Die sächsische Bahnstrecke Knappenrode—
Horka—Grenze Deutschland/Polen hat für
den internationalen Güterverkehr hohe Bedeutung
und ist Bestandteil eines der paneuropäischen
Schienenverkehrskorridore. Im
April 2012 wurde nun die bereits seit Jahren
überfällige Finanzierungsvereinbarung für
den Ausbau dieser Strecke unterzeichnet
(siehe auch SIGNAL 3/2010 ).
Bund und Bahn werden in den nächsten
Jahren rund 420 Millionen Euro in dieses Projekt
investieren; der Bundesanteil beträgt dabei
370 Millionen Euro. Um den derzeitigen
Kapazitätsengpass zu beseitigen, wird der
52 km lange Streckenabschnitt wieder zweigleisig
ausgebaut (der Rückbau des zweiten
Gleises erfolgte 1946) und elektrifiziert. Bestandteil
des Streckenausbaus ist auch die
Errichtung von fünf elektronischen Stellwerken
bzw. der zugehörigen Signaltechnik, die
künftig aus der Betriebszentrale in
Leipzig
gesteuert wird. Des Weiteren wird die Strecke
mit digitalem Zugfunk (GSM-R) und dem
europäischen Zugsicherungssystem ETCS
grenzüberschreitend ausgestattet.
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Die Neißebrücke an der Grenze Deutschland/Polen bei Horka im Jahr 2008. Auf polnischer Seite (Hintergrund) ist die Strecke bereits zweigleisig und elektrifiziert. In Deutschland geht es nur eingleisig mit Diesel weiter. Nun will auch Deutschland seinen Teil ausbauen. Foto: IGEB |
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Bei den Untergrundsanierungsmaßnahmen am Rand eines ehemaligen Tagebaus im Bereich des Bahnhofs Lohsa kam es Anfang März 2012 zu einem Böschungsbruch. Die Folge sind Verzögerungen beim Ausbau der Bahntrasse in diesem Teilabschnitt. Foto: Christian Schultz |
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Güterverkehr über die (noch) eingleisige Neißebrücke bei Horka. Auf dem Bahndamm steht der polnische Grenzpfahl. Foto: Florian Müller |
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Für den Personenverkehr werden die
Bahnhöfe Lohsa, Uhyst, Klitten, Mücka und
Petershain als Haltepunkte mit je zwei Bahnsteigen
umgebaut. Der Bahnhof Niesky erhält
ebenfalls zwei neue Bahnsteige, wobei
für die direkte Verbindung zum Busbahnhof
auch ein Personentunnel gebaut wird.
Beginnen werden die Ausbauarbeiten im
September 2012 mit dem Umbau des Bahnhofs
Knappenrode. Der Abschluss der Arbeiten
ist in diesem ersten
von vier Projektabschnitten
für das Frühjahr 2014
geplant.
Im Vorgriff auf den
Streckenausbau erfolgen
derzeit seitens der Lausitzer
und Mitteldeutsche
Bergbau-Verwaltungsgesellschaft
mbH (LMBV) im
Bereich des ehemaligen
Bahnhofs Lohsa bereits Untergrundsanierungs-
bzw. Böschungssicherungsmaßnahmen
am Rand eines ehemaligen Braunkohlentagebaus.
Die Sicherung der Uferböschung des Silbersees
(ehemals Tagebau Werminghoff II)
erweist sich dabei komplizierter als erwartet.
So kam es hier am 8. März 2012 im Rahmen
der Sanierung zu einer Rutschung, wobei das
Ufer auf einer Länge von rund 200 m abgebrochen
ist. Durch diesen Vorfall wird sich das
Ende der Sicherungsarbeiten von Ende 2012
auf voraussichtlich 2014 verschieben; entsprechend
verzögern wird sich in diesem Abschnitt
der Streckenausbau. Es ist trotzdem
geplant, das gesamte Infrastruktur-Projekt
bis Ende 2016 abzuschließen.
Im Ergebnis des Ausbaus wird die Streckenkapazität
und Betriebsqualität der Strecke
Knappenrode—Horka—Grenze Deutschland/
Polen deutlich verbessert. So steigt die
Kapazität von bislang 50 Zügen (davon 40
Güterzüge) auf bis zu 180 Züge (davon 160 Güterzüge).
Aus dieser Steigerung der Zugzahlen
resultiert u. a. das Erfordernis zur Errichtung
von insgesamt 16 km Schallschutzwänden.
Der DBV begrüßt die überfällige Entscheidung
zum Ausbau der Strecke. So wird im
Schienenverkehr zwischen
Deutschland und Polen
endlich eine weitere leistungsfähige
Verbindung
geschaffen, die angesichts
einer mittlerweile unerträglich
gewordenen Lkw-
Belastung auf den Straßen
dringend notwendige Verlagerungen
auf die Schiene
ermöglicht. Es bleibt zu hoffen,
dass die derzeit geplanten
Fertigstellungstermine
auch tatsächlich so realisiert
werden.
Mit dem Streckenausbau
ergibt sich vielleicht auch
eine Perspektive für neuen
grenzüberschreitenden
Personenverkehr auf der
Schiene, zum Beispiel auch
für die Verbindung Berlin—
Wrocław (Breslau) mit einer
Führung über Horka statt
Forst.
Deutscher Bahnkunden-Verband
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