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Fahrgäste haben kein Verständnis für Streckenstilllegungen

Abbestellungen von Verkehrsleistungen sind kein angemessenes Mittel, um die Kürzungen der Regionalisierungsmittel zu kompensieren. Die Einnahmen aus der Erhöhung der Mehrwertsteuer übersteigen die nun umzusetzenden Einsparungen bei weitem. Brandenburg ist das einzige Bundesland, das keine Eigenmittel zur Bestellung von Verkehrsleistungen aufwendet. Stattdessen wird nun die Salamitaktik, vorhandene Angebote über die Jahre hinweg immer weiter einzuschränken, bis sie tatsächlich völlig unwirtschaftlich sind, erneut fortgesetzt. Was in Brandenburg fehlt, ist eine völlige Neuausrichtung der gesamten Verkehrspolitik. Die vom Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung zusammen mit dem VBB entwickelten Maßnahmen zur Kompensation vom Bund gekürzter Regionalisierungsmittel sind an Kreativität kaum zu unterbieten. Die Fahrgäste haben kein Verständnis für diese Entscheidungen, weil sowohl Transparenz bei den Kosten als auch eine Perspektive fehlen. Sven Jagdhuhn, Vorsitzender des Bahnkunden-Verbandes Berlin-Brandenburg: „Es zeugt von Planlosigkeit des Potsdamer Ministeriums, dass es offenbar weiterhin kein Konzept für Ausschreibungen von Regionalexpress-Strecken im Zusammenhang mit sinnvollen Teilnetzen von Nebenstrecken entwickelt hat. Diese Möglichkeit der deutlichen Kostensenkung durch Wettbewerb und Attraktivitätssteigerung aller Strecken wird in anderen Bundesländern bereits seit Jahren erfolgreich genutzt. Warum das in Berlin und Brandenburg nicht geschieht, bleibt leider das Geheimnis der Landesregierungen."

Regio Zug
Nur noch Schülerverkehr. Massive Ausdünnung auf der PEG-Stecke Pritzwalk—Meyenburg. Hier der neugebaute Haltepunkt Pritzwalk-Hainholz. Foto: Florian Müller

Hätten die Länder und der VBB in den letzten fünf Jahren ein entsprechendes Konzept entwickelt, wären die Ergebnisse schon heute messbar. Durch dieses politische Versäumnis müssen jetzt die Einwohner in den berlinfernen Regionen die Regionalexpresszüge nach und durch Berlin mit dem Verlust ganzer Bahnstrecken bezahlen. Mit den Abbestellungen des SPN V geht den betroffenen Regionen nicht nur touristisch und raumstrukturell bedeutende Infrastruktur verloren, sondern auch eine nennenswerte Zahl an Arbeitsplätzen der regionalen Eisenbahnunternehmen. Die engagierten Mitarbeiter dieser Unternehmen haben in den letzten Jahren durch kundenorientiertes Handeln zu nennenswerten Fahrgastzuwächsen auf allen Strecken gesorgt. Es ist fatal, dieses durch Kurzfristmaßnahmen zu zerstören, während die RE-Angebote der DB AG unangetastet bleiben. Ebenso wenig nachvollziehbar wie die Streckenstilllegungen ist das beiläufig bekannt gegebene „Auslaufen des Infrastrukturprogramms". Dieses hat in den letzten Jahren durch Neugestaltung von Bushaltestellen, Parkplätzen und Fahrradständern zur erheblichen Attraktivitätssteigerung von Bahnstationen beigetragen und so für Fahrgastzuwächse und zusätzliche Fahrgeldeinnahmen gesorgt. Hier wurde mit relativ geringem Mitteleinsatz großer Nutzen erzielt. Und es gibt an brandenburger Bahnhöfen noch viel zu verbessern!

Der DBV-Landesverband hat ein umfangreiches Positionspapier„ Vorschläge zur zukünftigen Eisenbahnpolitik des Landes Brandenburg" erarbeitet. Es ist im Internet unter www.bahnkunden.de in der Rubrik „Presseinfos" abrufbar und liegt im Fahrgastzentrum kostenfrei aus.

Berlin-Brandenburgischer Bahnkunden-Verband

aus SIGNAL 5/2006 (Oktober/November 2006), Seite 6

 

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