Auch diesmal stand Unternehmensbereichsleiter
Dr. Predl den Fahrgästen Rede
und Antwort. Mit von der Partie war außerdem
Herr Schönecke, Sachgebietsleiter
und verantwortlich für die Beschleunigung
der Straßenbahn.
In seinem Einführungsvortrag hob Herr
Dr. Predl die Streckenverlängerungen hervor.
An der Warschauer Straße haben sich
die Umsteigebeziehungen für zehntausende
Fahrgäste durch die dank der neuen
Zweirichtungsfahrzeuge mögliche Verlängerung
der Straßenbahntrasse verbessert.
Ebenfalls verbessert hat sich die Anbindung
von Französisch Buchholz durch
die am 29. September 2000 verlängerte
Linie 50. Seitdem kommen im Pankower
Netz auch Niederflurfahrzeuge zum Einsatz.
Eventuell wird auch die Neubaustrecke
in der Müggelheimer Str. (Altstadt
Köpenick) noch im Jahr 2000 in Betrieb
gehen.
Auch bei der Streckenerneuerung hat
sich einiges getan, die Sanierungsmaßnahmen
wurden zu 80 % realisiert. Beispiele
dafür finden sich in Marzahn, Hellersdorf
oder in der Invaliden- und Brunnenstraße.
Jedes Jahr werden nunmehr
ca. 20 Kilometer Gleis erneuert. 400 Kilometer
Gleis befährt die Berliner Straßenbahn
insgesamt. Ein Sorgenkind ist beispielsweise
noch die Regattastraße in
Grünau. Die hier liegenden Gleise müßten
dringend erneuert werden.
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An der Landeberger Allee ist die neue Generation von Schildern der BVG für Straßenbahn-Haltestellen zu bewundern. Damit werden die Bereiche optisch aufgewertet undsie bieten wichtige Informationen, wenn in einem Straßenbahnzug einmal zum Beispiel die Informationen ausfallen. Glücklicherweise vermeidet der Straßenbahnbereich der BVG den Fehler der U-Bahner, die ja die Schilder auf den U-Bahnhöfen dreckfreundlich gewölbt haben. Zukünftig kann man sich im Bereich solcher Haltestellenschilder noch zusätzliche Informationen wie in der Nähe befindliche Straßen oder Wege zu wichtige Einrichtungen (Bezirksämter, Schwimmhallen u. ä.) vorstellen. Trotzdem wären dynmische Fahrgastinformationen an exponierten Standorten eine noch ausstehende notwendige Ergänzung. Dank RBL müßten ja die Daten dafür eigentlich vorliegen... Foto: Alexander Frenzel, Januar 2001 |
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Das rechnergestützte Betriebsleitsystem
(RBL) wird weiter ausgebaut. Es sorgt für
mehr Pünktlichkeit der Züge (angeblich;
nach Meinung der IGEB), da der Standort
jedes einzelnen Zuges überwacht werden
kann. Auch die Beeinflussung und Überwachung
der Lichtsignalanlagen ist teilweise
an RBL gekoppelt. In etwa einem
Jahr sollen erstmals auch die Fahrgäste
direkt vom RBL profitieren: An ausgewählten
Stationen wird es Anzeigen („dynamische Fahrgastinformation") geben,
die Auskunft über die Abfahrtzeiten der
nächsten Züge geben. Doch damit nicht
genug: Jeder Straßenbahnzug läßt sich
dann über Funk ansprechen. So können
Fahrgäste im Wagenzug bei Störungen
direkt aus der Leitzentrale über Lautsprecher
informiert werden. Wer gut informiert
wird, hat auch mehr Verständnis für
eventuelle Verkehrsunterbrechungen. Bisher
verfügen 50 Prozent der Züge über
die entsprechenden Voraussetzungen, bis
Ende 2000 soll die gesamte Flotte umgerüstet
werden.
Straßenbahnbeschleunigung
Besonders interessant waren die Ausführungen
von Dipl.-Ing. Schönecke über die
Beschleunigung der Straßenbahn. Ziel ist
es nach wie vor, alle Lichtsignalanlagen an
Straßenbahntrassen auf Vorrang für die
Bahn zu schalten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit
der Straßenbahn soll von
17,6 km/h auf über 20 km/h angehoben
werden. Statt bis zu 20 Prozent Verlustzeit
an Lichtsignalanlagen werden in anderen
Städten nur zwei bis fünf Prozent
gemessen. In Berlin soll dabei (leider nur)
eine bedingte Bevorrechtigung eingeführt
werden. Die Restwartezeiten sollen
nach Möglichkeit in den Haltestellenbereich
verlegt werden. Mehr als 80 Millionen
DM kostet der Neu- und Ersatzbau
von Lichtsignalanlagen in Zusammenhang
mit der Umprogrammierung, der zu
erheblichen Teilen von der BVG selbst finanziert
werden muß.
Die Voraussetzungen sind größtenteils
geschaffen: Markieren der Straßenbahntrassen
auf Straßen, moderne Fahrzeuge,
65 Prozent eigener Bahnkörper. Interessant
sind die technischen Details: Die Beeinflussung
der umgebauten Lichtsignalanlagen erfolgt nun fast ausschließlich
über Datenfunk. Die Bahn sendet drei Datentelegramme,
zwei zur Anmeldung,
eins zur Abmeldung. Auch die früher nur
über den Weichenkontakt auslesbare
Richtungskennung kann dabei rechtzeitig
übermittelt werden.
Bei der Beschleunigung sind schon Erfolge
zu verzeichnen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit
der Linie 6 hat sich von
19 auf 21,6 km/h erhöht, bei der Linie 8
von 20 km/h auf 22,1 km/h. Die 18 fährt
statt 19,5 km/h nun 21,3 km/h schnell. Bei
der Linie 1 konnte immerhin eine Fahrplanstabilisierung
erreicht werden. Herr
Schönecke mußte zugeben, daß die Beschleunigung
nicht überall funktioniert.
Bei den Linien 2, 3, 4 ist trotz Umbau und
Umprogrammierung der Anlagen noch
kein Fahrzeitgewinn meßbar. Das entspricht
auch unseren Beobachtungen (Signal
hat in Ausgabe 6/2000 ausführlich
über das Thema berichtet.). Die BVG will
die Anlagen im Zusammenarbeit mit dem
Senat überarbeiten und die Straßenbahn
durch stärkere Eingriffe in den Signalablauf
besser priorisieren. Als nächstes werden
die Linien 50, 52 und 53 beschleunigt,
im Jahre 2001 folgen Köpenick und
Schöneweide.
Selbstverständlich kamen auch die Besucher
zu Wort. Vielfach wurde sogar Lob
gespendet: Die Straßenbahn bereitet den
Fahrgästen von allen Verkehrsmitteln offensichtlich
die wenigsten Probleme.
Straßenbahnplanungen
Viele Fahrgäste wollten wissen, wie es mit
konkreten Planungen aussieht. Hier wurden
folgende unverbindliche Aussagen
gemacht: Die Linie 1 (Verlängerung zum
Alexanderplatz) wird evtl. bis Ende 2002
realisiert. Das Projekt Leipziger Straße
kann vielleicht in drei bis vier Jahren fertiggestellt
sein. Ob die Bahn dabei durch
die Rathausstraße fahren wird, steht in
den Sternen. Die Strecke in der Bernauer
Straße (Verlängerung der Linie 20) kann
evtl. auch in 2002/2003 realisiert werden.
Für Altglienicke gibt es noch keine konkreten
Überlegungen. Die Streckenbaumaßnahmen
hängen auch von ihrer Wirtschaftlichkeit
ab. Eine Straßenbahn nach
Moabit könnte in 2005/2006 realisiert
werden, aber auch hier gibt es keine konkreten
Planungen. Angedacht (aber nicht
konkret geplant) sind die Strecken zum
Ostbahnhof bzw. Hermannplatz.
Fahrzeugpolitik
BVG und Senat setzen weiterhin auf
100 Prozent-Niederflurfahrzeuge. Die BVG
erhält 30 weitere Zweirichtungswagen
vom Typ GT6. Neu an den Zügen ist unter
anderem die Klimaanlage. Dabei können
4 bis 5 Grad unter Außentemperatur erreicht
werden. Es wird überlegt, zukünftig
Fahrzeuge mit einer Wagenbreite von
2,40 Metern zu beschaffen.
Geräuschentwicklung bei der
Straßenbahn
Erneut angesprochen wurde die Lärmentwicklung
auf einigen Straßenbahntrassen.
Hier gab Herr Dr. Predl Fehler bei der
Gleisbaupolitik zu. Statt des finanziell
günstigeren starren Rahmengleises hätte
man lärmschluckendere Bauweisen nutzen
sollen, auch wenn Kosten höher gewesen
wären. Durch verstärkte Pflegemaßnahmen
wird man jedoch den Lärmpegel
senken können, dazu gehören das
regelmäßige Schienenschleifen und der
Einbau spezieller Weichen mit tieferen
Rillen. Auch die Verbreiterung der Radreifen
der Bahnen (von 85 mm auf 105 mm)
wird zur Lärmminderung beitragen. Hier
gibt es noch eine weitere gute Nachricht:
Das Problem der Polygonbildung bei den
Rädern der Niederflurzüge ist gemeinsam
mit der TU (angeblich wieder) gelöst worden.
Die Räder laufen „rund" und das
häufige „Rumpeln" der Niederflurzüge
soll bald der Vergangenheit angehören.
Auch sollen geräuschärmere Gleiskonstruktionen
im Bereich von dichtbebauten
Wohngebieten bevorzugt werden.
Zur Fahrgastinformation wurde gefragt,
warum es bei Umleitungen einen
Unterschied zwischen dem Ziel auf der
Zugzielanzeige und dem tatsächlichen
Ziel gibt. Das hat mit der Philosophie der
BVG zu tun, stets das fahrplanmäßige Ziel
anzuzeigen. Man würde an gegebener
Stelle auf Umsteigebeziehungen hinweisen,
um Ortsfremde nicht durch „abweichende
Zielangaben" zu verwirren.
Größere Namen an den Haltestellenschildern
wurden vorgeschlagen. Die BVG
denkt über Verbesserungen nach und
wird auf der Linie 6 neue Ideen und Gestaltungsvarianten
ausprobieren.
Zugänge und Umsteigen
Angesprochen wurde der fehlende zweite
Zugang an vielen Haltestellen, beispielsweise
an mehreren Haltestellen der
Linie 23 im Wedding oder am Frankfurter
Tor. Auch die BVG ist für einen zweiten
Zugang, allerdings ist das Thema ein heißes
Eisen. Schwierigkeiten macht die Straßenverkehrsbehörde,
die sich um die Verkehrssicherung
sorgt. Wenn der Fahrgast
ein Absperrgitter ignoriert, ist die Rechtslage
eindeutig: Bei einem Unfall hat der
Fahrgast Schuld.
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Am Potsdamer Platz stellte die Firma Wall eine neue „interaktive" Haltestelle (mit Telefon- und Internetanschluß) vor. So kann sich der Fahrgast gratis mit der BVG-Auskunft verbinden lassen. Wichtig ist auch die Möglichkeit einer dynamischen Fahrgastinformation mittels Laufband, das hoffentlich nicht nur für Werbung genutzt wird. Insgesamt müßten aber sich die Verantwortlichen in der Stadt Gedanken machen, wie man Haltestellen für ÖPNV-Benutzer attraktiver gestaltet. So sollten Kreuzberger Bügel zum Anschließen von Fahrrädern insbesondere in den Außenbezirken zum Standard einer Bus- oder Straßenbahnhaltestelle gehören. Foto: Alexander Frenzel, Januar 2001 |
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Neben dem Vorschlag, Haltestellen bei
wichtigen Knotenpunkten generell hinter
der Kreuzung anzuordnen, wurde vor allem
das Thema gemeinsame Haltestelle
von Bus und Bahn angesprochen. Die
BVG hat mit Kombi-Haltestellen gute Erfahrungen
gemacht. Dort wo es möglich
ist, sollen weitere umgebaut werden.
Konkret realisiert wird es am Betriebshof
Lichtenberg, angedacht ist es für den S-Bahnhof
Hohenschönhausen. Herr Dr.
Predl bedauerte, daß es am S-Bahnhof
Friedrichstraße aus baulichen Gründen
keine gemeinsame Haltestelle von Bus
und Bahn gibt.
Ob die 52 wieder zum Hackeschen
Markt fahren würde, lautete eine Frage.
Doch dafür bestehe kein Bedarf. Jedoch
ist auf Vorschlag der IGEB eine Verbindungskurve
geplant, die von der Berliner
Straße in die Wisbyer Straße führt. So
könnten aus Pankow kommende Züge
zukünftig auch in Richtung Prenzlauer Allee
bis zum Alexanderplatz geleitet werden.
Kritisiert wurde, daß offenbar nun auch
Straßenbahnzüge durch „Ganzreklame"
verklebt werden. Eine durchgängig sichtbehindernde
Ganzreklame sei aber nicht
geplant. Dafür jedoch der versuchsweise
Einbau von Videoanlagen in zwei Bahnen,
um das leidige Vandalismus-Problem
besser in den Griff zu bekommen.
Verbesserungen soll es auch für Nachtschwärmer
geben. Die BVG will ihr Nachtnetz
stärker am Tagesnetz orientieren und
mehr Tageslinien auch in der Nacht
durchfahren lassen. Bedauerlicherweise
ist jedoch ein fahrgastfreundlicher Umbau
des Nachtknotens Hackescher Markt
nicht geplant. IGEB,
Abteilung Stadtverkehr
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