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Doch die Konkurrenz
schläft nicht, besonders wenn wir
nach Asien blicken. Es ist deshalb Zeit, dass
die EU die strategische Rolle ihrer Bahnindustrie
erkennt und eine echte Strategie zu
deren Entwicklung entwirft. Das findet auch
der Industrieausschuss des Europäischen
Parlaments, der in den vergangenen Monaten
zu diesem Thema sehr aktiv war und
Anfang Juni die EU-Kommission im Plenum
befragt hat.
Kritisch beleuchtet wurden vor allem die
schleppenden Fortschritte bei „Shift2Rail“,
dem größten EU-Forschungsprojekt im
Bahnbereich in der Geschichte der EU. Zudem
wurde eine bessere Einbindung kleiner
und mittelständischer Unternehmen gefordert,
denn diese sind in ihren Marktnischen
oft Weltmarktführer und bringen zahlreiche
Innovationen hervor. Und schließlich betont
der Industrieausschuss auch die Bedeutung
einer starken europäischen Nachfrage. Gerade
dieser Aspekt ist in meinen Augen zentral:
Wir müssen die Eisenbahn stärken, indem
wir endlich dem unfairen Wettbewerb
zwischen den Verkehrsträgern ein Ende machen.
Warum werden in Deutschland zum
Beispiel über eine Milliarde Euro für die Förderung
von Elektroautos ausgegeben, aber
keine Programme für die Elektrifizierung
der noch immer mit Dieselloks befahrenen
Bahnstrecken aufgelegt? Die Elektrifizierungslücke
zwischen Berlin und Breslau ist
zum Beispiel nur 50 km lang, könnte mit 100
Millionen Euro beseitigt werden und würde
die Fahrzeit von 5 auf 3 Stunden reduzieren.
Weil dafür – angeblich – seit mehr
als 20 Jahren kein Geld zur Verfügung steht
und der Fernbus fast eine Stunde schneller
ist, wurde der durchgehende Bahnverkehr
zwischen Berlin und Breslau im Dezember
2014 eingestellt!
Michael Cramer
Mitglied des Europäischen Parlaments – Die Grünen/EFA und
Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und Tourismus
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