Weder die Deutsche Bahn AG als Eigentümerin
noch das Land Brandenburg als oberste
Denkmalbehörde hatten seit der Wende ernsthafte
Maßnahmen ergriffen, um diesen kultur-
und kunsthistorischen Bahnhof, den Kaiser
Wilhelm II. 1909 vom Architekten Ernst Eberhard
von Ihne errichten ließ, zu sichern.
Lediglich der Freundeskreis Kaiserbahnhof
e.V. in Potsdam hatte es sich zum Ziel gestellt,
die Verantwortlichen in die Pflicht zu nehmen,
dieses Gebäude, das inzwischen von der
UNESCO zum Weltkulturerbe deklariert wurde,
der Nachwelt zu erhalten.
Das Projekt des früheren Kultusministers
Enderlein, unter Einbeziehung des Kaiserbahnhofs
an diesem Standort die neue Universitätsbibliothek
zu entwickeln, ist nach dessen
Abwahl vorrangig aus politischen Gründen
von seinem Nachfolger aufgegeben worden.
Erst im Jahre 2000 gab es einen erneuten
Versuch, mit einem schlüssigen und wohl auch
finanzierbaren Projekt den Kaiserbahnhof zu
retten. Die Potsdamer Gastronomen
Schlausch und Nikolaides beabsichtigten, den
historischen Bau als Ort gehobener Gastronomie
wiederherzustellen und sein Umfeld
durch merkantile und kulturelle Einrichtungen
zu erschließen.
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Der Kaiserbahnhof Wildpark 1910 von der Straßenseite aus. Die Bahnhofshalle befindet sich an der Rückseite. Foto: Archiv Freundeskreis Kaiserbahnhof |
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Als dieses Projekt schon in einem fortgeschrittenen
Stadium war und sich auch die Sicherung
der Finanzierung abzeichnete, entschloss
sich nunmehr die DB AG, den Komplex
Kaiserbahnhof selbst zu nutzen. Dem ist kritisch
nur anzumerken, dass das bereits vor
zehn Jahren hätte geschehen sollen, womit
der Bahn AG und auch anderen erhebliche
Kosten erspart geblieben wären und die Brandenburgische
Landeshauptstadt schon früh
ein markantes architektonisches Ensemble
am Eingang der Stadt auf dem Bahnwege hätte
vorweisen können. Nun wird der Kaiserbahnhof
Führungsakademie der DB AG.
Ziel der Planung ist, dort künftig Bildungs- und
Trainingsprogramme für obere Führungskräfte
und leitende Angestellte des Konzerns
und seiner Unternehmensbereiche zu entwickeln.
Nach den turbulenten Ereignissen der
letzten Zeit im Managementbereich der Bahn
scheint das auch dringend geboten...
Gleichzeitig will die Bahn sich am und im
Kaiserbahnhof als gesellschaftlich engagiertes
Unternehmen präsentieren und in der alten
Gleishalle ein Ausstellungszentrum für Kunst-
und Kulturevents einrichten.
Die historische Fassade des Gebäudes
bleibt erhalten. Kernstück der neuen Bahn
Akademie soll ein unterirdisches Auditorium
mit 200 Plätzen werden, das durch eine gläserne
Überdachung auch Tageslicht erhält.
Der berühmte Kaisersaal des Gebäudes sowie
wertvolle Decken, Treppen und andere
Gebäudeteile werden restauriert und in repräsentativer
Form wieder hergestellt.
Inzwischen hat der Abriss der Bahnhofshalle
begonnen, die aufgrund ihres Bauzustandes
nicht mehr original erhalten werden kann. Sie
wird jedoch vorbildgerecht wieder errichtet.
Es bleibt zu hoffen und der DB AG zu wünschen,
dass der Bau, wie ursprünglich geplant
im Jahre 2005 fertiggestellt sein kann und das
die geplanten Investitionskosten von 25 Millionen
€ für dessen Sanierung incl. neu zu errichtender
Gebäudeteile auch ausreichen. Übrigens
hätte 1991 nach damaligen seriösen
Untersuchungen noch eine Summe von maximal
32 Millionen DM ausgereicht.
DBV Brandenburg
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