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Darmstadt Hauptbahnhof. Seit Jahren wird viel Geld für die Aufwertung des Bahnhofs und des Umfelds eingesetzt. Nun wird die Stadt für ihr Engagement belohnt: Die neue Hochgeschwindigkeitstrasse Frankfurt—Mannheim wird nicht mitten durch Darmstadt führen, aber der Hauptbahnhof erhält ein Verbindungsgleis zur Neubaustrecke. Foto: Pro Bahn & Bus |
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In einem Spitzengespräch am 29. Januar
und in nachfolgenden Detailverhandlungen
haben sich das Land Hessen, die Stadt Darmstadt
und die südhessischen Landkreise mit
der Deutschen Bahn AG auf einen Konsens
zur Anbindung von Stadt und Region an das
ICE-Netz geeinigt. Kern der so genannten
Konsens-Trasse ist die Einbindung des Darmstädter
Hauptbahnhofs in die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke
Rhein/Main—Rhein/
Neckar, verkündeten im Rahmen einer
Pressekonferenz der Hessischen Minister für
Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung,
Dr. Alois Rhiel, der Darmstädter Oberbürgermeister
Walter Hoffmann, der Landrat des
Landkreises Darmstadt-Dieburg Alfred Jakoubek
und Bahnchef Hartmut Mehdorn.
Darmstadt wird demnach über zwei Verbindungsstrecken
zum Hauptbahnhof an
das Hochgeschwindigkeitsnetz der Bahn angeschlossen.
Mit der Einbindung des Hauptbahnhofs
ist mindestens ein ICE-Halt pro
Stunde und Richtung möglich. Ergänzend
besteht die Möglichkeit einer Direktverbindung
vom Darmstädter Hauptbahnhof zum
Flughafen Frankfurt.
Hauptvorteil der Konsens-Trasse gegenüber
der Variante V des Raumordnungsverfahrens,
die ausschließlich eine zweigleisige
Führung durch den Darmstädter Hauptbahnhof
vorsah und vom Landkreis Darmstadt-
Dieburg favorisiert wurde, ist eine geringere
Beeinträchtigung des Stadtgebiets.
Zwei eingleisige Verbindungsstrecken
für den Nah- und Fernverkehr
Die Konsens-Trasse umfasst konkret sowohl
eine eingleisige Strecke zur Anbindung des
Darmstädter Hauptbahnhofs als auch eine
durchgehende, parallel zu den Autobahnen
A 5 und A 67 geführte zweigleisige Hochgeschwindigkeitsstrecke,
welche die Stadt
erheblich entlasten soll. Im Norden Darmstadts
kann im Wesentlichen die vorhandene
Infrastruktur für den Anbindungsast genutzt
und auf Ingenieurbauwerke verzichtet
werden. Die rund 75 Kilometer lange durchgehende
Neubaustrecke zwischen Frankfurt
am Main und Mannheim wird für Tempo 300
ausgelegt und soll die bestehenden Engpässe
auf den vorhandenen Strecken, insbesondere
der hoch belasteten Riedbahn und der
Main-Neckar-Bahn, beseitigen.
Mit der Realisierung der Neubaustrecke
ergeben sich auch Potenziale für die Weiterentwicklung
des Nahverkehrs in der Region
und positive Effekte für die steigende
Nachfrage im Schienengüterverkehr. Im
Güterverkehr gilt die Strecke als Teil einer
westeuropäischen Ferngüterstrecke, deren
weitere Bestandteile unter anderem die
Betuwe-Linie als Verbindung zu wichtigen
niederländischen Nordseehäfen und der
Lötschberg-Basistunnel sind.
Hinsichtlich des Nahverkehrs war auf der
Pressekonferenz insbesondere von einer
Direktverbindung Darmstadt—Frankfurt
Flughafen die Rede. Durch die schnelle Umfahrung
entlang der Autobahnen können
nach Meinung von Bahnchef Mehdorn aber
auch die prognostizierten Mehrverkehre
im Fernverkehr besser aufgenommen und
deutlich kürzere Fahrzeiten auf zahlreichen
Relationen angeboten werden.
Die Quantität der Anbindung Darmstadts
war aber offensichtlich nicht zentraler Gegenstand
der Konsensverhandlungen Während
Minister Alois Riehl von einem stündlichen
ICE-Angebot ausgeht, bat Bahnchef
Hartmut Mehdorn um Verständnis, dass
heute noch keine Aussagen über Fernverkehrsangebote
des Jahres 2014 möglich
seien. Gleichwohl betonte er den Erfolg
der Regionalhaltepunkte Limburg-Süd und
Montabaur und verwies auf die Konzeption
der Neubaustrecke Nürnberg—Ingolstadt,
bei welcher der Regionalverkehr ebenfalls
von Anfang an berücksichtigt wurde.
Pro Bahn & Bus, Hessischer Bahnkunden-
Verband im DBV, sieht in der Konsenstrasse
– in der Vergangenheit auch als Bypasslösung
bezeichnet – erhebliche Vorteile. Allerdings
empfiehlt unser Verband, auf die Leistungsfähigkeit
der zu bauenden Infrastruktur zu
achten. So müssen beispielsweise in Darmstadt
mindestens vier Bahnsteigkanten ICE-gerecht
geplant werden, damit sinnvolle
Fahrplankonzepte umzusetzen sind. Auch
muss die angestrebte und prinzipiell zu
begrüßende Nutzung der Infrastruktur im
Norden der Stadt mit einer Leistungssteigerung
derselben einhergehen, damit fernverkehrstaugliche
Geschwindigkeiten möglich werden.
Realisierung noch völlig offen
Die Deutsche Bahn hält einen Baubeginn
2010 und eine Inbetriebnahme 2014 für realistisch.
Allerdings rangiere die Strecke bei
den Förderprojekten des Bundes noch weit
hinten. Eine Kostenschätzung mochte Mehdorn
vor dem Abschluss des Planfeststellungsverfahrens
nicht abgeben. Die Mehrkosten
für die Konsenstrasse sollen der Bund
und die Deutsche Bahn übernehmen. Das
Land und die Region müssten dafür nicht
aufkommen.
Darmstadt-Dieburgs Landrat Alfred Jakoubek
ging kurz auf weitere Bahnprojekte der
Region ein und nannte den Vollausbau der
S 7 Riedstadt—Frankfurt mit dem 15-Minuten-
Takt zwischen Groß Gerau und Frankfurt
sowie die Linie Darmstadt—Mannheim als
vordringliche Ziele. Pro Bahn & Bus im DBV
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