Stadtverkehr

Die wachsende Stadt wird auch im Fahrplan sichtbar

Fahrgäste können sich über bessere BVG-Angebote freuen

Seit Jahren fordern die Berliner Fahrgäste angesichts steigender Nachfrage eine angemessene Ausweitung des BVG-Angebots. Seit 2014 handelt der Senat in diesem Sinn und schon jetzt ist absehbar, dass die Angebotsausweitung ein Erfolg wird. Die ersten Maßnahmen, die zum Fahrplanwechsel im Dezember 2014 vollständig umgesetzt waren, zeigten, dass das Potenzial des öffentlichen Nahverkehrs damit noch längst nicht ausgeschöpft ist. Im Gegenteil: Gerade ein gutes Angebot wird von immer mehr Kunden genutzt. Damit sind die widerlegt, die dieses Potenzial nicht erkannten und befürchteten, dass mehr Bahnen und Busse zu geringerer Auslastung führen.

Mehr Angebot zu günstigeren Produktionskosten

Berlin hat sich in den letzten zwanzig Jahren immer mehr von einer Industrie- zu einer Dienstleistungsmetropole gewandelt. Damit verschwand auf vielen Relationen der klassische Frühberufsverkehr, und die Hauptnachfrage verteilte sich besser über den Tag. Das ist für die BVG eine gute Entwicklung, denn statt für wenige Stunden eine große Flotte vorhalten zu müssen, die die meiste Zeit des Tages ungenutzt herumsteht, werden die Fahrzeuge nun besser und gleichmäßiger ausgelastet. Das gleiche gilt natürlich für das Personal im Fahrdienst. Die schon umgesetzten wie auch die noch geplanten Angebotsausweitungen zeigen eine Verstetigung dieses Trends: Vielfach werden die dichteren Takte des Tagesverkehrs in den Abend verlängert beziehungsweise die Verstärkungen der Hauptverkehrszeit (HVZ) in die Vormittags- und frühen Abendstunden ausgedehnt. Insbesondere der Abendverkehr hat von dieser Entwicklung profitiert, denn der Senat als Besteller und der Verkehrsbetrieb haben die immer weiter verschobene Tagesgestaltung der Berliner und ihrer Gäste richtig erkannt – bekanntlich kennt diese Stadt keine Sperrstunde.

Mehr U-Bahn-Verkehr

U-Bahn
Schon jetzt fahren auf der Hochbahnstrecke in Kreuzberg Züge mit 8 Wagen, weil hier zurzeit durch Bauarbeiten die U 12 von Ruhleben nach Warschauer Straße verkehrt. Aber die U 1 Uhlandstraße—Warschauer Straße fuhr bislang nur mit 6 Wagen. Doch wenn nach dem Ende der Bauarbeiten am Gleisdreieck die U 12 wieder durch U 1 und U 2 ersetzt wird, dann wird auch die U 1 (wie die U 2) mit 8-Wagen-Zügen verkehren. Foto: Marc Heller

Seit 2014 fahren die meisten U-Bahn-Linien bis 21 Uhr alle fünf Minuten und sorgen so dafür, dass die Öffnung vieler Läden bis 20 Uhr, teilweise sogar noch später, nicht zum Problem wird. Zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2015 wird der dichte Takt am Freitagabend nochmals verlängert: auf der U 2 bis Theodor-Heuss-Platz, auf der U 5 bis Kaulsdorf-Nord und auf der U 8 bis Osloer Straße. Hier wird dann bis etwa 22.30 Uhr alle fünf Minuten gefahren.

Besonders hervorzuheben sind allerdings die geplanten Maßnahmen auf der U 1 und U 6. Dort werden die Mehrleistungen zum guten Hauptangebot in den Spitzenzeiten hinzu addiert. Auf der U 1, die dann nach Abschluss der Bauarbeiten am Gleisdreieck, wieder durch Kreuzberg fahren wird, werden an jeden Zug zwei Wagen angehängt, so dass dort wie schon auf der U 2 Vollzüge aus 8 Wagen verkehren. Auf der U 6 wird der Takt montags bis freitags in der HVZ von 5 auf 4/4/5 Minuten verdichtet.

Mehr Straßenbahn-Verkehr

Haltestelle
Bisher endete die M 10 am Nordbahnhof. Aber seit dem 29. August verkehrt sie zusammen mit der M 8 weiter zum Hauptbahnhof. Überschattet wird dieses positive Ereignis durch vorübergehende Einschränkungen auf gleich mehreren Linien, weil der BVG Straßenbahnfahrer fehlen. Foto: Marc Heller

Die wichtigste Angebotsverbesserung bei der Straßenbahn ist zweifellos die Eröffnung der zweiten Verbindung zum Hauptbahnhof. Ab 29. August werden die Linien M 8 und M 10 vom Nordbahnhof dorthin verlängert und sorgen mit ihrem 10- bzw 5-Minuten-Takt für attraktive Verbindungen. Leider sind Senat und BVG dabei geblieben, die Straßenbahnlinie M 5 dann im Abschnitt Hackescher Markt—Hauptbahnhof auf einen abschreckenden 20-Minuten-Takt auszudünnen. Das ist für eine Metrolinie nicht angemessen!

Eine weitere Verbesserung ist im Köpenicker Netz geplant. Zum Fahrplanwechsel am 13. Dezember wird das Angebot zwischen Mahlsdorf-Süd und Rahnsdorfer Straße montags bis freitags auf einen 10-Minuten-Takt verdichtet. Langfristig ist diese Verdichtung auch bis zum S-Bf Mahlsdorf geplant, aber die eingleisige Strecke lässt dies derzeit noch nicht zu; eine weitere Ausweichstelle in Mahlsdorf wird zurzeit untersucht.

Im Zusammenhang mit dieser Verbesserung wird das Netz in Köpenick teilweise umgestaltet. Die Linien 60 und 63 tauschen ihre westlichen Endstellen, so dass dann die 60 von Friedrichshagen, Altes Wasserwerk nach Johannisthal fährt und die 63 vom S-Bf Köpenick nach Adlershof. Diese Linie (63) ist es dann auch, die werktags durch Verlängerung nach Mahlsdorf, Rahnsdorfer Str für die Verdichtung der Linie 62 sorgt. Dafür werden die Einsatzwagen der 62 auf den Abschnitt Wendenschloß—S-Bf Köpenick verkürzt.

Überschattet wird diese Entwicklung aber durch den gravierenden Fahrermangel, so dass derzeit noch unklar ist, ob die BVG alle der vom Berliner Senat bestellten Angebotsausweitungen auch fahren kann. Aktuell schränkt sie ihr Angebot sogar gravierend ein (siehe Artikel auf Seite 15.

Mehr Bus-Verkehr

Bus an der Haltestelle.
Der M 41 gehört zu den am besten genutzten Buslinien Berlins. Deshalb wurde das Angebot im Berufsverkehr ab 31. August nochmals verdichtet. Foto: Marc Heller

Wie schon im Vorjahr gibt es auch 2015 im Busbereich die größte Zahl an Einzelmaßnahmen, die abhängig vom Planungsvorlauf auf mehrere Termine im Jahr verteilt werden. Der erste Termin wird der 30. August sein, wenn die Straßenbahn-Neubaustrecke Nordbahnhof—Hauptbahnhof den Anlass für Linienänderungen in diesem Bereich gibt. Die Linie 245 wird dann zum Robert-Koch-Platz zurückgezogen, ihre Aufgabe bis Nordbahnhof übernehmen die Linien M 8 und M 10.

Eine große Verbesserung ist die Verdichtung der Linie M 41 an diesem Tag, die neu alle 4 statt alle 5 Minuten verkehrt (im Abschnitt Hallesches Tor—Hbf alle 8 Minuten statt alle 10). Man kann nur hoffen, dass sich dieses Angebot nicht im Stau auf der Sonnenallee verliert.

Außerdem wird die Bedienungslücke auf der Linie 104 zwischen U-Bf Boddinstraße und Platz der Luftbrücke im Sonnabend-Frühverkehr zwischen 6 und 7 Uhr geschlossen; ebenso die Lücke zwischen Tagesverkehr der Linie 161 und Nachtverkehr der Linie N61.

Zum Beginn des Wintersemesters am 5. Oktober tritt ein ganzes Bündel von Verbesserungen in Kraft. Auf den Linien M 32, 122, 221, 197 und 350 werden die Verdichtungen des Berufsverkehrs länger als bisher gefahren; auf der Linie 347 wird der 20-Minuten-Takt auf den ganzen Tag ausgedehnt, auch am Wochenende, denn diese Linie wird zur neuen Hauptanbindung der Halbinsel Stralau. Dafür wird der 104er zwischen Treptow und Stralau moderat auf 8 bis 22 Uhr beschränkt, zu den anderen Zeiten endet er dann Eichenstraße/Puschkinallee.

Auf den Spandauer Linien M 37 und 137 und der innerstädtischen Linie 106 wird es eine Verdichtung in der Spät-HVZ geben, beim 106er auch früh. Auf den Linien X69 (Köpenick—Elsterwerdaer Platz), 122 (U-Bf Paracelsus-Bad—Kurt-Schumacher-Platz), 142 (U-Bf Leopoldplatz—Hbf), 190 und 396 werden die Betriebszeiten ausgeweitet; insbesondere beim X69. Auf der Linie 240 wird es sonnabends eine Taktverdichtung auf 10 Minuten geben.

Weiter so!

Die stetig steigende Nachfrage zeigt, dass der vom Berliner Senat beschrittene Weg des gemeinsamen Wachstums von Stadt und Verkehrsangebot richtig ist. Der Berliner Fahrgastverband IGEB fordert alle Abgeordneten und den Senat auf, den Weg weiter zu gehen und nicht auf halber Strecke stehen zu bleiben. Dazu gehört vor allem die dringende erforderliche Beschaffung neuer U-Bahn- und Straßenbahn-Fahrzeuge. Aber auch die BVG muss ihre Hausaufgaben machen und durch die Ausbildung von mehr Fahrpersonal dafür Sorge tragen, dass die Verbesserungen auch umgesetzt werden können.

IGEB Stadtverkehr

aus SIGNAL 4/2015 (September 2015), Seite 16-17

 

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