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Das Beispiel verdient, weit über die Grenzen des Bezirks hinaus
abschreckend genannt zu werden. In Süd-Zehlendorf hat die
Senatsverkehrsverwaltung widerborstig, vemunfts- und verkehswidrig
demonstriert, daß sie ihrer Aufgabe, in zunehmend prekärer Lage den
motorisierten Individualverkehr zu beruhigen, zu humanisieren,
menschlichen Ansprüchen anzupassen, nicht gewachsen ist. Ihre
Unsicherheit hat sie wiederholt planerisch, insbesondere bei den
Springprozessionen mit den Busspuren in der City, verraten. Daß die
Behörde so fortzufahren gedenkt, ungerührt auch vom Widerstand der
eigenen bezirklichen Parteicouleur, ist in der Ludwigsfelder Straße
augenfällig ausgeschildert.
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Foto: I. Schmidt |
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Bei der Reduzierung von Tempo-30-Straßen waren Staatssekretär Ingo Schmitt und sein Senator Haase bisher deutlich "erfolgreicher" als beim Busspurausbau. Die in der Bellevuestraße in Tiergarten schon einmal vorhandene Busspur wurde in der "Neufassung" zulasten des Fußgänger- und Radverkehrs angelegt und endet 100 m vor dem Kemperplatz, also dort, wo sie am dringendsten gebraucht wird. Deshalb müssen (siehe Bild oben) die Busse der Linie 142, umleitungsbedingt, und 348 im Autostau vor der Ampel zwei Fahrspuren kreuzen, um sich von der Busspur zum Linksabbiegen einzuordnen. Sie brauchen dafür bis zu 5 Minuten. Auch die Rettungsfahrzeuge verlieren lebenswichtige Zeit (Bild unten). Foto: I. Schmidt |
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Die durchgehende Tempo-30-Regelung zwischen Machnower Straße und
Berlepschstraße ist, wie gemeldet, in einer Weise verhackstückt worden,
daß selbst Anhänger der berüchtigten Parole "Freie Fahrt für freie
Bürger" den Kopf schütteln werden. [...]
Der Straßenabschnitt wird von einer Ladenzeile einschließlich
Supermarkt, einer Schule, einer Kindertagesstätte und einer großen
Siedlung flankiert. Die Verkehrsberuhigung, wenn auch nicht die strikte
Beachtung des Gebots, hatte sich längst eingespielt. Kinder und Kunden
der Geschäfte taten sich leichter. Eine Selbstbedienungsampel unterbricht
ohnehin den Verkehrsfluß bei Bedarf. Diese Situation aufzudröseln,
stückweise 30, dann 30 nur werktags zur Geschäftszeit, dann ein Häppchen
50, damit das Vier- oder Sechstaktherz höher schlagen kann, kann nur
Beamten eingefallen sein, die nie am Ort waren oder selber nicht Auto
fahren oder keine Augen im Kopf haben und kein Bedauern über sinnwidrige
Kosten dieser Änderung - wir haben's ja - empfinden. Es sei denn, sie
frönen einer PS-Ideologie und bedienen ein Klientel, die hier aber gar
nicht bedient werden kann.
Von Schildbürgern zu sprechen, hieße, den Bürgern, den meisten
Autofahrern und den örtlichen Politikern unrecht zu tun. Die Ludwigsfelder
Straße mit ihrer aufgedrückten neuen Hü-hott-Trasse ist keine
Verkehrsregelung, sondern die von allen Benutzern beim Fahren
hoffentlich dämpfend ignorierte Selbstdarstellung von problemfemen
Schildbürokraten.
Der Tagesspiegel, 15.8.1993 Günter Matthes
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