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Ein volles Haus gab es auch dieses Jahr wieder
beim Sprechtag für Tram-Fahrgäste mit dem für
die Tram zuständigen BVG-Betriebsleiter, Herrn
Dipl.-Ing. Jacobs. Das Themenspektrum am
Abend des 13. September war breit gefächert und
reichte von den (von der zuständigen Senatsverkehrsverwaltung
nur halbherzig oder gar nicht)
betriebenen Planungen zur Netzerweiterung bis
hin zu den "kleinen" Alltagsproblemen wie überfüllten
Zügen oder Unzulänglichkeiten beim
Schienenersatzverkehr (SEV).
Für einige dieser Probleme ist die BVG jedoch
nur bedingt verantwortlich. Die vom Senat auferlegten
Kürzungen im ÖPNV-Angebot zwingen
die BVG zu weiteren Angebotsreduzierungen, in
deren Folge der Ärger schon vorprogrammiert ist:
Das gerade neu eingeführte Tram-Liniennetz
wird durch zum Teil ganztägig (Linie 52) oder
zu bestimmten Zeiten (Linien 13,17,27) verkürzte
Linienführungen entwertet, was wiederum zu
vermehrten Umsteigezwängen führt. Und durch
geringeren Behängungsgrad wird das Platzangebot
trotz gerade wieder gestiegener Fahrgastzahlen
reduziert.
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Gravierende Behinderung der Tram sind in Berlin zum Normalfall geworden. Vor allem, weil eindeutige Fahrbahnmarkierungen fehlen, stehen viele Linksabbieger unzulässigerweise auf den Gleisen, hier am Oranienburger Tor. Foto: IGEB |
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Hinsichtlich der von mehreren Besuchern geäußerten
Kritik an der Durchführung des SEV ist
jedoch die BVG der richtige Ansprechpartner.
Ca. 50 Einzelbaumaßnahmen am Streckennetz
führten allein 1993 in den meisten Fällen zu mehr
oder weniger umfangreichen Streckenstillegungen,
und viel zu häufig wurden die Fahrgäste
unnötig verärgert, z.B. durch SEV mit viel zu
wenigen oder zu kleinen Bussen, fehlende Hinweise
an den ("Umsteige-") Haltestellen und keine
Anschlußgewährung.
Deutlich wurde, daß die BVG für die zukünftig
anstehenden Sanierungsarbeiten im Tramnetz
andere Wege gehen muß, um das Image der Tram
zu verbessern. So ist das Wort "Schienenersatzverkehr"
bei professionell arbeitenden Verkehrsbetrieben
(s. SIGNAL 6/93 ) ein Fremdwort:
Selbst umfangreiche Sanierungsarbeiten im Netz
werden unter Betrieb durchgeführt, und wenn es
ausnahmsweise doch mal nicht anders geht, dann
erfolgt die Betriebsunterbrechung ausschließlich
in den Schwachverkehrszeiten.
Aber auch der Normalbetrieb verursacht bei den
Fahrgästen eine Menge Verdruß. Zahlreiche
Besucher des Abends kritisierten die immer gravierender
werdenden Behinderungen der Tram
durch die Staus und durch ÖPNV-feindliche
Ampelschaltungen. Herr Jacobs beschrieb das
Dilemma diplomatisch, indem er immer wieder
deutlich machte, daß die BVG dazu in den Startlöchern
stehe, ihr aber durch die zögerliche Haltung
des Senats enge Grenzen gesetzt sind. IGEB
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