Bei der „großen Bahn" gab es zum 1. August eine
große Tarifstrukturreform.
Demgegenüber wurden beim VBB-Tarif in den
Ländern Berlin und Brandenburg
im Wesentlichen nur die übliche Preiserhöhung
vorgenommen. Auf Strukturreformen
müssen die Fahrgäste von BVG und S-Bahn GmbH weiter warten.
Zum 1. August wurden, wie fast jedes Jahr,
die Fahrpreise der Bahnen und Busse in Berlin
(und Brandenburg) erhöht. Das ärgert die
Fahrgäste. BVG und S-Bahn GmbH argumentieren
demgegenüber, dass die Fahrgäste zufrieden
sein könnten, weil die Fahrpreise in
Berlin durchschnittlich nur um gut drei Prozent
angehoben wurden. Da die letzte Preiserhöhung
zwei Jahre zurückliegt, sei das sehr wenig,
für die Verkehrsbetriebe eigentlich zu
wenig.
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Die Kosten für die Umstellung der Vertriebstechnik und für die Kundeninformation bei Preiserhöhungen im VBB-Gebiet insgesamt mehr als eine Million Euro. Foto: Alexander Frenzel |
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Die Verkehrsbetriebe haben Recht - und
doch ist das nur die halbe Wahrheit. Denn das
Tarifniveau in Berlin ist bereits so hoch, dass
auch eine moderate Erhöhung kaum verständlich
ist. Warum zahlen die Berliner Fahrgäste
mehr als diejenigen in anderen Städten? Bei
aller Vorsicht, die bei Tarifvergleichen geboten
ist und die deshalb viele Fußnoten erfordert,
zeigt die Tabelle auf Seite 18 doch eindeutig,
dass das Preisniveau in Berlin insgesamt
am höchsten ist.
Verschärft wird diese Diskrepanz noch dadurch,
dass in Berlin die durchschnittliche
Kaufkraft der Bevölkerung deutlich niedriger
ist als in den Vergleichsstädten. So liegt die
Kaufkraft in München um 36 % höher als in
Berlin, aber die Fahrpreise sind fast alle deutlich
niedriger.
Vor diesem Hintergrund und wegen der vor
allem beim Bus bereits erfolgten und für
S- und U-Bahn angekündigten Angebotseinschränkungen
befürchtet der Berliner Fahrgastverband
IGEB, dass so mancher Fahrgast
die erhöhten Fahrpreise zum Anlass nimmt,
auf die Angebote von BVG und S-Bahn GmbH
künftig zu verzichten.
Erfreulich ist zwar, dass zum 1. August in
Berlin nicht alle Fahrpreise erhöht, sondern
die Tages- und Kleingruppenkarten sogar etwas
verbilligt werden. Doch auch diese Freude
schwindet beim Blick auf andere Städte
schnell, da auch die abgesenkten Berliner
Preise noch immer deutlich über denen anderer
Städte liegen. So wurde der Preis für die
Tageskarte für Gruppen von bis zu fünf Personen
in Berlin zwar von 15 auf 14 € gesenkt,
aber in München gibt es dieses Angebot für
nur acht Euro und in anderen Städten sogar
noch preiswerter.
Doch nicht nur über die Höhe, auch über die
Struktur des Tarifsystems in Berlin muss diskutiert
werden. So sollte zum Beispiel bei den
Zeitkarten die Differenzierung in „Standard"
und „Premium" abgeschafft und der Kurzstreckenfahrschein
mit Haltestellenzählverpflichtung
durch den 1-Stunden-Fahrschein
ersetzt werden.
Einfachere Tarife wären verständlicher und
würden die Kosten der Verkehrsbetriebe senken.
Die IGEB begrüßt daher, dass BVG und
S-Bahn hierzu dem Verkehrssenator am
30. Juni 2003 ein Konzept vorgelegt haben.
Bedauerlicherweise wurde aber nur der unabgestimmte
Vorschlag für ein elektronisches
Ticket mit entfernungsabhängiger Abrechnung
jeder einzelnen Fahrt in die Öffentlichkeit gegeben.
Die öffentliche Reaktion auf diese von
der BVG verfolgte Idee war jedoch so eindeutig
negativ, dass die Verkehrsbetriebe dieses
Element schnellstens aus ihrem Strukturentwurf
streichen sollten.
Aber über alle anderen Vorschläge muss
noch in diesem Jahr diskutiert werden.
IGEB
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