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Der Katalog der
Gründe und Ausreden,
warum es keine
neuen Automaten
bei der Straßenbahn
gibt, ist so dick wie
das Branchenbuch
Berlin.
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Im Rahmen der Werbekampagne „Weil wir dich lieben“ beklebt die BVG ihre Fahrzeuge mit (zum Teil albernen) Sprüchen. So wie auf diesem Bus: „Damit Pferd es sich ganz günstig“. Mit Hinweis auf die Tageskarte AB für 7 Euro. Diesen Text haben wir noch bei keiner Straßenbahn gefunden. Das ist auch besser so, denn dort kann man dieses Ticket nur kaufen, wenn man genügend Kleingeld parat hat, also am besten sieben 1-Euro-Münzen. Foto: Michael Dittrich |
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Auch jetzt hat die
BVG die angekündigten
neuen Automaten noch nicht eingebaut.
Im Gegenteil, sie hat den Auftrag storniert!
Das geht aus einer Pressemitteilung der Firma
METRIC mobility solutions AG (vormals
Höft & Wessel) vom 8. Juli 2016 hervor. Über
die Gründe des Vertragsrücktritts der BVG
kann nur spekuliert werden, denn eine Erklärung
der BVG gibt es dazu nicht.
Wie geht es nun weiter?
Fest steht lediglich, dass es in absehbarer
Zeit keine neuen Automaten geben wird.
Damit bleiben also bei der Straßenbahn
die Probleme mit den alten Automaten
bestehen. Das heißt: Es wird weiterhin keine
Schein- oder Kartenzahlung möglich
sein, und es wird weiterhin Probleme bei
der Annahme von 2-Euro-Münzen geben.
Problematisch ist auch die Rechtslage. Nach
unserer Einschätzung muss die BVG nun den
Auftrag für neue Automaten neu starten,
also ein neues Lastenheft erstellen bzw. das
bisherige den aktuellen Normen anpassen
und eine neue öffentliche Ausschreibung
durchführen. Nach den Erfahrungen mit der
Geschwindigkeit der BVG gehen wir davon
aus, bis 2021 neue Automaten haben zu
können – sofern der Auftrag nicht erneut
storniert wird.
Sollten wir mit der Einschätzung richtig
liegen, hätten die bisherigen Automaten ca.
30 Jahre Einsatzzeit hinter sich. Dass es wirtschaftlich
ist, solche museumsreifen Automaten
zu gebrauchen, darf bezweifelt werden.
Gefahr für alle, die nicht das richtige
Kleingeld haben
Fast täglich ist zu erleben, wie Fahrgäste,
die nicht genug Kleingeld dabei haben,
von Kontrolleuren als Schwarzfahrer
aufgeschrieben werden. Insbesondere
Touristen, die ahnungslos das erste mal
in eine BVG-Straßenbahn steigen, sind davon
betroffen, dass die Automaten weder
Geldscheine noch Kartenzahlung akzeptieren,
und stehen dann als Schwarzfahrer
da. Hinzu kommt, dass die Automaten in
der Straßenbahn völlig unzureichend beschriftet
sind. Auskünfte über das Tarifsystem
sind nur begrenzt und an den Tastern
auch nur in Deutsch vorhanden.
Aber selbst wer ausreichend Kleingeld
dabei hat, kann teilweise keinen Fahrschein
erwerben. Angeblich entstehen
der BVG jährlich mehrere Millionen Euro
Schaden durch ausländische Münzen.
Deswegen fallen oftmals die 2-Euro-Münzen
durch, so dass der Fahrgast entnervt
aufgibt oder aufgeben muss. Kommt dann
ein Kontrolleur, wird einfach gesagt: „Ist
doch nicht unser Problem, wie Sie sich einen
Fahrschein kaufen.“
Senat muss endlich einschreiten
Unserer Meinung nach muss der Senat
hier endlich einschreiten und seinen
Kontrollaufgaben nachkommen. Ob die
Vertragskündigung mit der Insolvenz des
Unternehmens Metric zu tun hat, können
wir nur spekulieren. Fakt ist, dass die BVG
bereits 2013 den Auftrag vergeben hatte
und nun nach drei ergebnislosen Jahren
stornierte. Die bisherigen Kosten des gescheiterten
Auftrags dürften im hohen
fünfstelligen Bereich liegen. Geld, das
ohne Nutzen verloren ist und letztendlich
die Fahrgäste bezahlen müssen.
Aber die nächste Tariferhöhung kommt
bestimmt.
(md)
IGEB Stadtverkehr
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