individuellen Pkw-Verkehrs
geführt haben. Mit den ausgewählten
Städten Amsterdam, Stockholm, Bologna, Zürich,
Basel, Karlsruhe, Freiburg, Groningen und
Schaffhausen wird ein breites Spektrum abgedruckt:
von der Stadtregion mit rund zwei Millionen
Einwohnern (Großraum Amsterdam) bis
zum kleinen Mittelzentrum.
Alle Kommunen verfolgen, wenn auch im Detail
unterschiedlich, integrierte Konzepte, die
Verkehrsberuhigung, Parkraumbewirtschaftung
und Straßenraumgestaltung umfassen. In
sechs Fällen setzten die Planer vor allem auf
moderne Straßen- oder Stadtbahnsysteme. Statistsche
Übersichten untermauern, daß massiv
ausgebaute und verdichtete Bus- und Bahnlinien
von den Bewohnern um ein vielfaches
häufiger genutzt werden als in vergleichbaren
westdeutschen Städten ohne Neuorientierung
der Verkehrspolitik.
Ein weiteres Fazit der Studien sei hervorgehoben:
Nirgends haben die Strategien zur Bevorzugung
des öffentlichen Verkehrs Nachteile für
die Entwicklung des Einzelhandels oder der
Dienstleistungsbetriebe gebracht. Im Gegenteil:
Die Innenstädte wurden deutlich attraktiver.
Sind die Beispiele auch nicht unmittelbar auf
Berlin übertragbar, so widerlegen sie doch allesamt
die oft geäußerte Befürchtung von kommerziellen
Einbußen. Am Rande bemerkt: Diese
Erkenntnis hat sich hier in Wirtschaftskreisen
offenbar eher herumgesprochen als in der
Senatsverkehrsverwaltung, wie etwa die Befürwortung
von Tramlinien in der Friedrichstraße
durch Geschäftsinhaber zeigt.
Dieter Apel untersucht schon seit vielen Jahren
systematisch die Konsequenzen einer vorbildlichen
Verkehrspolitik in ausgewählten
Städten, so daß er mit seinen Studien Langzeitwirkungen
auf Verkehrsverhalten und Stadtstruktur
erfassen kann. Im übrigen räumt der
Autor durchaus die Notwendigkeit eines "essentiellen"
und "selektiven" Autogebrauchs,
zumal für den Wirtschaftsverkehr, ein. Wie das
immer noch unausgegorene Parkraumkonzept
für die Berliner Innenstadt zeigt, dümpelt die
hiesige Verkehrspolitik auch in dieser Hinsicht
orientierungslos vor sich hin. Berlin selbst ist
zwar nicht Untersuchungsgegenstand, doch
wird nach der Lektüre einmal mehr klar, wie
groß gerade hier der Nachholbedarf an zukunftsweisender
und stadtverträglicher Verkehrsplanung
ist.
Dieler Apel: Verkehrskonzepte in europäischen
Städten, Erfahrungen mit Strategien zur Beeinflussung
der Verkehrsmittelwahl. Berlin 1992.
240 Seiten, zahlreiche S/W-Fotos, Graphiken
und Kartenskizzen, Format 235 x 165 mm, kartoniert,
Preis: DM 62. Verlag und Vertrieb:
Deutsches Institut für Urbanistik (Difu), Straße
des 17. Juni 112, W-1000 Berlin 12. IGEB
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