Der gesamte Umbau soll unter laufendem
Bahnbetrieb durchgeführt werden, es sind
maximal Wochendend-Sperrungen geplant.
Damit wird es bis zu 100 (!) Bauzustände
geben. Die Bauzeit wird derzeit mit
acht Jahren veranschlagt.
Die Planungen beziehen sich auf drei
Teil projekte:
- Grunderneuerung des S-Bahnhofs und
der S-Bahn-Anlagen von Ostkopf Ostbahnhof
bis zur Streckentrennung
Frankfurter Bahn / Ostbahn;
- Umbau Bahnhof Ostkreuz für das Pilzkonzept
und Errichtung eines Regionalbahn-Haltepunktes;
- Vorleistungen für die später kreuzende
BAB 100 (Stadtautobahn).
Der Planfeststellungsbereich umfaßt die
gesamte Streckenlänge von Ostbahnhof
bis einschließlich Ostkreuz in einem Stück.
Der anschließende Abschnitt nach Rummelsburg
wird separat planfestgestellt.
Umbau S-Bahn und Neubau
der Regionalbahnsteige
Die gesamte brüchige Anlage Ostkreuz
unter Denkmalschutz! Das macht die
Planung nicht einfach.
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Die beiden Ringbahnsteige (S und RE) besitzen jeweils Abgänge zu den Stadtbahnsteigen und zu den beiden Vorplätzen an der Hauptstraße und der Neuen Bahnhofstraße. Die beiden alten Empfangsgebäude und die Fußgängerbrücke bleiben erhalten, ebenso wie der Wasserturm (Denkmalschutz). Die auf dem nördlichen Vorplatz bereits eingezeichneten Straßenbahngleise sind bisher nur angedacht und nicht im PFV enthalten. Schwach angedeutet ist die Lage des Autobahntunnels unter der Fußgängerbrücke. Quelle: DB Projekt Knoten Berlin, Kommentare in der Karte durch IGEB |
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Geplant sind zwei S-Bahn-Richtungsbahnsteige
sowie ein Regionalbahnsteig
für die Stadtbahn (untere Ebene). Sie sind
gegenüber dem bisherigen Standort
weiter unter die Ringbahn-Brücke verschoben
und verbessern die Umsteigesituation.
Rechtwinklig zu den Stadtbahnsteigen
entsteht für die Ringbahn ein S-Bahnsteig
und ein neuer Regionalbahnsteig. An der
Südring-Kurve wird es keinen S-Bahnhalt
geben. Der Bahnsteig bleibt aber aus
Denkmalschutzgründen erhalten. Es ist
fragwürdig, den Unterhaltungsaufwand
eines Bahnsteiges ohne verkehrlichen
Nutzen aufzubringen. In diesem Falle
sollte er auch bedient werden.
Die in letzter Zeit nicht mehr benutzte
Nordring-Kurve soll abgebaut und das
Gelände dem Träger des Entwicklungsgebietes
zugeschlagen werden.
Mit dieser Kurve baut die Bahn die letzte
Verbindung zwischen Nordring und
Stadtbahn ab - auch am Westkreuz gibt es
diese Kurve seit dem Krieg nicht mehr. Ob
diese Entscheidung für einen flexiblen
Betriebsablauf bei Störungen richtig ist,
bezweifelt die IGEB. Optional kann ein
weiterer Bahnsteig für die Wriezener Bahn
eingerichtet werden.
Nördlich und südlich der Bahnsteige
werden Bahnhofsvorplätze angelegt. Von
hier bestehen Zugänge zu den Ringbahnsteigen
und über die westliche Fußgängerbrücke
(Denkmalschutz!) zu den Stadtbahnsteigen.
Treppen und Aufzüge von
den Stadtbahnsteigen zu den Ringbahnsteigen
stehen den Umsteigern zur Verfügung.
Für die Ringbahnsteige ist eine neue
Glashalle vorgesehen, die Stadtbahnsteige
bekommen eine denkmalgerechte Stützendach-Konstruktion.
Die Ausfädelung der S-Bahn-Strecken
nach Lichtenberg und Erkner wird dann
östlich von Ostkreuz mit einem Überwerfungsbauwerk
realisiert. Das dritte Fernbahngleis
für die Betriebsfahrten Stadtbahn
- Rummelsburg am südlichen Rand
bleibt erhalten. Im Bahnhof Warschauer
Straße entfällt das Mittelgleis (Kehrgleis
von Osten) mit zwei Bahnsteigkanten. Der
bestehende Güteranschluß von der Ringbahn
zum Osthafen ist berücksichtigt.
Wriezener Bahn
Mit der Ferngleis-Verbindung vom Bahnhof
Lichtenberg zur Stadtbahn stünde
eine neue östliche Zulaufstrecke zur Stadtbahn
zur Verfügung. Damit könnte der
Bahnhof Lichtenberg in den Fern- und Regionalverkehr
von der Stadtbahn einbezogen
werden. In seinem Einzugsgebiet
wohnen immerhin 500.000 Menschen.
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Die Südring-Kurve am Bahnhof Ostkreuz (rechts oben im Bild) soll zwar erhalten bleiben, aber hier sollen keine Züge mehr halten. Die Gleisverbindung vom und zum Nordring (im Bild ist links noch die Brücke erkennbar) soll komplett verschwinden. Foto: Alexander Frenzel, März 2000 |
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Während sich der Senat vor kurzem für
eine Verbindung Lichtenberg - Ostbahnhof
ausgesprochen hat, wartet hier die DB
AG auf eine konkrete Bestellung. Im Moment,
so die DB AG, ist ein zweigleisiger
Ausbau nicht nötig.
Einerseits ist dem Senat vorzuhalten,
daß er seinen Wunsch nicht nachdrücklich
genug vertreten hat, im Gegensatz zu den
Autobahnplänen, wo er weit in die Zukunft
denkt. Andererseits ist die Bahn
selbst sehr kurzsichtig, wenn sie sich in
dieser Frage vollkommen auf die Bestellung
stützt. Das bestellte Fahrplanangebot
wechselt relativ kurzfristig, die Infrastruktur
dagegen muß auch langfristige Möglichkeiten
berücksichtigen.
Mit einem relativ geringen Kostenaufwand
kann die DB selbst davon profitieren:
Die Fern- und Regionalbahn-Anbindung
Lichtenbergs und damit von etlichen
östliehen Bezirken an die Stadtbahn kann
viele neue Bahnkunden bringen und entlastet
den Ostbahnhof. Darüber hinaus ist
mit der EU-Erweiterung durch Polen und
die baltischen Staaten und der Liberalisierung
des Verkehrsmarktes mittelfristig ein
erhöhtes Verkehrsaufkommen auf der
Ostbahn zu erwarten.
Nebenbei wird die Bahn flexibler in der
Betriebsführung in dem Nadelöhr Rummelsburg
- Stadtbahn. Im Falle einer Betriebsstörung
im neuen Nord-Süd-Tunnel
steht eine weitere Umleitungsstrecke zur
Verfügung, denn der Bahnhof Lichtenberg
kann sowohl von Zügen der Ost-West-Richtung
als auch von Zügen der Nord-Süd-Richtung genutzt werden. Somit
steht eine flexible Rückfallebene bei Betriebsstörungen
aller Art zur Verfügung.
Über Lichtenberg geht's immer!
Das Problem ist bekanntlich, daß die
Ferngleise der Wriezener Bahn von denen
der Frankfurter Bahn durch die S-Bahn-Gleise
voneinander getrennt sind. Es muß
also eine Überwerfung realisiert werden,
damit die Gleise der Wriezener Bahn auf
die südliche Seite gelangen.
In der vorliegenden Planung sind leider
keine Vorleistungen für den Seitenwechsel
der Wriezener Bahn vorgesehen. Prinzipiell
wäre er im Bereich der Modersohnbrücke
möglich. Der bestehende S-Bahn-Tunnel
ist dafür aufgrund seines Profils nicht
geeignet.
Die bisherigen Planungen gehen von
einem Gleis aus, welches am Postbahnsteig
des Wriezener Bahnhofes endet
ohne einen Bahnsteig am Ostkreuz. Damit
wird die bisherige unbefriedigende Situation
nach dem Umbau nur wieder hergestellt.
Optional ist die Trasse für ein
zweites Gleis und einen Bahnsteig
westlich der Ringbahnbrücke freigehalten,
jedoch ist die Unterquerung der Ringbahn-Brücken
nur eingleisig möglich. Das
heißt, sollte ein späterer zweigleisiger Ausbau
gewünscht sein, gäbe es unter der
Ringbahn einen 60 Meter langen eingleisigen
Abschnitt - oder die neuen Widerlager
der Ringbahnbrücken müßten abgerissen
und versetzt werden. Beides wäre ein
Schildbürgerstreich.
Vorleistungen für die Autobahn
Die fast fertige Autobahn Gradestraße -
Grenzallee in Neukölln soll Mitte 2000
eröffnet werden.
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Bahnhof Ostkreuz im Zustand vom 17. März 1999. Oben die Ringbahn, darunter die Stadtbahn. Die Südring-Kurve verläuft von unten nach rechts, die derzeit nicht bediente Nordring-Kurve nach links. Foto: R. Quabbe, DB Projekt Knoten Berlin |
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Die Planung sieht vor, den Autobahn-Stadtring
A100 von der Grenzallee weiter
bis zur Frankfurter Allee zu verlängern.
Dabei ist der Abschnitt Grenzallee bis
Anschlußstelle Treptower Park vom Senat
als „vordringlich" eingestuft, die Weiterführung
als „erweiterter Bedarf". Hierbei
müssen die Bahnanlagen im Bereich Ostkreuz
unterquert werden. Da die Autobahn
erst nach den Bahnanlagen gebaut
werden soll, sind Vorleistungen beim
Bahnbau vorgesehen. Im Bereich des
heutigen Empfangsgebäudes am Markgrafendamm/Hauptstraße
soll die Autobahn
in einem Doppelstocktunnel den
Bahnhof unterfahren. Die Vorleistung
besteht aus zwei Schlitzwänden, die die
Tunnelwände darstellen und darüber
einem Stahlbetondeckel (Wand-Deckel-Bauweise).
Diese Konstruktion wird zunächst
zugeschüttet und die Gleise darauf
gebaut. Später kann unter dem Deckel das
Erdreich abgetragen und die eigentlichen
Tunnelröhren eingebaut werden, ohne
den Bahnbetrieb an den Oberfläche zu beeinträchtigen.
Das eigentliche Problem - das Ostkreuz
betreffend - ist der Bestandteil dieser
Vorleistung im Planfeststellungsverfahren
der Bahn. Es sind Verzögerungen sowohl
bei der Planfeststellung (also dem Baubeginn)
sowie auch bei der Bauausführung
zu befürchten. Technisch betrachtet ist die
Vorleistung sicher sinnvoll, verkehrspolitisch
sind die gigantischen Autobahn-Pläne sehr umstritten.
Ein paar Zahlen
Bisher nutzen ca. 110.000 Personen pro
Tag den Bahnhof Ostkreuz (Ein-, Aus- und
Umsteiger). Die Prognose für 2010 geht
von 236.900 Personen pro Tag aus, also
über doppelt so viele wie bisher, davon
211.550 Umsteiger und 25.350 Ein- und
Aussteiger. Damit ist die Fahrgastfrequenz
des Bahnhofes Ostkreuz die höchste in
Berlin, nur vergleichbar mit dem neuen
Lehrter Bahnhof.
Die Kosten für die Grunderneuerung der
S-Bahn-Anlagen werden mit 440 Mio. DM
veranschlagt. Davon kommen nach GVFG
60 % direkt vom Bund. Die Finanzierung
des Restbetrages ab 2003 ist mit dem
Verkehrsministerium noch nicht verhandelt.
Der Umbau Ostkreuz (Pilzkonzept)
soll 247,8 Mio. DM kosten, zusammen
also 687,8 Mio. DM.
Jahr | 2000 | 2001 | 2002 | 2003 |
Mio. DM | 6,0 | 15,0 | 50,0 | 349,6 |
Die ersten Jahrestranchen nach GVFG für
Ostkreuz, Stand 9/1999
Die Kosten für die BAB von Grenzallee
bis Frankfurter Alle sind mit [?]
DM veranschlagt.
Straßenbahn - und Busanbindung
Auf dem nördlichen Bahnhofsvorplatz ist
eine Straßenbahn-Haltestelle parallel zu
den Stadtbahngleisen geplant. Aufgrund
der unklaren Trassenführung der anschließenden
Streckenabschnitte ist diese Haltestelle
nicht Bestandteil des PFV der Bahn,
sondern es wird lediglich der Platz unter
der Ringbahn-Brücke und der Kynastbrükke
freigehalten. Diese Brückenerweiterung
ist mit 6 Mio. DM veranschlagt und Bestandteil
des PFV. Nach Aussage der
Senatsverwaltung für Verkehr besteht für
die Einbindung in das bestehende
Straßenbahn-Netz noch keine Konzeption.
Dabei ist aus Fahrgastsicht wichtig, daß
die Haltestelle auch für Busse nutzbar ist,
um eine optimale Verknüpfung zwischen
Bahn und Bus herzustellen.
Auf dem südlichen Bahnhofsvorplatz ist
noch keine Bus-Haltestelle ausgewiesen.
Nach Auskunft der Stadtentwicklungsgesellschaft
für das Umfeld des Bahnhofs ist
zunächst die Lage und Anzahl der Parkplätze
am südlichen Zugang festzulegen.
Offenbar soll die ÖPNV-Anbindung in
„Restplätze" eingefügt werden. Für die
Busse aus Rummelsburg ist die Situation
nicht sehr problematisch, aber die Busse
aus dem Markgrafendamm dürfen nicht
durch die Autobahnabfahrten am Tunnelmund
Ostkreuz vom Empfangsgebäude
abgedrängt werden.
Fazit
Zu begrüßen ist, daß der dringend notwendige
Umbau des wichtigen Knotens
Ostkreuz endlich in greifbare Nähe rückt.
Die Gestaltung der neuen Ringbahn-Halle
mit den guten Umsteigebeziehungen zur
Stadtbahn und die Berücksichtigung der
Regionalbahn sind positiv.
Die Frage der Wriezener Bahn und die
weiteren Punkte sind aber noch überarbeitungsbedürftig.
Gelegenheit zum Einspruch
und für Verbesserungsvorschläge
wird es im Planfeststellungsverfahren
geben, das noch in diesem Jahr beginnen
soll. IGEB,
Abteilung S-Bahn und Regionalverkehr
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