Im Rahmen der Schienenverkehrs-Wochen
2013 fand am 9. September im Bahnhof Berlin-Lichtenberg
der Sprechtag für die Fahrgäste
des Regionalzugverkehrs statt. Auf
Einladung des Berliner Fahrgastverbandes
IGEB kamen Heiko Miels, Angebotsplaner
beim VBB, Renado Kropp, DB Regio Nordost
Angebotsplanung, Arnulf Schuchmann,
Geschäftsführer der Ostdeutschen Eisenbahngesellschaft
(ODEG), Detlef Bröcker,
Geschäftsführer der Niederbarnimer Eisenbahn
(NEB) und Heiko Puls, Bahnhofsmanagement
Berlin bei DB Station&Service.
Rückblick 2013
Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2012
wurden die Produktbezeichnungen vereinheitlicht.
Seitdem gibt es im Verkehrsverbund
Berlin-Brandenburg (VBB) unabhängig
vom Betreiber der Linien nur noch die
Bezeichnungen Regionalexpress (RE) und
Regionalbahn (RB). Einzige Ausnahme ist
noch die Linie OE65 (Cottbus—Zittau), die
größtenteils im sächsischen Verbund ZVON
verkehrt.
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Zum Fahrgastsprechtag Regionalzugverkehr erschienen 85 Personen im Veranstaltungsraum der IGEB im Bahnhof Berlin-Lichtenberg. Foto: Florian Müller |
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Im Dezember 2012 trat die zweite Stufe
der Ausschreibung Netz Stadtbahn mit
großen Problemen bei ODEG und DB Regio
in Kraft. Die für die nun von der ODEG bedienten
Linien RE 2 und RE 4 vorgesehenen
16 Fahrzeuge des Typs KISS standen mangels
fehlender Zulassung und Auslieferung
nicht rechtzeitig zur Verfügung, so dass die
Linien vorerst nur mit Ersatzzügen bedient
werden konnten. Dabei wurde die Linie
RE 2 zunächst weiter von DB Regio mit den
gewohnten Doppelstockwagen vom Typ
RE 160 betrieben. Die ODEG stellte lediglich
die Zugbegleiter. Auf der Linie RE 4 fuhren
anfangs deutsche und österreichische Reisezugwagen
unterschiedlicher Anbieter, teilweise
auch Dieseltriebwagen vom Typ GTW
2/6 (BR 646). Erst nach und nach trafen die
KISS ein, wurden zugelassen und abgenommen,
so dass zunächst der RE 4 und seit dem
26. Mai 2013 auch der RE 2 vollständig auf
diese Fahrzeuge umgestellt werden konnten.
Aber auch DB Regio war von Zulassungsproblemen
ihrer neuen Fahrzeuge vom Typ
Talent 2 betroffen, so dass u. a. die Linie RE 7
ebenfalls zunächst nicht vollständig mit
neuen Fahrzeugen betrieben werden konnte.
Wie bei der ODEG sind auch bei DB Regio
inzwischen alle für das Netz Stadtbahn vorgesehenen
neuen Züge im Einsatz.
Neben dem Netz Stadtbahn wurde auch
das Netz Prignitz im Dezember 2012 nach
der Neuvergabe in Betrieb genommen.
Hier übernahm die Eisenbahngesellschaft
Potsdam (EGP) für zunächst zwei Jahre die
Linien RB 73 und RB 74, allerdings mit einem
stark eingeschränkten Fahrplan.
Zum kleinen Fahrplanwechsel im Juni trat
die Ausschreibung Netz Elbe-Elster in Kraft,
die DB Regio Nordost gewann. Auch dieses
Netz soll mit Talent-Fahrzeugen betrieben
werden und musste bis zum 1. Oktober 2013
teilweise mit Ersatzmaterial gefahren werden.
Ebenfalls im Juni konnte die Streckensperrung
entlang der Nordbahn zwischen
Oranienburg und Neustrelitz nach mehrmonatigen
Verzögerungen aufgehoben
werden, so dass die Züge der Linie RE 5 wieder
durchgehend fahren können. Allerdings
ist der Streckenausbau noch nicht fertig, so
dass die Linien RB 12 und RB 54 noch bis zum
kommenden Fahrplanwechsel im Dezember
2013 mit Einschränkungen bzw. Umleitungen
gefahren werden müssen.
Am 16. August wurde der neue Haltepunkt
Blumberg-Rehhahn an der Linie
RB 25 (Berlin-Lichtenberg—Werneuchen)
in Betrieb genommen, der das dortige Gewerbegebiet
erschließt (siehe Seite 25).
Ausblick 2014
Der Fahrplan 2014 sieht weitgehend die
Beibehaltung des derzeitigen Fahrplanangebots
vor. Es werden vor allem Maßnahmen
zur Verbesserung der Pünktlichkeit im
Raum Potsdam durchgeführt. Des Weiteren
entfallen die Beeinträchtigungen entlang
der Nordbahn Richtung Rostock. Die Linien
RB 10 und RB 14 werden wieder im angenäherten
Halbstundentakt verkehren.
Die Änderungen zum Fahrplanwechsel
am 15. Dezember 2013 im Detail:
RE 5 Rostock/Stralsund—Berlin—Lutherstadt
Wittenberg/Falkenberg
Zwischen Jüterbog und Falkenberg/Elster
wird die bereits lange geplante neue
Zugangsstelle Zellendorf in Betrieb genommen.
Richtung Rostock soll es mit der Erhöhung
der Streckengeschwindigkeit auf 160
km/h zu kürzeren Fahrzeiten kommen.
RE 6 Wittenberge—Berlin-Spandau—Berlin-Gesundbrunnen
In der Hauptverkehrszeit verkehren die
Züge wieder über Spandau hinaus bis Gesundbrunnen.
RE 11/RB 11 Frankfurt/Oder—Cottbus
Diese Linie, die alle Zwischenhalte entlang
der Strecke bedient, wird in RB 11 umbenannt.
Damit soll sie sich klarer vom tatsächlichen
Express-Angebot des RE 1 abheben.
RE 11 (SN) Leipzig—Falkenberg—Ruhland—Hoyerswerda
Diese Linie wird als S 4 in das neue S-Bahn-Netz
Mitteldeutschland integriert.
RB 12 Templin—Berlin und
RB 54 Rheinsberg—Löwenberg(—Berlin)
Diese Linien nehmen wieder ihren durchgehenden
Verkehr entlang der Nordbahn
auf. Die RB 54 wird weiterhin nur in der Sommersaison
betrieben, mit teilweiser Durchbindung
nach Berlin.
RB 14 Nauen—Berlin—Flughafen Schönefeld
und
RB 19 Berlin Gesundbrunnen—Flughafen
Schönefeld—Senftenberg
Es soll eine Art Vorlaufbetrieb für den
künftigen Flughafenexpress eingeführt
werden. Diese als RB 19 bezeichnete Linie
fährt von Berlin Gesundbrunnen durch
den Nord-Süd-Tunnel mit Halt in Hauptbahnhof,
Potsdamer Platz und Südkreuz
zum Flughafen Schönefeld, wird dort mit
dem Südast der heutigen RB 14 verknüpft
und weiter nach Senftenberg geführt. Als
RB 14 wird dann nur noch der heutige
Nordast zwischen Nauen und Schönefeld
bezeichnet.
RB 21 Wustermark—Potsdam(—Berlin)
und RB 22 Königs Wusterhausen—Flughafen
Schönefeld—Potsdam(—Berlin)
Auf diesen Linien tritt ein neues Fahrplankonzept
in Kraft, welches zu einer neuen
Fahrplanlage der RB 22 zwischen Golm und
Schönefeld führt. Diese Linien verkehren
künftig von Berlin bzw. Potsdam kommend
gekoppelt bis Golm und werden dort geflügelt.
Der vordere Teil fährt als RB 21 weiter
nach Wustermark, der hintere Teil als RB 22
weiter zum Flughafen Schönefeld und wird
neu bis Königs Wusterhausen verlängert.
Zusätzlich gibt es Verstärker zwischen Berlin
bzw. Potsdam und Golm. Damit können
die umständlichen Rangierfahrten in Golm
entfallen, die derzeit durch das Stärken bzw.
Schwächen der Züge notwendig sind und
den Fahrplan der Linien beeinträchtigen.
RB 36 Berlin-Lichtenberg—Königs Wusterhausen—Frankfurt/Oder
Die seit Dezember 2012 abbestellten Fahrten
am Wochenende Lichtenberg—Königs
Wusterhausen sind wieder bestellt.
Durch die Angebotsausweitungen bei
RE 6, RB 19, RB 22 und RB 36 steigt die Fahrleistung
von 37,281 Mio Zugkilometer auf
38,351 Mio Zugkilometer im VBB-Gebiet.
NEB gewinnt Ostbrandenburg
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Die NEB hat bei Pesa 9 LINK-Dieseltriebzüge bestellt, davon • 7 Züge mit 2 Wagen, 140 Sitzplätze, 12 (+6) Fahrradstellplätze und • 2 Züge mit 3 Wagen, 200 Sitzplätze, 24 (+6) Fahrradstellplätze, generell für Höchstgeschwindigkeit 140 km/h, polnische und deutsche Zulassung für die Direktverbindung Berlin—Kostrzyn—Gorzów, Lieferung zur Betriebsaufnahme Dezember 2015. Abb.: NEB/Pesa |
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Die NEB hat die Ausschreibung des Netzes
Ostbrandenburg gewonnen und betreibt ab
Dezember 2014 (Los 1) die Linien RB 35, RB 36,
RB 60 (nur noch Eberswalde—Frankfurt/Oder),
RB 61 (neu: Prenzlau—Angermünde—Schwedt)
und RB 63 und ab Dezember
2015 (Los 2) die Linien RB 12, RB 25, RB 26
und RB 54. Gefahren wird mit einem Mix
aus insgesamt 33 Neu- und Bestandsfahrzeugen.
Dabei sollen neben den Fahrzeugen
vom Typ RegioShuttle (RS 1) und Talent auch
Fahrzeuge des Typs Pesa Link zum Einsatz
kommen, die auch in Polen eine Zulassung
erhalten sollen, um auf der RB 26 in Kooperation
mit einem polnischen Bahnbetreiber
durchgehende Züge Berlin—Kostrzyn—Gorzów Wlkp. anbieten zu können.
Fahrzeuge
Die neuen elektrischen Talent 2-Fahrzeuge
werden von den Fahrgästen inzwischen
überwiegend positiv bewertet. Die Fahrzeuge
sind stabil, die Fahrdynamik ist ebenfalls
positiv. Als problematisch wird die lange
Türöffnungs- und -schließzeit aufgrund
der automatisch ein- und ausfahrenden
Schiebetritte gesehen, weshalb zum Fahrplanwechsel
2014 einige Aufenthaltszeiten
verlängert werden, um einen pünktlicheren
Fahrplan zu erhalten. Eine fahrzeugseitige
Lösung für das Problem gibt es allerdings
nicht. In den Fahrzeugen sind kleinere
Umbauten geplant. Dabei sollen mehr Halteschlaufen
und Snack- und Getränkeautomaten
eingebaut werden.
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Die KISS-Fahrzeuge der ODEG machten heftige Probleme in der Inbetriebnahmephase – auch heute sind noch nicht alle Kinderkrankheiten auskuriert. So sind die Toiletten noch sehr störanfällig. Als Hauptproblem erweist sich die Zuglänge von nur vier Wagen. Ein optional bei Stadler vorbereitetes Einfügen eines fünften Wagens wäre vor allem beim RE 2 wünschenswert, wo es auch wegen Überfüllung häufig zu Verspätungen kommt. Die ODEG hat ihre neue Werkstatt in Eberwalde bereits in weiser Voraussicht für Fünf-Wagen-Züge ausgebaut. Der VBB müsste die Option der Zugverlängerung beauftragen und entsprechend finanzieren. Foto: BfVst |
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Die neuen KISS-Fahrzeuge weisen zahlreiche
Kinderkrankheiten auf, die nach und
nach abgearbeitet werden. Dazu zählen
Probleme mit der Klimaanlage, den elektrischen
Schiebetritten an den Türen und verstopfte
Toiletten.
Eingeschränkter Fahrscheinverkauf
im Zug
Seit dem 9. Dezember 2012 gibt es angepasste
Beförderungsbedingungen, nach
denen der Fahrgast innerhalb des VBB nur
noch mit einem gültigen Fahrschein die
Züge des Regionalverkehrs betreten darf.
Tut er dies nicht und wird vom Zugbegleiter
angetroffen, gilt er als „Schwarzfahrer“
und das Erhöhte Beförderungsentgelt (EBE)
ist fällig. Beim Zugbegleiter können keine
Fahrkarten, auch nicht mit Bordpreiszuschlag,
mehr erworben werden, es sei
denn, am Zustiegsbahnhof besteht keine
Möglichkeit zum Erwerb eines Fahrscheins.
In diesem Fall haben sich die Fahrgäste umgehend
beim Zugpersonal zu melden und
erhalten einen Fahrschein ohne Aufpreis
vom Zugpersonal.
Auf diesen neuen Umstand hatten der
VBB und die Betreiber in den Medien und
mit Kampagnen hingewiesen. Nach anfänglichen
Kulanzregelungen sind die
Zugbegleiter inzwischen angehalten, die
Beförderungsbedingungen durchzusetzen.
Dabei zeigt sich, dass es auch heute noch
großen Aufklärungsbedarf gibt. Ein Grund
ist, dass die Bedingungen nicht eindeutig
genug formuliert sind, so dass Diskussionen
darüber auftreten. So ist vor allem die
Bedeutung von „umgehend“ unklar – und
dies nicht nur den Fahrgästen. Soll sich der
Fahrgast etwa nach dem Einstieg in den Zug
sofort auf die Suche nach dem Zugbegleiter
machen und dabei womöglich mit Gepäck
den ganzen Zug durchqueren? Das kann,
so sieht es auch DB Regio, nicht die Lösung
sein. Daher fordert sie ebenso wie die ODEG
und die Fahrgäste eine Nachbesserung der
Bedingungen. Bisher ist allerdings keine Einigung
mit dem VBB zustande gekommen.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass es in
den Verbünden rings um den VBB teilweise
unterschiedliche Regelungen bezüglich des
Fahrscheinverkaufs in den Zügen gibt (siehe
auch folgenden Beitrag).
Sonstiges
- Für 2014 ist der Bau eines Regionalbahnhaltes
in Berlin-Mahlsdorf vorgesehen.
Berlin-Köpenick ist hingegen derzeit kein
Thema. Das Land Berlin möchte den Halt,
die Deutsche Bahn hingegen nicht.
- Der Bahnhof Berlin Zoologischer Garten
wird 2014 weiter umgebaut. Dies betrifft
den Bereich von der Haupthalle bis zum
Durchgang an der ehemaligen Posthalle
und die Zooterrassen, die derzeit aus
Brandschutzgründen nicht vermietbar
sind.
- Der Bau des Empfangsgebäudes Berlin-Gesundbrunnen
wurde inzwischen gestartet,
wenn auch sehr schleppend aufgrund
von Problemen mit der Baufirma.
Die Fertigstellung ist für Ende 2014 vorgesehen.
In dem Gebäude sollen neben
den üblichen Serviceeinrichtungen und
Reisebedarfsläden auch Toiletten eingerichtet
werden.
- Die Inbetriebnahmezeiten defekter Aufzugsanlagen
lassen sehr zu wünschen
übrig. Dies ist auch der DB Station&Service
bekannt, die „Optimierungsbedarf” beim
Umgang mit dem bahninternen Dienstleister
sieht. Dabei ist auch die Vorhaltung
von Ersatzteilen im Gespräch. Ungeachtet
dessen geht das Aufzugsprogramm
weiter. 2014 ist der Einbau eines weiteren
Aufzugs im Bahnhof Berlin-Lichtenberg
vorgesehen, der vom Bahnsteig Gleise
15/16 bis zum U-Bahnsteig reichen soll.
- Für das Prignitz-Netz wird vom Land
Brandenburg und den Landkreisen Prignitz
und Ostprignitz-Ruppin derzeit ein
Verkehrskonzept erstellt. Von dem Ergebnis
hängt es ab, ob über 2014 hinaus der
Schienenverkehr auf den Linien RB 73 und
RB 74 weiterbetrieben wird. In dem Konzept
sollen unter anderem der Tourismus,
der Güterverkehr und der Busverkehr mit
berücksichtigt werden.
- Der Wiederaufbau der Heidekrautbahn
innerhalb Berlins ist derzeit kein Thema,
lediglich Willensbekundungen seitens
des Landes Berlin sind vorhanden. Für
eine Weiterführung von Wilhelmsruh entlang
der Nordbahn nach Gesundbrunnen
müsste darüber hinaus eine Zwischenlösung
gefunden werden, solange die Zukunft
der Nordbahn als reine S-Bahn-Strecke
oder als mit Fernverkehr erweiterter
Strecke unklar ist. Das Land Berlin favorisiert
die Verlegung des Endbahnhofs von
Karow nach Gesundbrunnen mit einem
Zwischenhalt am neu zu bauenden Bahnhof
Karower Kreuz.
- Beim S-Bahn-Ausbau entlang der Kremmener
Bahn zwischen Hennigsdorf und
Schönholz wird der Regionalverkehr mit
berücksichtigt. Dabei soll es zwischen Hennigsdorf
und Tegel einen Mischbetrieb geben.
Zwischen Tegel und Schönholz ist ein
separates Gleis in der Vorplanung.
- In Absprache mit dem Land Berlin soll es
an Bahnhöfen auch verstärkt Fahrradabstellmöglichkeiten
geben.
Jens Fleischmann
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