Über Sinn oder Unsinn der U5-Verlängerung
ist diskutiert worden. Den IGEB lehnt
nach wie vor die Westverlängerung der
U5 um jetzigen Zeitpunkt ab. Inhalt einer
Anhörungsveranstaltung ist nicht die verkehrliche
Diskussion. Sie soll die Belange
aller Betroffenen sichern. Die IGEB hatte
sich bei der Auslegung der Pläne zu den
geplanten Anlagen geäußert (vgl. SIGNAL 2/96 ).
Immerhin wurden eine Reihe von
Einwendungen aufgegriffen. Etwas überrascht
war die IGEB, da im Antwortschreiben
ausgiebig die verkehrliche Bedeutung
der U5-Verlängerung erläutert wurde.
Auf einen Haupteinwand wurde jedoch
nicht ernsthaft eingegangen: Die IGEB
hatte von Anfang gefordert, die Straßenbahn
stärker zu berücksichtigen. Dies geschah
in der in Berlin üblichen Weise: die
Leistungsfähigkeit der Straßenbahn
wurde schlecht gerechnet. Auf Argumente
wie Parallelverkehr zwischen U5
und Stadtbahn wurde nicht eingegangen
und stattdessen behauptet, die U5-Verlängerung
würde die Verkehrsverhältnisse für
Marzahn, Hellersdorf und Hohenschönhausen
(!) verbessern.
Und so stand die IGEB bei der Anhörung
in dem Zwiespalt, daß sie die kurzfristige
Verlängerung der U5 zugunsten anderer
Maßnahmen ablehnt, aber wenn sie
schon gebaut wird, dann sollte sie so fahrgastfreundlich
wie möglich werden.
Eine grundlegende Änderung der Planungen
ergibt sich daraus, daß entgegen
der ursprünglichen Planung fast die gesamte
Strecke im Schildvortrieb gebaut
werden soll. Diese Änderung ist wohl vor
allem auf die Tatsache zurückzuführen,
daß die Straße Unter den Linden nicht für
längere Zeit mit einer offenen Baugrube
„verschönert" werden soll.
Alle Bahnhöfe werden nunmehr so tief
liegen, daß überall Rolltreppen erforderlich
sind. Wer läuft gerne schon
neunzig Stufen (zum Beispiel U-Bahnhof
Spreeinsel) auf- oder abwärts, bevor er
auf dem Bahnsteig steht?
U-Bahnhof Berliner Rathaus
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Hier sollen später Züge zum neuen Bahnhof Berliner Rathaus weiterfahren (Blick in die Kehranlage Alexanderplatz). Foto: Marc Heller |
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Der U-Bahnhof Berliner Rathaus wird in
offener Bauweise realisiert und kompliziert
und teuer. Er ist unnötigerweise als
Turmbahnhof konzipiert, so daß für den
späteren Bahnsteig der im Flächennutzungsplan
geplanten U3 (Adenauerplatz -
Potsdamer Platz - Alexanderplatz - Weißensee)
erhebliche Vorleistungen sofort
erbracht werden müssen. Im oberen
Stockwerk werden die beiden Seitenbahnsteige
für die U5 gebaut. Jeder Seitenbahnsteig
erhält einen Aufzug, der später
bis zu den Bahnsteigen der U3 weiterführen
soll. Das untere Stockwerk für die
U3 wird nicht mit Bahnsteigen versehen.
Stattdessen werden vier Gleise als Aufstellanlage
der U5 gebaut. Für den Bau
von Abstellanlagen war in Berlin schon
immer genug Geld da.
Immerhin kann durch den Bau der Aufstellanlage
unter den U5-Bahnsteigen auf
eine weitere Anlage hinter dem U-Bahnhof
Berliner Rathaus verzichtet
werden. Dafür ist nur ein Gleiswechsel
vorgesehen, um auf Störungen und Bauarbeiten
reagieren zu können. Hinter diesem
Gleiswechsel beginnt der Bereich des
Schildvortriebes in Richtung Westen. Er
wird unter Spree und Palast der Republik
bis zum nächsten Bahnhof Spreeinsel
führen.
U-Bahnhof Spreeinsel
Der Bahnhof Spreeinsel wird unter dem
Kupfergraben südlich der Schloßbrücke
liegen. IGEB-Hinweise für die Gestaltung
der Ausgänge wurden aufgegriffen. So ist
jetzt ein Ausgang in Richtung Staatsoper
vor dem Kronprinzenpalais geplant, der
ursprünglich nicht vorgesehen war. In
westlicher Richtung ist ein weiterer Ausgang
zwischen Zeughaus und Neuer
Wache geplant. In Richtung Osten sollen
Ausgänge auf den Schloßplatz und den
Lustgarten gebaut werden. Ein Aufzug
auf den Bahnsteig ist am Westufer des
Kupfergrabens geplant.
U-Bahnhof Unter den Linden
Der U-Bahnhof Unter den Linden wird an
der Straßenkreuzung Unter den Linden/Friedrichstraße
als Kreuzungsbahnhof zur
U6 in offener Bauweise gebaut. Auch hier
ist man auf Wünsche der IGEB eingegangen:
Der Bahnhof wird in T-Form gebaut
(ursprünglich L-Form). Den Querbalken
des T's bildet der Bahnsteig der U5. Die
U6 erhält Seitenbahnsteige.
U-Bahnhof Französische Straße
Der Bahnhof mit seinen vor einigen Jahren
verlängerten Bahnsteigen wird aufgegeben.
Die bauliche Gestaltung wird dem
U-Bahnhof Leopoldplatz ähneln. Ausgänge
werden an jeder Ecke der Straßenkreuzung
und am südlichen Ende der
U6-Bahnsteige gebaut. Ausgänge Richtung
Osten (Charlottenstraße) zur besseren
Erreichbarkeit von Staatsbibliothek
und Humboldt-Universität werden nicht
gebaut.
Die ursprünglich westlich des U-Bahnhofs
Unter den Linden geplante
Aufstellanlage ist nicht mehr geplant, es
wird ein Gleiswechsel gebaut.
S/U-Bahnhof Brandenburger Tor
Der jetzige S-Bahnhof Unter den Linden
wird bei Fertigstellung der U5 in Brandenburger
Tor umbenannt. Er liegt unter dem
Mittelstreifen der „Linden" und so eingepaßt,
daß zum Erreichen des 5S-Bahnsteiges
die vorhande Passarelle am westlichen
und östlichen Ende des S-Bahnhofs
genutzt werden kann. Es wird ein Zugangsbauwerk
für S- und U-Bahn geben.
Die Umsteigewege werden sehr unbequem
sein, weil kein direkter Verbindungsgang
zwischen S- und U-Bahnhof
geplant ist. Umsteiger müssen die Passarellen
benutzen. Davon werden bis zur
Realisierung der S21 auch Fahrgäste aus
südlicher Richtung betroffen sein, die hier
zum Erreichen des Lehrter Bahnhofs umständliche
Wege zurückzulegen haben.
Das Zugangsbauwerk an der westlichen
Passarelle erhält eine aufwendige gegenläufigen
Treppenanlage. Erschwerend,
daß bei Gestaltung auf die Zwänge des
Straßenraumes Pariser Platz/Unter den
Linden Rücksicht genommen werden
muß. Der Aufzug muß sich in die Baum-Fluchtlinie einordnen müssen.
Ein zusätzlicher Ausgang ist von der
Mitte der westlichen Passarelle auf die
Fußgängerinsel am Pariser Platz geplant.
Dies ist sozusagen als Dienstleistung für
die Touristen gedacht, die das Brandenburger
Tor aus einer guten Entfernung
fotografieren wollen.
Wichtiger wären jedoch aus Sicht des
Berliner Fahrgastverbandes IGEB zusätzliche
Ausgänge von der westlichen Passarelle
auf die nördlichen und südlichen
Bürgersteige in Richtung Brandenburger
Tor. Angeblich steht dem unter anderem
die Vorfahrt des Hotels Adlon entgegen.
Die IGEB fordert, auch hier noch einmal zu
prüfen und ggf. im Sinne der Fahrgäste
nachzubessern. IGEB,
Abteilung Stadtverkehr
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