Fernverkehr

Aus für den Interconnex
Unfairer Wettbewerb führt zur Einstellung des Fernzuges

Nun wurde aus den Befürchtungen vieler Bahnkunden und Fahrgastverbände Gewissheit: Am 13. Dezember 2014 verkehrt der Interconnex Warnemünde—Rostock—Berlin—Leipzig, einer der wenigen Konkurrenten zum Eisenbahnfernverkehr der Deutschen Bahn, das letzte Mal.

Der unfaire Wettbewerb im Fernverkehr, einerseits steigende Gebühren für die Nutzung der Schieneninfrastruktur, andererseits Mautfreiheit für Fernbusse, erzwangen die Einstellung des Zuges.

Bereits im August war die Öffentlichkeit seitens des Betreibers Veolia Verkehr informiert worden, dass der weitere Bestand dieser eigenwirtschaftlich angebotenen Bahnverbindung gefährdet ist (siehe auch SIGNAL 5/2014). Überrascht hat allerdings die nun sehr kurzfristige Einstellung.

Die Liberalisierung des Fernbus-Linienverkehrs in Deutschland bzw. die Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten des Schienenverkehrs fordern damit ein weiteres Opfer. Wie berichtet wird ebenfalls zum Fahrplanwechsel im Dezember 2014 die EuroCity-Verbindung Hamburg—Lüneburg—Berlin—Wrocław (Breslau) eingestellt, u. a. durch die Konkurrenz des IC-Busses.

Interconnex am Bahnsteig vom Hauptbahnhof
„Aus“ für den Interconnex, der private Fernverkehrszug Warnemünde—Rostock—Berlin—Leipzig fährt nicht mehr. Foto: Florian Müller

Unverständlich ist die Untätigkeit der Verkehrspolitiker. Während Eisenbahnverkehrsunternehmen für die Nutzung der Schienenwege immer weiter steigende Trassen- bzw. Stationsgebühren entrichten müssen, kann der Verkehrsträger Fernbus die Bundesverkehrswege uneingeschränkt kostenlos nutzen und darauf seine Leistungen zu entsprechend günstigen Konditionen anbieten. Als „Erfolgsgeschichte“ und „gewaltiger Fortschritt für Reisende und Busunternehmen“, wie Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt in einer Pressemitteilung vom Februar 2014 schreibt, kann die derzeitige Situation wohl kaum bezeichnet werden. Weil die deutsche Verkehrspolitik die Kannibalisierung des Schienenverkehrs billigend in Kauf nimmt, sind weitere Angebote des eigenwirtschaftlich fahrenden Eisenbahnfernverkehrs in Gefahr – auch bei der DB.

Interconnex am Bahnsteig mit vielen Fahrgästen beim einsteigen
Opfer der Wettbewerbsverzerrungen. Trotz meist guter Nutzung fährt der private Fernzug ab 14. Dezember 2014 nicht mehr. Foto: InterConnex

DBV und IGEB wiederholen daher die Forderung an die Bundespolitik, entweder den Fernbus-Verkehr mit einer Straßenmaut zu belegen oder alternativ Züge des Personenverkehrs von den Trassengebühren zu befreien.

Unverständlich ist die Untätigkeit der Politiker nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass Verkehrsverlagerungen von der Schiene auf ein bereits vielfach überlastetes Straßennetz akzeptiert werden. Aber vielleicht schließt sich der ADAC ja schon bald der Forderung nach einer Fernbus-Maut an, nachdem er aus dem Fernbus-Geschäft mit der Deutschen Post ausgestiegen ist.

Deutscher Bahnkunden-Verband (DBV)
IGEB Fernverkehr

aus SIGNAL 6/2014 (Dezember 2014), Seite 5

 

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