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S-Bahn-Chef Peter Buchner (rechts) bekommt von Gerhard J. Curth, Präsident des DBV, den DBV-Schienenverkehrs-Preis für sein besonderes Engagement zum Dialog mit den Fahrgästen überreicht. Foto: Florian Müller |
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Gut 120 Fahrgäste waren der IGEB-Einladung gefolgt, um Peter Buchner zu hören und ihm Fragen zu stellen. Foto: Florian Müller |
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Den Abschluss der Fahrgastsprechtage zu
den Schienenverkehrs-Wochen bildete am
30. September 2010 der Sprechtag zur Berliner
S-Bahn. Wie im Vorjahr folgte Peter
Buchner, Sprecher der Geschäftsführung
der S-Bahn Berlin GmbH, der Einladung des
Berliner Fahrgastverbands
IGEB, um mit
den Fahrgästen zu
diskutieren und Fragen
zu beantworten.
Weit über hundert
interessierte S-Bahn-
Fahrgäste waren in
die Kantine der DBVerwaltung
am Nordbahnhof
gekommen.
Den Raum stellte
wie 2009 freundlicherweise
die DB zur
Verfügung. Für die
Unterstützung sei
den Mitarbeitern der
S-Bahn herzlich gedankt.
Achtungspreis für
Peter Buchner
Zu Beginn der Veranstaltung erhielt Peter
Buchner den Schienenverkehrs-Preis
als „Achtungspreis“ von Gerhard J. Curth
überreicht. Damit würdigte der Deutsche
Bahnkunden-Verband (DBV) den Umstand,
dass der S-Bahn-Chef sich letztes Jahr schon
bald nach seinem Amtsantritt beim S-Bahn-
Sprechtag am 24. September 2009 der Diskussion
mit den durch massive Zugausfälle
verärgerten Fahrgästen stellte und auf eine
Schonfrist verzichtete. Mit seiner Dialogbereitschaft
bewies er kundenfreundliches
Verhalten. Buchner nahm den Preis mit
großer Freude entgegen und gab die Anerkennung
auch an seine Mitarbeiter weiter.
Er versprach, weiterhin für den Dialog mit
den Fahrgästen einzutreten und sich zu
bemühen, der S-Bahn Berlin wieder zu der
Attraktivität und Kundenfreundlichkeit zu
verhelfen, die in den letzten Jahren verspielt
worden war.
Danach begann Peter Buchner mit seinem
Einführungsvortrag über die aktuelle Situation
der Berliner S-Bahn, bevor Moderator
Christfried Tschepe, Vorsitzender der IGEB,
die Diskussionsrunde mit Fragen aus dem
Publikum eröffnete.
Die wichtigsten Themen des Abends sind
im Folgenden zusammengefasst.
Fahrzeuge
Im September waren 416 Viertelzüge im Einsatz.
Ab 4. Oktober werden wegen der Bremssandprüfung
(s.u.) zusätzliche Tauschfahrzeuge
benötigt. Mehr Viertelzüge im Fahrgasteinsatz
werden es in der nächsten Zeit nicht
werden, so dass
die Berliner S-Bahn
auch 2011 vom
Normalangebot
noch weit entfernt
sein wird. Bis zum
Beginn der Krise
wurden in den Spitzenstunden
rund
550 Viertelzüge eingesetzt.
Der 2010 ergänzte
Vertrag der
S-Bahn GmbH mit
den Ländern Berlin
und Brandenburg
schreibt sogar 562
Viertelzüge vor.
Nachdem seit
dem Herbst vergangenen
Jahres 3000
Bremszylinder bei
der Baureihe (BR) 481 getauscht worden waren,
steht nun mit dem kompletten Radsatztausch
die nächste große Herausforderung
bei dieser Baureihe an. Der Radsatztausch
soll in Kürze starten und Ende 2011 abgeschlossen
werden. Die ersten neuen Radsätze
sind auch schon in der Fertigung. Es steht
lediglich die formale Freigabe seitens des
Eisenbahn-Bundesamtes (EBA) aus.
Bis alle Fahrzeuge der BR 480 und 481 verlässliche
Anzeigen für Bestand und Streuen
des Bremssandes haben, wird, wie von Peter
Buchner beim Sprechtag angekündigt, seit
dem 4. Oktober 2010 jedes Fahrzeug täglich
geprüft. Um das aktuelle Fahrplanangebot
deshalb nicht schon wieder einschränken zu
müssen, werden nun zusätzliche Viertelzüge
zum Tauschen benötigt.
Die Bremssandprüfung erfolgt an Abstellanlagen
in Wannsee, Grunewald, Westend,
Greifswalder Straße, Lichtenberg, Köpenick,
Erkner und Grünau. Zwischen Potsdamer
Platz und Anhalter Bahnhof wird die Kontrolle
am langsam fahrenden Zug durchgeführt.
Die Sandkontrollen sind verbunden
mit Zugtauschen. Dabei werden bestimmte
Fahrten der Linien S2, S25, S7 und S75 an einem
Unterwegshalt gebrochen, so dass die
Fahrgäste in einen anderen Zug umsteigen
müssen. Die S-Bahn will möglichst schnell
eine automatische Prüfeinrichtung für Sandfüllstand
und Funktionstüchtigkeit in die
Fahrzeuge einbauen, damit die aufwändigen
Prüfungen „per Augenschein“ und die Zugtausche
aufgegeben werden können. Die BR
485 hat keinen Bremssand, so dass auch keine
Prüfung erforderlich ist. Dennoch sind diese
Fahrzeuge wegen der Radsatzprobleme nur
eingeschränkt im Einsatz.
Im Winter 2009/2010 mussten außergewöhnlich
oft Fahrmotoren ausgetauscht
werden. Die Isolationen der Statoren nutzten
sich schneller als erwartet ab, so dass schon
geringe Mengen an Wasser (getauter Flugschnee)
für einen Kurzschluss sorgten. Da
auch eine Nachlackierung der Statoren keinen
langanhaltenden Erfolg bringt, werden
sie in den kommenden Jahren bei allen Zügen
ausgetauscht.
Auch bei der BR 485 werden sämtliche Radsätze
getauscht. Die ersten neuen Radsätze
sollen noch im Herbst 2010 geliefert werden,
aber bis wann für alle Züge neue Radsätze
verfügbar sind und eingebaut werden können,
ist noch unklar. Deshalb wird diese BR
vorerst nur vereinzelt in den Fahrgasteinsatz
gelangen.
Bei der BR 480 ist der Tausch von 147 gebohrten
Radscheiben fast abgeschlossen.
Das Reaktivierungsprogramm von 20
zuvor abgestellten Viertelzügen der BR 485
hat begonnen. Bei den Revisionen hat sich allerdings
ein Rückstau gebildet, so dass diese
Arbeiten für 15 Viertelzüge fremd vergeben
wurden.
Um die äußere Sauberkeit der Fahrzeuge
zu erhöhen, wurde ein Lackbehandlungsprogramm
aufgestellt, bei dem ein Schutzlack
mit stärkerer Schmutzabweisung und geringerer
Graffitihaftung zum Einsatz kommt.
Auch die Sauberkeit der Fahrgasträume soll
durch ein neues Reinigungskonzept verbessert
werden. Hierfür werden die Reinigungszyklen
verkürzt und die Nassreinigung intensiviert,
insbesondere an den Wochenenden.
Die Nassreinigung kann auf 15 S-Bahn-Stationen
durchgeführt werden. Eine „schnelle Eingreiftruppe“
soll überall grobe Verschmutzungen
zeitnah beseitigen.
Die historischen Fahrzeuge und die
Panorama-S-Bahn bleiben bis auf weiteres
abgestellt. Auch sie sollen vorsichtshalber einer
gründlichen technischen Untersuchung
unterzogen werden, wofür derzeit aber keine
Werkstattkapazitäten vorhanden sind. Die
volle Verfügbarkeit des regulären Fahrzeugparks
und damit die Wiederherstellung des
Regelfahrplans haben Priorität.
Betriebswerkstatt Friedrichsfelde
wieder in Betrieb
Nachdem der Vorstand der DB Regio AG
dem erforderlichen Mittelbedarf für die Reaktivierung
der S-Bahn-Betriebswerkstatt
Friedrichsfelde in Höhe von 7,5 Millionen
Euro zugestimmt hat, können nun die Werkstattkapazitäten
dauerhaft den gestiegenen
Instandhaltungsanforderungen der Züge
angepasst werden. Die Betriebswerkstatt
Friedrichsfelde war im Januar 2010 zunächst
provisorisch wieder in Betrieb genommen
worden, um kurzfristig die vorhandenen
Standorte Grünau, Wannsee und Oranienburg
bei einfachen Arbeiten in der betriebsnahen
Instandhaltung zu entlasten.
Der Standort Friedrichsfelde wird stufenweise
bis 2012 zu einem vollwertigen Werk
im Drei-Schicht-Betrieb hochgefahren. In
einer ersten Stufe werden die Mittel für die
Instandsetzung der Werkhalle sowie ein Teil
der Planungsmittel zur Sanierung der Gleisanlagen
freigegeben. Während der Bauzeit
stehen mindestens acht Arbeitsstände zur
Behandlung von Zügen zur Verfügung. Nach
Fertigstellung der Anlagen können dauerhaft
15 Arbeitsstände genutzt werden.
Um mit mehr Zügen in der Hauptverkehrszeit
fahren zu können, wird ein neues
Werkstattkonzept eingeführt, bei dem die Instandsetzung
und Wartung der Züge künftig
verstärkt in der Schwachverkehrszeit (abends
und nachts) durchgeführt wird.
Baumaßnahmen
Abgesehen von den weiterhin laufenden großen
Baumaßnahmen rund um das Ostkreuz
und auf der Görlitzer Bahn (S46, S8, S9) sind
für 2011 und 2012 eher kleinere Maßnahmen
vorgesehen. So wird der S-Bahnhof Wildau
(S46) über den Fußgängertunnel verschoben
und zweigleisig ausgebaut. Ebenfalls zweigleisig
ausgebaut werden soll ein kurzer Abschnitt
zwischen Strausberg und Strausberg
Nord. Diese Maßnahme ist Voraussetzung für
den 20-Minuten-Takt der S5 bis Strausberg
Nord. Ob dies aber wirklich noch 2012 geschieht,
ist nicht gesichert.
Die geplante Abstellanlange auf dem Ring
in Tempelhof ist zwar fest eingeplant, kann
aber erst entstehen, wenn in Abstimmung
mit dem Land Berlin hierfür Mittel aus den
Infrastrukturgeldern bereitgestellt werden.
Perspektivisch möchte die S-Bahn einen
10-Minuten-Takt bis Tegel fahren (bisher
20-Minuten-Takt). Der dafür nötige teilweise
zweigleisige Ausbau ist aber noch nicht terminiert.
Neues Zugbeeinflussungssystem kommt
Das schon länger geplante neue Zugbeeinflussungssystem
(ZBS), welches auf Balisentechnik
basiert und die mechanischen
Fahrsperren ablösen wird, startet zum 1. November
2011 auf dem Abschnitt Schönholz—
Frohnau der S 1. An diesem Tag soll ein neues
elektronisches Stellwerk für den Abschnitt in
Betrieb gehen, welches die alten Fahrsperren
nicht mehr unterstützt. Weitere Abschnitte
entlang der Nordsüd-S-Bahn werden folgen.
Für den Einsatz mit dem neuen ZBS werden
zunächst 100 Viertelzüge der BR 481 ausgerüstet.
Mit dieser Maßnahme werden weitere
Zwänge im Fahrzeugeinsatz wirksam. Schon
heute können bzw. sollen die BR 480 und 485
nicht im gesamten Netz eingesetzt werden.
Künftig wird dies für einzelne Fahrzeuge der
Baureihe 481 auch gelten. Die Baureihen 480
und 485 werden nicht umgerüstet und können
können
damit nur noch auf Strecken
ohne ZBS (Ring- und Stadtbahn)
fahren.
Bessere Kundeninformation
und Ausstattung der
Bahnhöfe
Die Fahrgastinformation auf den
Stationen soll deutlich verbessert
werden. Aus diesem Grund
werden die erst vor wenigen
Jahren angebrachten Zugziel-
Blechschilder entweder durch die
bekannten blauen dynamischen
Fahrgastinformationssysteme (DFI) ersetzt
oder durch neue dynamische Schriftanzeiger
(DSA) ergänzt. Mit den DSA ist es im Falle
einer Betriebsstörung oder Zugverspätung
möglich, die Fahrgäste mittels einer Laufschrift
zu informieren.
Um auch akustische Informationen geben
zu können, werden alle S-Bahnhöfe mit zentral
bedienten Lautsprechern ausgerüstet.
Hierfür werden derzeit die Übertragungsleitungen
verlegt. Bis 2012 sollen alle Anzeiger
und Lautsprecher vorhanden und aktiv sein.
Parallel zu diesen Maßnahmen soll das seit
längerem geplante Stammbahnhofskonzept
vollständig umgesetzt werden.
Ähnlich den Berliner Bus- und Straßenbahnhaltstellen
erhalten alle S-Bahnhöfe einen
Ausschnitt aus dem Berlin-Stadtplan.
Bis Ende März 2011 werden alle 450 Fahrkartenautomaten
ausgetauscht und 50 weitere
neu aufgestellt. Die neuen Automaten
haben ein helleres Display, welches bei direkter
Sonneneinstrahlung deutlich besser lesbar
ist, und sind schneller als die Vorgänger.
An den S-Bahn-Automaten wird im Gegensatz
zu den äußerlich identisch aussehenden
DB-Fernverkehrs-Automaten nur das Fahrkartensortiment
des VBB (außer Kostrzyn und
Szczecin) verkauft. Da dies bereits häufig zu
Verwirrung führte, soll an den S-Bahn-Automaten
auf Anregung der Fahrgastverbände
der blaue Aufsetzer geändert werden, um auf
diesen Umstand besser hinzuweisen.
Seit dem 15. September ist das Kundentelefon
der Berliner S-Bahn rund um die Uhr in
Betrieb. Statt Anrufbeantworter gibt es nun
auch in der Nacht eine persönliche Betreuung.
Zu diesen Zeiten wird ein Anrufer an das
zentrale DB-Callcenter in Hannover weitergeleitet,
weshalb allzu spezifische Fragen, abgesehen
von Fahrplanauskünften, nur entgegengenommen
und an die Berliner Kollegen
zur Nachbearbeitung weitergereicht werden
können.
Verschiedenes
- Derzeit ist noch nicht absehbar, wann das
nächste Hochfahren des Fahrplans stattfindet.
Auf der Prioritätenliste ganz oben
stehen die S25-Süd-Verstärker und die Wiederinbetriebnahme
der S45 zum Flughafen
Schönefeld.
- Auch 2010 wird es wieder ein Entschuldigungspaket
für die Kunden des Berliner
Nahverkehrs geben. Es orientiert sich am
Beispiel von 2009 und gilt 2010 für November
und Dezember. Stammkunden fahren
zwei Monate kostenlos, Einzelmonatskarten
sind billiger oder gelten länger, Einzeltickets
gelten an allen Wochenenden als
Tageskarte.
- Die S-Bahn übernimmt die Sachkosten für
den gefragten VBB-Begleitservice, der
damit für drei Jahre weitergeführt werden
kann. So kommen auch behinderte Fahrgäste
in den Genuss der Entschuldigungsleistung,
obwohl sie den ÖPNV kostenlos
benutzen dürfen.
- Trotz der nun schon mehr als ein Jahr andauernden
Krise konnten die Fahrgastzahlen
gehalten, die Fahrgeldeinnahmen
und die Zahl der Abonnenten sogar erhöht
werden. Hauptursache der Steigerung bei
den Abonnenten waren die Einführung der
attraktiven VBB-Monatskarte für Senioren
im April 2009 und die Freifahrt im Dezember
2009.
- Zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember
2010 soll nach langer Zeit wieder ein kostenloses
gedrucktes Fahrplanheft der
S-Bahn erscheinen, das die jetzige Fahrplanstufe
beinhalten wird. Die Ausgabe
des Heftes soll jedoch nicht suggerieren,
dass der Fahrplan noch lange Zeit nicht erweitert
werden wird.
- Am 1. September hatte ein Lkw mit hoher
Ladung die eine S-Bahn-Brücke am
S-Bahnhof Zehlendorf (S1) derart beschädigt,
dass das Gleis gesperrt werden musste.
Seitdem kann die Strecke hier nur noch
eingleisig befahren werden, was zu massiven
betrieblichen Problemen führt. Durch
die nötigen Kreuzungsaufenthalte und
damit entstehende Verspätungen sank der
Pünktlichkeitsindex von 97,5% im August
auf 95,5% im September 2009 und damit
unter die Vertragsvorgabe. Durch eine
Brechung des Zuglaufs Richtung Wannsee
mit Umsteigen in Zehlendorf (10 Minuten
längere Reisezeit) konnte der Betrieb der
S1 wieder stabilisiert werden. Für November
ist der Einbau einer Hilfsbrücke angekündigt,
die wieder einen zweigleisigen
Betrieb ermöglicht.
Einen Teil der Fragen konnte Peter Buchner
beim Sprechtag nicht oder nicht vollständig
beantworten. Hier hat er nach dem Abend
schriftliche Antworten an die IGEB gesendet,
die nachstehend zu finden sind.
Jens Fleischmann
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