Am 28. Mai jährte sich zum 5. Mal
die Wiederinbetriebnahme der S-Bahn
nach Tegel. Und seit ebenfalls fünf
Jahren ist dieser wichtige S-Bahnhof
de facto ohne Busanschluß. Nicht
weniger als fünf Linien
fahren am S-Bahnhof Tegel regelrecht
vorbei, ohne akzeptable Umsteigemöglichkeiten.
Daran hat auch die Verlängerung der S-Bahn
nach Hennigsdorf vor anderthalb Jahren nichts geändert.
Anfang Mai hatten sich der Baustadtrat
von Reinickendorf, Dr. Wegner, und der
Berliner Fahrgastverband IGEB an einen
Tisch gesetzt und über die verfahrene
Situation nachgedacht. Denn bisher scheiterten
alle Planungen zur besseren Anbindung
des Bahnhofs unter anderem daran,
daß die BVG bisher Maximalforderungen
aufgestellt hat, die Umbauten in Höhe von
ca. einer Million im Straßenland erforderlich
machen und ca. 80 Parkplätze kosten
würde. Das ist utopisch, denn der Bezirk
Reinickendorf hat im Jahr nur drei Millionen
DM für Straßenbau-Maßnahmen zur
Verfügung und außerdem besteht im Zentrum
Tegel eine starke „Stellplatzlobby".
Hintergrund für die zähe Position der
BVG ist, daß sie kein Interesse hat, ihre
Buslinien mit dem S-Bahnhof Tegel zu verknüpfen.
Sie befürchtet, möglicherweise
Fahrgäste von der U 6 an die S25 zu verlieren.
Ein Zustand, der an den S-Bahn-Boykott
erinnert und endgültig in die Mottenkiste
der Kalten-Kriegs-Nostalgie gehört.
Vorschlag des Baustadtrates ist
kurzfristig realisierbar
Übereinstimmend stellten Baustadtrat Dr.
Wegner und die IGEB fest, daß besonderer
Handlungsbedarf zur Anbindung der Buslinie
133 an den S-Bf Tegel besteht. Für die
Bewohner im Einzugsgebiet aus dem Bereich
Heiligenseestraße wie auch Tegel-Süd
besteht bisher keine Umsteigemöglichkeit
zur S-Bahn. Das neue Einkaufszentrum
am Borsig-Turm ist auch nicht an
den S-Bahnhof angebunden. Herr Dr.
Wegner hat daher vorgeschlagen, die Buslinie
133 in Richtung Norden von der Berliner
Straße über die Grußdorfstraße, Buddeplatz
(Vorplatz des S-Bahnhofs Tegel),
Buddestraße und Bernstorffstraße zum
Bf Alt-Tegel zu führen. In der Gegenrichtung
könnte die Fahrt vom U-Bahnhof
Alt-Tegel über Bernstorffstraße, Buddestraße,
Buddeplatz und Brunowstraße
führen. Wie die Haltestellen am Buddeplatz
angeordnet werden, wird noch untersucht.
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Anbindung des S-Bahnhofs Tegel an den BVG-Busverkehr. IGEB-Vorschlag für eine Linienführung. |
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Das einzige Problem stellt ein kurzer Abschnitt
der Brunowstraße im Bereich des
Buddeplatzes dar, der zur Zeit als Einbahnstraße
ausgewiesen ist. An dieser Stelle
müßte die Einbahnstraßenrichtung umgekehrt
werden. Gleichzeitig würden
ca. zwölf Querparkplätze in ca. fünf Längsparkplätze
umgewandelt werden. Der Verlust
wäre also vertretbar. Mit dieser „kleinen"
Lösung wäre zwar die Umsteigesituation
noch nicht für alle relevanten Linien
verbessert, aber immerhin wäre
schon kurzfristig und ohne nennenswerte
Investitonen ein Schritt in die richtige
Richtung getan. Jetzt hoffen der Reinickendorfer
Baustadtrat und die IGEB, daß
dieser Vorschlag nicht durch die BVG
zerredet wird.
Die S-Bahn Berlin GmbH unterstützt diesen
Vorschlag ausdrücklich, denn sie verspricht
sich eine weitere Steigerung der
Fahrgastzahlen in diesem Bereich. Bewährt
sich die neue Linienführung für den
133er, so wünscht sich die S-Bahn Berlin
GmbH, daß die übrigen Tegeler Buslinien
120, 124, 125 und 222 ebenfalls näher an
den S-Bahnhof Tegel herangeführt werden.
Diese Wunsch ist verständlich und
wird von der IGEB im Interesse der Fahrgäste
unterstützt.
Wir hoffen, daß die Senats-Verkehrsverwaltung
mit dem frischen Wind der neuen
Staatssekretärin Frau Krautzberger die
Busanbindung unterstützt. Denn nach
fünf Jahren, in denen viel geredet wurde,
sich in der Sache aber für die Fahrgäste
nichts verbessert hat, scheint ein leichter
Druck seitens des ÖPNV-Aufgabenträgers
wohl nötig, um die BVG hier zur Aufgabe
der Blockadehaltung zu bewegen.
Zu dieser Presseerklärung erreichte
uns eine Stellungnahme
der BVG, die wir im Wortlaut
dokumentieren. Neben einigen
Tatsachen wiederholt hier die
BVG altbekannte Positionen.
Schon lange vor der Wiedereröffnung des
S-Bahnhofs Tegel hat die BVG geplant, die
Buslinien näher an den Bahnhof heranzuführen.
Ideal wäre eine Verlegung oder Verlängerung
des S-Bahnsteigs zur Gorkistraße
(also in Richtung Fußgängerzone)
gewesen, denn dort wollen die meisten
Menschen hin, und dort fahren auch die
Buslinien 120, 124, 125 und 222.
Aber leider blieben der Bahnhof und seine
beiden Ausgänge in der ursprünglichen
Lage, die für die heutige Verkehrserschließung
ungünstig ist - im Wohngebiet
am Buddeplatz deutlich zu weit weg von
der Fußgängerzone Gorkistraße, und auf
der anderen Seite der Bahn in einer Grünanlage.
Wir haben dann (ebenfalls 1994) vorgeschlagen,
die Buslinien 120, 124, 125 und
222 näher an den S-Bahn-Eingang heranzuführen
(ab U-Bahnhof Alt Tegel über
Berliner Straße - Grußdorfstraße - Buddestraße
zur Gorkistraße. Dafür sind aber
eine Reihe von Umbauten erforderlich:
- Anpassung der Lichtsignalanlage Berliner
Straße/Grußdorfstraße,
- Aufhebung der Einbahnstraßen-Regelung
in der Grußdorfstraße,
- Einrichtung von Bushaltestellen an der
Ecke Grußdorfstraße/Buddestraße (also
am S-Bahnhof) mit dem Nachteil, daß
die Haltestelle Tegel-Center nicht mehr
bedient werden könnte,
- Veränderung der Vorfahrtsregelung an
der Ecke Buddestraße/Gorkistraße.
Ohne diese Umbauten wäre ein schneller
und zuverlässiger Betrieb nicht möglich
und für viele durchfahrende Fahrgäste in
den Bussen würde sich die Fahrzeit deutlich
verlängern.
Die S-Bahn fährt in Tegel nur alle 20 Minuten,
die U-Bahn dagegen alle 5 Minuten,
und vier von fünf Buslinien (120, 124,
125, 133, 222) verkehren mindestens im
10-Minuten-Takt. Das heißt: Die S-Bahn
verkehrt nur jeweils im 20-Minuten-Takt,
die Busse und U-Bahn dagegen im 5- bis
10-Minuten-Rhythmus.
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So könnte es aussehen: Der 133er hält am S-Bahnhof Tegel. Foto: Alexander Frenzel, Juni 2000 |
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Seit einiger Zeit diskutieren wir eine andere
Möglichkeit, um die Linie 133 an den
S-Bahnhof anbinden zu können. Wir haben
uns dazu an das Bezirksamt Reinickendorf
gewandt, leider noch ohne
Antwort. Aber auch für diese neue Strecke
(über Bernstorffstraße - Buddestraße -
Veitstraße) müßte der Bezirk tätig werden
(Haltestellen, Halteverbote, Baumschnitt
für Doppeldecker). Dieses war auch dem
Fahrgastverband IGEB bekannt. Die beiden
stellvertretenden Vorsitzenden des
Vereins Matthias Horth und Christfried
Tschepe hatten vor einiger Zeit hier im
Haus einen Termin mit d em Vorstandsvorsitzenden
der BVG, Herrn Rüdiger vorm
Walde, bei dem auch über die schlechte
Anbindung des S-Bahnhofs Tegel gesprochen
wurde. Gleich im Anschluß an
dieses Gespräch erörterten die beiden Herren
das Problem noch einmal mit unserem
zuständigen Mitarbeiter für diesen Bereich,
der auf die Schwierigkeiten hinwies,
mit dem Bezirk zu einer Einigung zu kommen.
Um so überraschter sind wir, daß uns
weder der Bezirk noch der Berliner Fahrgastverband
auf den heutigen Termin hingewiesen,
geschweige denn dazu eingeladen
hat. Demzufolge ist uns auch der heute
vorgestellte Vorschlag nicht bekannt.
Aber auch hier muß in erster Linie das Bezirksamt
tätig werden und abwägen, ob
die Wegführung auch für die Mieter der
betroffenen Straße zumutbar ist.
Die für den 133er vorgeschlagene Brunowstraße
ist zur Zeit eine echte Anwohnerstraße
ohne Durchgangsverkehr,
teilweise Einbahnstraße, verfügt über eine
Verkehrsberuhigung (Aufpflasterung),
über Kopfsteinpflaster und über Straßenbäume,
die beschnitten werden müssen!
Schließlich birgt auch der Fahrplan noch
eine Problematik: Dadurch, daß die S-Bahn
nur alle 20 Minuten fährt, kann der
Bus entweder nur Zubringer zur S-Bahn
sein oder die Fahrgäste von der S-Bahn abholen.
Anschlüsse in beide Richtungen
sind nicht möglich!
Wir werden mit dem Bezirksamt in Gesprächen
eine Lösung finden, die für alle
Beteiligten akzeptabel ist. IGEB,
Abteilung Stadtverkehr
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