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Im Ergebnis der Sitzung vom 2. Februar 2004
hatten sich das tschechische und das bayerische
Verkehrministerium zu erneuten Sondierungen
im Januar 2005 verabredet; dieses
Treffen wurde auf Ende Februar vertagt. Die
Beteiligten hatten inzwischen Gelegenheit,
sich mit der nunmehr deutschen Fassung des
Gutachtens eines Prager Planungsbüros vom
September 2003 auseinander zu setzen. DBV-Präsident
Curth übte gegenüber dem erstmals
anwesenden Selber Oberbürgermeister Dr.
Kreil Kritik darüber, daß die Stadt das Gutachten
nur auszugsweise ins Internet stellte und
dabei nur die Negativaspekte an die Öffentlichkeit
trug, obgleich es einen Stadtratsbeschluß
für die Reaktivierung gab. Kreil stellte
nochmals die aus seiner Sicht eintretenden
Verschlechterungen für die neuen Anlieger
heraus. Der 2. Bürgermeister der Stadt As
(Asch), Jiri Knedlik, verwies auf eine Erklärung,
die die Anlieger im Rahmen des Baugenehmigungsverfahrens
schriftlich abgegeben
hatten. Darin akzeptieren diese die mögliche
Bahnreaktivierung und erklärten gleichzeitig
den Verzicht auf Gegenmaßnahmen.
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Von links: Jifi Knedlik, 2. Bürgermeister der Stadt As (Asch) (stehend), Dr. Julius Loväs, Abteilungsleiter im Tschechischen Verkehrsministerium, Gerhard J. Curth, Präsident des Deutschen Bahnkunden-Verbandes, und Alexander Dietz als Dolmetscher. Foto: Dieter Brandl, Hof |
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Wunsiedels Landrat Dr. Seißer gab zur
Kenntnis, daß vor genau zehn Jahren die
Landkreise Hof und Wunsiedel sowie die
Stadt Hof die erste Regionalkonferenz zur
Streckenreaktivierung durchführten. Kritisch
reagierte der Landrat auf die Auswertung
des Gutachtens durch das Bayerische Verkehrsministerium
und forderte von Staatsminister
Wiesheu im nachstehenden Schreiben
eine „positivere Haltung"- „... der Landkreis
Wunsiedel i. Fichtelgebirge bemüht sich seit
Langem und die Erhaltung der Schienenverbindung
zwischen Selb und Asch und hat
auch der DB AG gegenüber Verpflichtungen
übernommen, um einen Rückbau zu verhindern.
In der Zwischenzeit liegt uns auch das
zur Reaktivierung der Strecke erstellte Gutachten
vor und wir konnten am 4. Februar
2004 in Asch erste grundsätzliche Informationen
aus Ihrem Haus erhalten. Im Hinblick
auf die durchaus zu verspürende eher ablehnende
Haltung zu diesem Projekt erscheinen
einige Anmerkungen notwendig.
Theoretisch befahrbar
Nach dem Gutachten befindet sich die
Strecke in einem guten Zustand und wäre
(theoretisch) befahrbar. Für die Wiederinbetriebnahme
müßten lediglich die Sicherungsanlagen
erneuert, die entfernte Weiche
in Selb-Plößberg wieder eingebaut und
Sanierungen am Ober- und Unterbau der
Strecke vorgenommen werden. Die Kosten
von rund 1.500.000 Euro sind nach unserer
Meinung für die Reaktivierung der Strecke
ausreichend. Alle weiteren Kosten, die im
Gutachten aufgeführt werden, betreffen
ausschließlich die tschechische Seite und
dienen dazu, mit Hilfe von EU-Mitteln den
gesamten Streckenabschnitt von Asch bis
Eger zu sanieren und zu beschleunigen. Diese
Maßnahmen sind aus tschechischer Sicht
verständlich und verschaffen dem Projekt
auch zusätzliche Attraktivität, jedoch dürfen
deren Kosten nicht in die Bewertung der
Wirtschaftlichkeit einer Reaktivierung des
Streckenabschnittes Selb—Asch einfließen.
Hinsichtlich des prognostizierten Fahrgastaufkommens
ist es unverständlich, daß
ausschließlich der Abschnitt zwischen Selb
und Asch betrachtet wurde und nicht die
Relation Hof—Eger, die über diese Strecke
erstmals umsteigefrei angeboten werden
könnte. Dies würde in der Bewertung zu einem
signifikant höheren Fahrgastpotential
führen. Selbst wenn die Verbindung von Hof
über Asch nach Eger kaum Fahrzeitenersparnis
erbringt, würde damit ein Umsteigevorgang
entfallen, durch den das Fahrgastpotential
um rund 50 Prozent reduziert wird.
Güterverkehrpotential
nicht berücksichtigt
Es ist auch unverständlich, daß das erhebliche
Güterverkehrspotential der Strecke nicht
mit in die Gesamtbetrachtung der Wirtschaftlichkeit
aufgenommen wurde. Es mag
sein, daß dies nicht Bestandteil des Gutachtens
war und daß für den Güterverkehr auf
der Schiene der Bund zuständig ist. Dennoch
darf solch ein für die wirtschaftliche Gesamtbetrachtung
einer Strecke elementar wichtiger
Teil nicht aus formalen Gründen oder aus
Gründen der Zuständigkeit bei der Beurteilung
der Wirtschaftlichkeit einer Maßnahme
ausgeschlossen werden, zumal dann, wenn
absehbar ist, daß die Verbesserung der Ost-West-Verbindungen
auf der Strecke noch
lange bis zur Realisierung benötigen, der
Güteraustausch mit den neuen EU-Ländern
aber deutlich ansteigt.
Abschließend können wir feststellen, daß
auch die Aussagen des Gutachtens bei genauer
Betrachtung, die Forderung nach einer
Reaktivierung des Streckenabschnittes
Selb—Asch unterstützen. Hier könnte mit
einem relativ geringen Kostenaufwand ein
hoher Nutzen für die grenzüberschreitende
Euregio Egrensis erreicht werden.
Wir bitten daher um eine positivere Haltung
Ihres Hauses und um die Unterstützung
der von deutscher wie von tschechischer
Seite getragenen Bestrebungen zur Rekultivierung
des Bahnstreckenabschnittes Selb—Asch
als Teil der regionalen, aber auch internationalen
Verbindung von Hof nach Eger."
Die nächste Zusammenkunft der Arge
Plößbergbahn findet am 10. März 2005 in
Asch statt. Dort sollen dann verbindliche
Vorgehensweisen auf den Weg gebracht
werden. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, mahnte
Landrat Seißer, der mit der DB Netz nur
noch für dieses Jahr eine Bestandsgarantie
vereinbaren konnte. Bahnkunden-Verband Vogtland
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