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Erwartungsgemäß standen Fragen zur Entwicklung der Tarife in Berlin im
Mittelpunkt. Herr v. Walde machte deutlich, daß die BVG nach ihrer
Einschätzung pro Fahrgastfahrt zu wenig erlöst und sich deshalb eine
"Verbesserung der Einnahmesituation" wünscht. Dies soll durch Einführung
eines topographischen Zonensystems (im Gegensatz zum augenblicklich geltenden
ansatzweisen Zeitzonensystem) erreicht werden. Eine grundsätzliche Änderung
des Tarifsystems ist aber nur im Gesamtrahmen der VBB möglich, was bedeutet,
daß sich die BVG in der Zwischenzeit mit pauschalen Tariferhöhungen
(die nächste am l.l0.96) "behilft".
Ein wichtiges Thema war auch das Semesterticket. Nachdem es bereits im
vergangenen Jahr eine ausführliche Diskussion dazu gegeben hatte, stellte
sich jetzt heraus, daß in der Sache keinerlei Fortschritt erzielt wurde.
Die BVG und die Studentenvertreterwarten in trauter Gemeinsamkeit auf ein
Gutachten, um zu entscheiden, was ein derartiges Ticket denn nun kosten
darf. Bis dahin geschieht - nichts (außer regelmäßigen Tariferhöhungen,
siehe oben).
Überraschenderweise wurden diesmal der weitergehende Personalabbau bei der
BVG (Vorruhestandsregelungen u.ä.) und dessen mögliche Konsequenzen für
das Angebot nicht thematisiert. Im letzten Jahr hatte eine derartige
Regelung zu gravierendem Mangel beim Fahrpersonal
geführt und Betriebseinschränkungen verursacht.
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Dieser Kleinbus wurde zwar nur kurze Zeit von der BVG eingesetzt, war als Linienfahrzeug aber ebenso schwer zu erkennen, wie die zahlreichen von privaten Unternehmen im Auftrag der BVG eingesetzten Fahrzeuge. Foto: I. Schmidt |
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Auf Nachfrage erläuterte Herr v. Walde Probleme, die es bei der Fremdvergabe
von BVG-Linien an private Unternehmen gibt. Dies betrifft hauptsächlich
Fragen des Fahrzeugeinsatzes. Während im Tagesverkehr den Firmen der
einzusetzende Fahrzeugpark genau vorgeschrieben wird, ist dies im Spät- und
Nachtverkehr nicht so. Die BVG sieht somit keine Möglichkeit, gegen die
abends verkehrenden Kleinbusse (z.B. nur in einer Tür, ohne beleuchtete
Zielbeschilderung,
Nichterkennbarkeit als öffentliches Linienverkehrsmittel etc.) vorzugehen.
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War auch bei den 13. Schienenverkehrs-Wochen dabei: Der BVG-Vorstandsvorsitzende Rüdiger vorm Walde (links). Moderiert wurde der Abend vom IGEB-Vorsitzenden Gerhard J. Curth. Foto: Michael Altmann |
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Ein weiteres Problem in diesem Zusammenhang sind die bislang unzureichenden
Möglichkeiten, auf Nachfrageschwankungen bei den mit Kleinbussen oder Taxis
betriebenen Nachtlinien zu reagieren. Kommt es auf einer derartigen Linie
dazu, daß die Plätze nicht für alle Fahrgäste ausreichen, so soll eigentlich
das betreffende Fahrzeug einen weiteren Umlauf absolvieren. Ist dies nicht
möglich (was auf den allermeisten Linien aufgrund des Linienzuschnitts der
Fall ist), muß der Fahrgast bis zur nächsten regulären Fahrt warten
(ernsthaft!) oder ein Taxi nehmen. Die BVG sieht sich ohne Nennung von
nachvollziehbaren Gründen nicht in der Lage, die in zahlreichen Städten bzw.
Verkehrsuntemehmen (z.B. Havelbus) übliche Praxis zu übernehmen, nach der
der Fahrer des überlasteten Kleinbussses über die Zentrale ein zusätzliches
Fahrzeug bestellt. Der BVG-Chef deutete lediglich an, daß sein Unternehmen
in einem derartigen Fall die Kosten einer notwendig gewordenen Taxifahrt
dem Kunden erstatten könnte.
IGEB
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