Damit ist die Zeit des zeitraubenden
Schienenersatzverkehrs nach Wustermark
vorbei. Mit dem RE 2 besteht jetzt wieder
eine umsteigefreie Verbindung zur Berliner
Stadtbahn und nach Rathenow. Montags
bis freitags ergänzt die Regionalbahn
nach Spandau und Wustermark das
Angebot zum Halbstundentakt.
Von dem alten Bahnsteig ist nichts übrig
geblieben. Das schöne Dach ist durch
zwei Buswartehäuschen auf dem Bahnsteig
ersetzt worden und auch sonst ist
die Ausstattung spartanisch. Genau vier
(!) Sitzgelegenheiten sind das Serviceangebot.
Da die Gleislage geblieben ist, hat
der Bahnsteig seine respektable Breite
behalten, wirkt ohne Dach aber irgendwie
nackt. Auf dem hinteren Teil des
Bahnsteiges erstreckt sich eine große
Grünfläche, auf der auch schon wildwuchsmäßig
etliche Sommerblumen das
Auge des wartenden Fahrgastes erfreuen.
Die neue Fußgängerbrücke stellt den
Zugang zum Ort Elstal sowie zum Ortsteil
Dyrotz-Luch her.
Der gesamte alte Bahnsteig im Stile eines
S-Bahnhofes mit typischen Bahnsteigaufbauten
und Dach ist abgerissen
worden. Damit ist der letzte „S-"Bahnsteig
dieser Art am westlichen Stadtrand
wie zuvor in Falkensee und Finkenkrug
verschwunden. Der Neubau ist zum Glück
nicht ganz so gesichtslos wie die beiden
anderen. Am Ende des neuen Bahnsteigs
sieht man noch die Reste des alten Bahnsteigbelages,
Mosaikpflaster und Ziegel-Bahnsteigkante.
Gemeinde verschleppte
Inbetriebnahme
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Wustermark Rangierbahnhof im Juni 1998. Kleine Foto: Bahnhof Elstal vier Jahre später. Beide Fotos: Florian Müller |
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Im Sommer 1995 war der Bahnhof, damals
noch Wustermark Rangierbahnhof,
vom Schienennetz abgeklemmt worden,
ebenso wie der gesamte Regionalverkehr
auf der Lehrter Bahn zwischen Spandau
und Rathenow. Der Grund war der Bau
der Hochgeschwindigkeitsstrecke Berlin -
Hannover. SEV-Busse im 2-Stunden-Takt
sollten den Ersatz übernehmen. Erst nach
Intervention des Bahnkunden-Verbandes
wurde ein 1-Stunden-Takt eingerichtet.
Im Dezember 1998, also nach dreieinhalb
Jahren, ging der Regionalverkehr wieder
los. Aber auf Grund der wegen Baufälligkeit
gesperrten langen Fußgängerbrücke
über die Anlagen des Betriebswerkes gab
es keinen Zugang zum Bahnsteig. Der
Bahnsteig war praktisch betriebsbereit,
aber kein Fahrgast konnte ihn erreichen.
Daraufhin schloss sich ein langer Streit
zwischen der Gemeinde Elstal, dem Land
Brandenburg und der DB AG an, Es ging
um die Finanzierung der Brücke. Die Gemeinde
drängte auf einen behindertengerechten Zugang mit zwei Aufzügen;
aber die Mehrkosten wollte niemand
übernehmen. Durch die Maximalforderung
Elstals stockte das ganze Brückenprojekt.
Fahrgäste sahen die Züge nach
Berlin am Bahnsteig vorbeifahren.
Aber dann gab es doch eine Einigung -
ohne Aufzüge, Land und Bahn teilten sich
die Kosten, Die Option für einen späteren
Aufzugseinbau ist berücksichtigt worden.
Groß Behnitz ohne Hoffnung
Ohne Verkehrshalt bleibt nach wie vor
Groß Behnitz, 17 Kilometer von Elstal
entfernt. Der Bahnsteig liegt am nicht
elektrifizierten Gleis der alten Lehrter
Stammstrecke. Da alle anderen Stationen
mit elektrischer Traktion angefahren werden
können, ist der Einsatz von Dieselfahrzeugen
hier auch nicht sinnvoll. Die
Lösung wird erst die Elektrifizierung des
Stammgleises bringen. Diese ist zwar geplant,
ein Termin ist jedoch auch langfristig nicht
abzusehen. Und dem Vernehmen nach sind die wenigen Fahrgäste,
die in Groß Behnitz übrig geblieben sind,
mit dem Schienenersatzverkehr nach
Nauen leidlich zufrieden. Wer nach Berlin
Will, quält sich halt mit dem Auto über
die verstopfte B 5 entlang und hat die
Bahn aus seinem Gedächtnis bereits gestrichen.
IGEB, S-Bahn und Regionalverkehr
DBV Havelland
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