Regionalverkehr

Keine Züge zur Landesgartenschau?

Wenn am 22. April 2000 die Landesgartenschau (LAGA) in Luckau Ihre Pforten öffnet, werden Bahnreisende möglicherweise nicht direkt zur Gartenschaustadt gelangen.

Derzeit wird offenbar ein Konzept favorisiert, in dem Bahnreisende nur bis Lübben bzw. Uckro gelangen, von wo aus ein Bus-Shuttle nach Luckau eingerichtet werden soll.

Karte
In den offiziellen Werbeunterlagen der Landesgartenschau kommt die Anreisemöglichkeit mit der Bahn überhaupt nicht vor!

Der Pendelverkehr Lübben - Luckau - Uckro per Bahn scheint damit gestorben. Der Deutsche Bahnkunden-Verband sieht in dem Ereignis LAGA eine Chance, den SPNV nach Luckau wiedereinzurichten. Das Land hingegen möchte, wie die Lausitzer Rundschau berichtete, keinen Präzedenzfall schaffen, keine Begehrlichkeiten wecken. Die Frage ist dabei, inwieweit das jetzt vorgesehene Angebot attraktiv für Besucher ist, oder ob nicht der eigene PKW einer Bahn-Bus-Variante vorgezogen wird. Bei einer Bahn-Bahn-Variante wäre in Lübben Hbf bahnsteiggleiches Umsteigen möglich. Auch wird im Allgemeinen dem Verkehrsmittel Bahn eine größere Zuverlässigkeit eingeräumt. Oftmals wird für die Ablehnung von Bahn-Bus-Umsteigeverbindungen das Argument angeführt, hat der Bus Verspätung, ist der Zug weg. Die mangelnde Kooperation zwischen Bahn und Busunternehmen in der jüngsten Vergangenheit dürfte dieses Vorurteil weiter verstärkt haben.

Zu fragen bleibt aber auch, warum sich das Land Brandenburg und der Landkreis Dahme-Spreewald so sehr gegen einen Bahnverkehr zwischen Lübben, Luckau und Uckro wehren. 1996 wurde der SPNV wegen angeblich zu geringer Fahrgastzahlen eingestellt. Vergessen wurde dabei, für die Strecke ein Zukunftskonzept zu erstellen und vor der Einstellung des Betriebes zu hinterfragen, wie können die Fahrgastzahlen gesteigert werden?

Zur Landesgartenschau ab Lübben nur mit dem Bus?

Zeitungsausschnitt
Lausitzer Rundschau, 4. September 1999.
Bahnhof
Bahnhof Luckau mit Sonderzug zu den Brandenburgischen Sommerkonzerten 1999. Foto: Georg Radke

Nun, so scheint es, will man sich auf keinen Fall die Blöße geben, hier wieder Regelverkehr zu bestellen und somit die Abbestellung von 1996 zu revidieren. Letztlich wäre das ja Eingeständnis einer Fehlentscheidung.

Daß der Landkreis seine kreiseigene Busgesellschaft RVS unterstützt, ist nur legitim. Er sollte dabei aber nicht vergessen, daß die Bahnstrecke von Herzberg über Uckro und Lübben nach Beeskow seit 31.Dezember 1998 nicht mehr der DB AG gehört sondern der Deutschen Regionalbahn GmbH (DR), einem Unternehmen mit Sitz im Landkreis Dahme-Spreewald. Auch bei der DR könnten durch regelmäßigen Zugbetrieb neue Arbeitsplätze entstehen. Zudem hatte die DR bereits angeboten, ein Fahrkonzept mittragen zu wollen, welches dem Bus- als auch dem Bahnunternehmen gerecht wird.

Derzeit wird noch geprüft, ob in der Gesamtrelation Frankfurt/Oder - Beeskow - Luckau - Falkenberg Bahnverkehre zur LAGA darstellbar sind oder ob über Vereine ein Sonderverkehr, evtentuell mit teilweisem Dampfbetrieb ermöglicht werden kann. Eine Wiedereinführung des SPNV, wie es der DBV für geboten erachtet, scheint damit aber in weite Ferne zu rücken, und damit auch die Chance der Stadt Luckau, von der privatisierten Bahnstrecke direkt zu profitieren.

Deutscher Bahnkunden-Verband, Regionalverband Niederlausitz

aus SIGNAL 8-09/1999 (Dezember 1999), Seite 23

 

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