Derjenige, der davon nicht betroffen
war, mag sich darüber köstlich
amüsieren und belustigt auf die
Oberschenkel schlagen. Verärgert und
wütend reagierten jedoch die
Fahrgäste im RE-Bus von Neuruppin
nach Berlin, als sie plötzlich 5,- DM
mehr bezahlen mußten. Wildwest
in Brandenburg?
„Sie wollen doch nicht um 22 Uhr
Bus fahren"
Wer in Berlinbus ohne gültige Fahrkarte
steigt, muß fünf Mark mehr bezahlen/Regelung
im Bürgerbahnhof unbekannt
Mit fünf Mark sind Sie dabei, mit fünf
Mark mehr selbstverständlich. Wer mit
dem Prignitz-Express nach Berlin fahren
will und beim Einsteigen keinen gültigen
Fahrausweis vorweisen kann, muß generell
diese Nachlösegebühr bezahlen. So
billig wird's aber nur für jene, die ihren
Kartenwunsch sofort beim Einsteigen dem
Personal melden. Wer schon sitzt, bekommt
60 Mark Nachlöse-Gebühr aufgebrummt.
All dies bestätigte gestern Dr.
Marlene Schwarz, Pressesprecherin der
Deutsche Bahn AG (DB) Berlin. Sie stellte
klar, daß die Nachlösegebühr auch dann
fällig ist, wenn kein Fahrkarten-Schalter
oder -Automat an der Haltestelle ist. Das
Argument: jeder könne sich frühzeitig
genug eine Fahrkarte besorgen. Für
Fahrgäste auf den Dörfern bedeutet dies
teilweise eine Extrafahrt nach Neuruppin.
Denn wer zum Beispiel am späteren
Abend nach Berlin möchte, findet selbst
am Bahnhof Rheinsberger Tor keine Möglichkeit,
eine Fahrkarte zu erwerben. Für
Frau Dr. Schwarz kein Problem, denn sie
rechnet zu solchen Zeiten wohl nicht mit
Kunden. Wörtlich sagte sie: „ Um 22 Uhr
werden Sie ja nicht mehr Bus fahren
wollen!"
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Wochentags schließt die Fahrkartenausgabe am Rheinsberger Tor um 19:00 Uhr. Dann ist nur noch der Kauf beim Busfahrer oder im Zug möglich! Foto: Stephan Müller, Juli 1997 |
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Im Bürgerbahnhof sorgte die Fünf-Mark-Regelung gestern für Erstaunen.
Man habe andere Informationen, so Mitarbeiterin
Ute Kutzner. Der Bahnkunden-Verband sprach von „Unverschämtheit"
und „Wucher".
Ruppiner Anzeiger vom 29. Oktober 1999
„Keine Laune der Bahn" Betrifft: "Sie wollen
doch nicht um 22 Uhr Bus fahren", Ruppiner Anzeiger
vom 29. Oktober
„Mit großem Erstaunen habe ich Ihren
Beitrag zum Thema Nachlösegebühr auf
Seite drei gelesen. Mit Erstaunen deshalb,
weil ich all das, was ich Ihnen erzählt
habe, und was wir Ihnen mit einer Kopie
aus der Kundenzeitschrift „Punkt drei"
auch schriftlich haben zukommen lassen,
in Ihrem Beitrag nicht zu lesen ist.
Mit keinem Wort ist deshalb in diesem
Beitrag beschrieben, daß im Tarif des
Verkehrsverbundes Berlin Brandenburg
eindeutig geregelt ist, daß Fahrausweise
generell vor Fahrtantritt zu erwerben sind.
Es ist also nicht eine „momentane Laune"
der Deutschen Bahn", sondern eine
Tarifbestimmung des Verkehrsverbundes
(VBB), und alle Verkehrsunternehmen des
VBB handeln danach, auch die Deutsche
Bahn.
Im übrigen gehe ich davon aus, daß die
Kollegen im Bürgerbahnhof Neuruppin
Tarifbestimmung des Verkehrsverbundes
kennen, also von »Erstaunen« kann hier
ebenfalls keine Rede sein.
Dr. Marlene Schwarz
Pressesprecherin Deutsche Bahn AG,
Berlin"
Ruppiner Anzeiger vom 1.11.1999
Ärger im Bus: Bahn lenkt ein
Kunden siegen auf ganzer Linie:
Keine Zusatzgebühren, Geld zurück und Wartehalle
Auf zahlreiche Beschwerden von
Fahrgästen und Ruppiner Anzeiger-Lesern
hat die Deutsche Bahn (DB) AG prompt
reagiert: Ab sofort muß keine Nachlöse-Gebühr
im Berlin-Bus mehr bezahlt werden.
Das gilt für alle Haltestellen in
Neuruppin, an denen keine Möglichkeit
besteht, eine Fahrkarte am Schalter oder
Automaten zu erwerben. Hans Leister, DB-Konzernbeauftragter
für das Land Brandenburg, konte auf Ruppiner Anzeiger-Anfrage
noch weitere erfreuliche Neuigkeiten
vermelden. So müsse auch kein
zusätzliches Entgelt bezahlt werden, wenn
der Bus an der Steinstraße bestiegen wird.
Wandert diese Haltestelle nach Abschluß
der Bauarbeiten am Rheinsberger Tor
wieder zum Bürgerbahnhof, muß dort
eine Fahrkarte am Schalter erworben
werden - sofern dieser geöffnet hat.
Auch in Berlin (außer am Bahnhof Zoo)
könne im Expreßbus ohne Zusatzgebühr
eine Fahrkarte gelöst werden, sichert
Leister zu. All das sei während einer
spontanen Konferenz beschlossen
worden. Der guten Nachrichten kein Ende:
Wer in den vergangenen Wochen die fünf
Mark Nachlöse berappt hat, kann sie
zurückverlangen. Der Buskunde muß nur
den Beleg an folgende Adresse
einschicken: DB Regio - RAN, Babelsberger
Straße 18, 14473 Potsdam.
Auch wenn der Prignitz-Expreß per
Schiene noch eine ganze Weile auf sich
warten läßt (in Bahnkreisen spricht man
jetzt von Mai 2000), warnt Leister jetzt
bereits: Rollt der Zug, drückt die Bahn kein
Auge mehr zu. Dann muß fünf Mark mehr
zahlen, wer im Expreß keinen Fahrgschein
vorweisen kann.
Auch die unwirtlichen Zustände der
Bus-Haltestelle am Haltepüunkt West will
sich der Bahn-Mächtige annehmen. Leister
versprach, eine provisorische Wartehalle
aufzutreiben Im Winter müsse dort eine
Schutzmöglichkeit bestehen."
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In einem Gespräch mit der SIGNAL-Redaktion
betonte Hans Leister, daß ein
Fahrgast, der nicht die Möglichkeit habe,
sich an der Haltestelle einen Fahrschein zu
kaufen, dies im Zug ohne Aufschlag nachholen
könne. Wichtig ist, daß sich der
Fahrgast sofort und unaufgefordert (am
besten gleich beim Einsteigen) beim Zugpersonal
meldet. Es gilt also die altbekannte
Regelung weiter.
Alles andere ist den Fahrgästen auch
schwerlich verständlich zu machen. IGEB
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