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Polen: Neuer Triebwagen auf reaktivierter Strecke im Einsatz

Interessante Neuigkeiten gibt es aus unserem östlichen Nachbarland zu berichten. Nachdem die schrittweise Umsetzung der Bahnreform in Polen vielen Regionalstrecken und Zugverbindungen das Leben gekostet hat, gibt es auch positive Ansätze.

Werfen wir also jetzt einen Blick über die Oder in die Wojewodschaft Lebuskie (Lebuser Land). Nur knapp 44 Kilometer hinter der Grenze zweigt von der Ostbahn, in der Stadt Gorzöw Wielkopolski (Landsberg/Warthe) eine Eisenbahnstrecke ab, die nach 74 Kilometern auf den Bahnknoten Zbaszynek an der Magistrale Berlin - Warszawa (Warschau) trifft. An der Strecke liegen die Städte Gorzöw Wlkp. (wichtiges Wirtschafts- und Kulturzentrum, ca. 126.400 Einwohner), sowie Skwierzyna (10.575 Einwohner), Miedzyrzecz (20.075 Einwohner) und Zbaszynekd (ca. 5.100 Einwohner). Seit 1999 existierten Pläne zur Einstellung des Reiseverkehrs dieser für die Region wichtigen Strecke, die aber erst am 4. November 2002 umgesetzt wurde. Im Güterverkehr fahren weiterhin zwei Zugpaare der PKP Cargo AG. Niemand rechnete wohl ernsthaft mit einer Reaktivierung der Strecke im Personenverkehr.

Doch: Totgesagte leben länger; oder vielmehr: sie bekommen eine neue Chance. Nach umfangreichen Verhandlungen zwischen der Wojewodschaft Lubuskie, die Interesse an dem Betrieb hatte, und der PKP konnte der Reiseverkehr am 1. September diesen Jahres wieder aufgenommen werden. Zum Einsatz kommt ein zweiachsiger, moderner Triebwagen mit Niederflurteil der Firma ZNTK in Poznan.

Ein interessantes Detail: Der Schienenbus befindet sich nicht im Eigentum der PKP, sondern gehört der Wojewodschaft. Bis 2006 werden vier weitere Fahrzeuge dieses Typs an die Wojewodschaft ausgeliefert, die ebenso durch das dortige Marschallamt bezahlt werden.

Triebwagen
Der neue Regionaltriebwagen Ende Oktober 2003. Foto: Frank D. Lammers

Hergestellt wird dieses Fahrzeug mit der Bezeichnung „Regio Tramp 213 M"; bei der PKP wird er als SA-105 geführt. Das knapp über 16 Meter lange Fahrzeug ist für eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h konzipiert und verfügt über 24 Sitzplätze im Hochflurbereich, zwölf feste und neun Klappsitze im Niederflurbereich. Die Mitnahme von Fahrrädern, Kinderwagen oder Rollstühlen ist möglich, geht aber zulasten der festen Sitze. Der Triebwagen verfügt über eine Klimaanlage sowie eine Toilette (geschlossenes System). Zur Fahrgastinformation ist eine Anzeige für das Zugziel sowie der Uhrzeit vorhanden. Haltewunschtasten sind nicht vorhanden, wären aber sinnvoll. Im Niederflurbereich befinden sich über den Sitzplätzen Gepäckablagen, die auch größere Gepäckstücke aufnehmen.

Neben dem Berufs- und Schülerverkehr ist die Strecke auch für den Tourismus interessant, Wanderer und Pilzsammler kommen hier auf ihre Kosten. In Miedzyrzecz (Meseritz) sind viele Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Zum Beispiel das Rathaus im Renaissancestil, erbaut 1581 oder die 1824 eingeweihte ehemalige Synagoge. Auch das Regionalmuseum mit einer der größten Sammlungen von Sargporträts in Polen lohnt einen Abstecher. Wer in der Sommersaison lieber baden oder zelten will, dem sei der Waldsee am Haltepunkt Glebokli Miedzyrzeckie empfohlen.

DBV Bundesverband

aus SIGNAL 5/2003 (November/Dezember 2003), Seite 34

 

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