Die seinerzeit kooperierenden Pro Bahn-Fahrgastverbände
Ost und West konnten sich
nicht zu Gemeinsamkeiten um den Streckenerhalt
durchringen. So setzte der Präsident des
ostdeutschen Pro Bahn-Verbandes [heute
Deutscher Bahnkunden-Verband - DBV -] Georg
Nowinski auf dem 3. Bundesverbandstag
am 2. Februar 1991 in Halle (Saale) die Gründung
der Döllnitzbahn GbR zusammen mit
dem damaligen Landkreis Oschatz durch und
entsprach damit dem Wunsch der Berliner
Fahrgastverbände. Diese schlössen daraufhin
mit der Reichsbahndirektion Dresden am
1. September 1991 einen Patenschaftsvertrag.
Dieses faktische „Stillhalteabkommen" ermöglichte
zunächst den Weiterbetrieb durch
die DR und leitete die Übernahmeverhandlungen
zwischen der DR und der Döllnitzbahn
ein.
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Foto: Hansjörg Beyer |
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Abschied der 41 Reichsbahner am 17. Dezember. |
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DBV-Präsident Georg Nowinski (2.v.r., damals Pro Bahn Ost) setzt auf dem Hauptverbandstag im Februar 1991 in Halle /Saale die Rettung der Mügelner Schmalspurbahn durch. Foto: Hansjörg Beyer |
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Unterzeichnung des Patenschaftsvertrages am 1. September 1991. Foto: Manfred Lesser |
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Rbd-Präsident Lücking und DBG-Geschäftsführer Curth (v.l.n.r.) unterzeichnen am 17. Dezember 1993 den Übernahmevertrag für die Mügelner Schmalspurbahn. Foto: Georg Radke |
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Offizielle Betriebsaufnahme durch die DBG; DBG-Geschäftsführer Mescheder erhält von Staatssekretär Dr. Zeller (v.l.n.r.) die Betriebserlaubnis. Foto: Georg Radke |
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Zugbegegnung auf der Döllnitzbahn. Foto: Hansjörg Beyer |
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Dieselloks vom Typ LyD 2 und V 10 c retteten die DBG aus dem teuren Alltagsbetrieb mit Dampf. Foto: Georg Radke |
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Versuch eines Schmalspurtriebwagens: Im März 1995 stellte das DB Werk Wittenberge in Mügeln seine Innovation vor. Foto: Hansjörg Beyer |
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Foto: Peter liiert |
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Im September 1997 begann die DBG mit der Ausbildung von Lehrlingen; Landrat Schopp (I.) beglückwünschte den ersten Azubi Wolffram im Beisein von DBG-Betriebsleiter Kuropka und Geschäftsführer Curth (r.) Foto: Georg Radke, Berlin |
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Bis zu 350 Fahrgäste fahren täglich mit der Döllnitzbahn. Foto: DBG-Archiv |
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Mit Aufnahme des Schülerverkehrs 1995 bauten die Gemeinden neue Zugangsstellen, wie hier der neue Haltepunkt „Mügeln Stadt” in der Stadtmitte; Mügelns Bürgermeister Deuse und DBG-Geschäftsführer Curth (v.r.n.l.) enthüllten das Bahnhofsschild. Foto: Georg Radke, Berlin |
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Die österreichischen Loks BR 2091 bilden das Rückgrat des Alltagsverkehrs und sind seit 1996 bei der DBG im Einsatz. Foto: Georg Radke |
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Fernes Ziel: Wieder nach Wermsdorf dampfen! Europas größtes Jagdschloß, die Hubertusburg; im Vordergrund der alte Bahnhof [heute Hotel] und der Döllnitzsee, dem die Gleise zwischen Nebitzschen und Neichen weichen mussten Foto: Gerhard J. Curth |
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Jagdschloß Hubertusburg in Wermsdorf. Am Ufer links ist das ehemalige Stationsgebäude zu sehen. Hierher soll die Döllnitzbahn eines Tages wieder fahren. Foto: Gerhard J. Curth |
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Eine der heute bei der Döllnitzbahn im Einsatz befindlichen Dieselloks bei der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB). Foto: DBG-Archiv |
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Vertragsunterzeichnung
im Dezember 1993
Über zwei Jahre dauerten die Verhandlungen,
die mehrmals in die Sackgasse gerieten. Am
17. Dezember 1993, kurz vor der Bahnreform,
unterzeichneten Rbd-Präsident Lücking und
DBV-Präsident Curth (gleichzeitig kaufmännischer
Geschäftsführer der neuen Döllnitzbahn
GmbH -DBG-) den Übernahmevertrag. Ausgestattet
mit einer vorläufigen Genehmigung
nahm die DBG den Betrieb auf.
Alle ziehen an einem Strang
Ohne das Zusammenwirken zwischen dem
Sächsischen Wirtschaftsministerium, der Landesbahnaufsicht,
dem Landkreis, den Gemeinden
und dem DBV wäre dies kaum zu schaffen
gewesen. Betriebsgeschäftsführer Mescheder
nahm am 4. Februar 1994 aus den Händen des
sächsischen Verkehrsstaatssekretärs Prof. Dr.
Zeller die Betriebsgenehmigungen entgegen.
Landkreis und Anliegergemeinden bildeten einen
Zweckverband, der sich bis 1998 mit jährlich
rd. 300 TDM an den Betriebskosten beteiligte.
Darüber hinaus haben die Gemeinden
die Verpflichtung zur Errichtung und Wartung
der Bahnsteige übernommen, was ebenfalls
die Betriebskosten der DBG entlastet.
Diesel löst Dampf ab
Der tägliche Verkehr mit Dampfloks konnte
aus ökonomischen Gründen nicht gehalten
und musste auf die Wochenenden verlagert
werden. Der DBV-Förderverein „Wilder Robert"
übernimmt weitgehend die Durchführung
des Dampfbetriebs.
Für den werktäglichen Güter- und ab 1995
folgenden Schülerverkehr mussten Dieselloks
beschafft werden, die die Betriebskosten auf
etwa 30 Prozent gegenüber dem Dampfbetrieb
reduzierten.
Triebwagen-Beschaffung
Einige Zeit gab es Ansätze für die Beschaffung
von Triebwagen für den Alltagsverkehr. Da der
Freistaat Sachsen unter dem jetzigen Verkehrsminister
die Fahrzeugförderung abschaffte,
war der Traum ausgeträumt.
Personenverkehr wächst,
Güterverkehr eingestellt
Im Herbst 1999, sechs Jahre nach Übernahme
in regionale Regie, war die Schmalspurbahn
Oschatz - Altmügeln wieder im Alltag zurück.
Mit dem Ende der große Ferien wurde der
Verkehr auf der DBG durch den Zweckverband
Nahverkehrsraum Leipzig bestellt. Nachdem
die Deutsche Bahn AG die Andienung der
Kohletransporte nach Oschatz einstellte und
der Mügelner Kohlehändler nicht mehr bahnseitig
bedient werden konnte, lief leider 2001
auch der Andienungsvertrag zwischen dem
Kaolinwerk Kemmlitz und der DBG aus. Auf
einen neuen Vertrag konnten sich beide Seiten
nicht einigen, weil die beförderte Menge
auf der Schmalspurbahn nicht mehr wettbewerbsgerecht
war.
Im Rahmen der laufenden Streckenertüchtigungsmaßnahmen
wird auch die Belastbarkeit
der Strecke erhöht. Im Jahr 2006 soll dieses
Ziel erreicht sein. Das Kaolinwerk Kemmlitz
und das Chemiewerk in Mügeln wollen
sodann auf die Schiene zurück und ihre Güter
mit den Zügen der Döllnitzbahn befördern.
Personalentwicklung
Für die strukturschwache Region war die DBG
durchaus interessant. Die DBG hatte 1993 mit
vier Eisenbahnern begonnen und es bis 2003
auf 21 Mitarbeiter gebracht. In dieser Zeit bildete
die DBG sechs Lehrlinge aus.
Die Sparzwänge machen jedoch leider auch
vor der Döllnitzbahn nicht Halt. So mussten
allein im Jahr 2003 neun Mitarbeiter freigesetzt
werden, um den ausbleibenden oder gekürzten
Zuwendungen entgegenzuwirken.
Fahrgastzahlen müssen steigen
Derzeit nutzen etwa 340 Fahrgäste täglich die
Döllnitzbahn. Mit dem Beitritt zum Mitteldeutschen
Verkehrsverbund im Mai 2004 und der
damit verbundenen Ergänzung zwischen Bus
und Bahn sowie der Tarifvereinheitlichung
strebt die DBG an, täglich mehr als 500 Fahrgäste
zu befördern. Eine wichtige Aufgabe
kommt der DBG während der Landesgartenschau
2006 in Oschatz zu. Die Schmalspurbahn
fährt mitten durch das Ausstellungsgelände.
Um nach 2006 weiter im Schienenpersonennahverkehr
verkehren zu können, müssen die Fahrgastzahlen tatsächlich steigen;
bis dahin ist der Verkehr jedenfalls gesichert.
Perspektivisch steht immer noch die Erweiterung
des Netzes in der Planung. Im Zuge der
Entwicklung des Tourismusverkehrs will die
Gemeinde Sornzig-Ablaß die Streckenverlängerung
an die Feldbahnanlage Glossen umsetzen.
In Kemmlitz ist neben einem Badesee
direkt am Bahnhof auch die Einrichtung eines
Kaolinbergbaumuseums in der Planung. Über
die Leaderprogramme denkt die Region auch
über Verlängerungen nach Wermsdorf [Horstund
Döllnitzsee, Schloß Hubertusburg und
Landeskrankenhaus] und zum Schiffsanschluss
in Strehla (Elbe) nach.
Die Bemühungen um die Entwicklung der
Schmalspurbahn Oschatz - Kemmlitz werden
seit Beginn der 1990er Jahre von einigen Seiten
mit Argwohn begleitet und mit falschen
Darstellungen in ein negatives Licht gebracht.
Diese offenbar gekränkte Eitelkeit ehemaliger
Mitglieder des Fördervereins, ehemaliger
Mitarbeiter oder konkurrierender Vereine sind
sehr zu bedauern. Die Döllnitzbahn hat nur
durch den Optimismus und Einsatz der Mitarbeiter,
der Geschäfts- und Betriebsleitung,
der Gesellschafter und des Fördervereins die
vergangenen zehn Jahre unter schwierigsten
Bedingungen gemeistert. Daran werden auch
Mobbingtiraden nichts ändern.
In den hoffentlich nächsten zehn Jahren
Döllnitzbahn wird es nicht einfacher werden.
So müssen drei Diesel- und eine Dampflokomotive
noch in diesem Jahr in die Hauptuntersuchung.
Drei Brücken bedürfen der Erneuerung
und neun Kilometer Strecke müssen ertüchtigt
werden.
Durch Geschäftsausweitungen, wie zum
Beispiel die Eröffnung des Bahnkundenzentrums
Oschatz Hauptbahnhof am 1. Dezember
2003, hat die DBG begonnen, die Mügelner
Schmalspurbahn auf weitere Standbeine zu
stellen.
DBV Sachsen
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