Im Fernverkehr spricht die Bahn vom
„bundesweit größten Fahrplanwechsel
seit 1991". Die Stichworte sind: Aufnahme
des kompletten Betriebes auf der
Neubaustrecke Köln - Frankfurt mit Auswirkungen
auf alle Zulaufstrecken, Streichung
fast aller IR bzw. Umwandlung in
IC und nicht zuletzt das neue Preissystem.
Davon sind auch Regionalreisende in Berlin
und Brandenburg betroffen, die mit
VBB-Fahrscheinen nicht mehr zwischen
Berlin und Prenzlau die Fernzüge benutzen
dürfen (siehe voriger Artikel). Im eigentlichen
Regionalverkehr halten sich
die Änderungen in Berlin-Brandenburg
dagegen im Rahmen. Neuigkeiten gibt es
vor allem im Gebiet nordwestlich Berlins
und in der Lausitz.
Neues im Nordwesten von Berlin
Die Nordwest-Äste der RE-Linien 2 und 4
werden vertauscht. Der RE 2 verkehrt zukünftig
stündlich von Cottbus über die
Berliner Stadtbahn nach Wittenberge und
alle zwei Stunden weiter nach Wismar.
Der RE 4 verkehrt abwechselnd von Falkenberg
und Lutherstadt Wittenberg
nach Jüterbog und stündlich weiter nach
Berlin und Rathenow. Diese Maßnahme
wird von der Bahn vor allem mit der höheren
Fahrplanstabilität insbesondere auf
dem bisher sehr verspätungsanfälligen
RE4 begründet. Ein weiterer Grund liegt
in der geplanten Verlängerung der Züge
Auf vier Doppelstockwagen, die besonders auf
den Ästen nach Wittenberge und
Cottbus nötig ist. Durch den Tausch beider
Äste kommt es zu einer Veränderung
der Anschlusssituation. Der RE 2 (ehemals
RE 4) erreicht nun wieder den Taktknoten
Bad Kleinen, der neue RE 4 hat in Rathenow
guten Anschluss nach Stendal, wo
alle zwei Stunden Anschluss zum IC Richtung
Hannover-Amsterdam besteht. Damit
hat Rathenow nach dem Wegfall der
dortigen Fernzughalt wenigstens eine
passable Umsteigeverbindung nach Westen.
Deutlich schlechter werden dagegen
die Anschlüsse in Neustadt (Dosse) nach
Kyritz und Pritzwalk.
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Die Wartemöglichkeit im Bahnhof Prenzlau werden jetzt sicher mehr genutzt werden, wenn die Reisenden nach Berlin länger warten müssen. Foto: Florian Müller |
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Aus Sicht der längere Strecken fahrenden
Fahrgäste zu begrüßen - wenn auch
ein Wermutstropfen ist für manche Pendler -
ist der Wegfall der RE-Halte der Linien
2 und 5 in Brieselang, Finkenkrug, Seegefeld
und Albrechtshof. Stattdessen
fährt neu die RB 10 im Halbstundentakt
von Nauen nach Berlin-Charlottenburg
mit Halt auf allen Unterwegsbahnhöfen.
Während der voraussichtlich ab 24. Febrar
bis 14. Dezember 2003 stattfindenden
Sperrung der S-Bahn zwischen Zoo
und Charlottenburg halten die Züge der
Linien RE 1 und RE 3 in Charlottenburg.
Dabei besteht unmittelbarer Anschluss in
beiden Richtungen zwischen der RB 10
und dem RE 1 Richtung Innenstadt.
Einige Berufsverkehrszüge des RE 2 halten
auch weiterhin in Brieselang und Finkenkrug.
Der RE 6 verkehrt zukünftig nicht mehr
zwischen Spandau und Charlottenburg,
sondern zum neuen Ausgangspunkt Berlin-Jungfernheide.
Damit wird die Stadtbahn
entlastet und eine langjährige Idee
der IGEB aufgegriffen. Der vor einigen
Jahren neugebaute Regionalbahnsteig in
Jungfernheide war seitdem ungenutzt. In
Jungfernheide besteht Anschluss zur
Ring-S-Bahn (Nordring/Westring) sowie
zur U7. Damit wird endlich eine Lücke im
Berliner Schienennetz geschlossen, die bis
1980 mit der S-Bahn bedient wurde. Die
Fahrzeit der RE 6 von Spandau nach Jungfernheide
beträgt dann nur sieben Minuten.
Die parallel fahrende U-Bahn-Linie 7
braucht 13 Minuten. Ob dieser „Parallelverkehr"
Auswirkungen auf die mit
schwindenden Fahrgastzahlen zu kämpfende
U 7 hat, wird sich zeigen. Durch die
Feinerschließung und den dichten Takt
der U 7 sowie dem Umsteigezwang und
Stundentakt im Vergleich mit dem RE 6
werden sicherliche keine massiven Fahrgastabwanderungen
zu erwarten sein.
Kleine Änderungen bei RE-Linien
Verschiebungen der Taktlage bei manchen
Regionalexpresslinien haben Veränderungen
in der Anschlussgestaltung zur
Folge. Der RE 1 verkehrt zukünftig um
etwa 25 Minuten verschoben. Damit haben
die Züge einerseits klar verbesserte
Fernverkehrsanschlüsse in Magdeburg,
andererseits konnte so erreicht werden,
dass die Züge der RB 52 Brandenburg-Belzig
nicht nur wie gehabt den Anschluss in
Brandenburg von und nach Berlin erreichen,
sondern endlich wieder die Anschlüsse
Brandenburg-Dessau in Beizig
möglich sind.
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Bahnsteig des Bahnhofs Prenzlau mit einem RE aus Berlin. Foto: Florian Müller |
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Der RE 5 fährt ebenfalls um etwa eine
gute Viertelstunde versetzt. Damit werden
Neustrelitz und Güstrow wieder zu
echten Taktknoten, und die Anschlüsse in
Stralsund zur Insel Rügen werden klar
besser. Diesen Verbesserungen stehen
eine deutliche Verschlechterung der Anschlüsse
in Rostock etwa nach Ribnitz-Damgarten
oder Bad Doberan gegenüber.
Eine weitere Verschlechterung der ohnehin
schon schlechten derzeitigen Situation ist,
dass zukünftig der erste Zug aus
Richtung Rostock erst um 9.38 den Berliner
Ostbahnhof erreicht, der letzte Richtung
Rostock dagegen bereits 18.13 dort
abfährt; nur Freitag und Sonnabend geht
es noch zwei Stunden später.
Viel Neues in der Lausitz
Neu gestaltet sich dagegen der Verkehr
im Südosten von Brandenburg. Der RE 1
endet bis Juni 2003 baubedingt mit allen
Zügen (außer in Tagesrandlage) in Frankfurt
(Oder). Zwischen Frankfurt (Oder)
und Cottbus verkehrt zukünftig der
RE 11, hinzu kommen Verstärker Frankfurt
- Eisenhüttenstadt im Schienenersatzverkehr.
Der RE 11 verkehrt stündlich zwischen
Frankfurt und Cottbus (werktags bis Senftenberg)
mit Halt auf allen Unterwegsbahnhöfen,
alle zwei Stunden weiter bis
Ruhland.
Der RE 18 verkehrt Cottbus - Elsterwerda
- Dresden im Zweistundentakt. Weil er
zwischen Cottbus und Ruhland nur noch
in Senftenberg hält, reduziert sich seine
Fahrzeit etwas. Am Rande sei bemerkt,
dass zukünftig die Züge vor Großenhain
die Dresdner Bahn verlassen und zukünftig
über Großenhain Cottbuser Bahnhof,
Priestewitz und Coswig verkehren werden.
Der Berliner Bahnhof in Großenhain
ist somit ohne Personenverkehr.
Der südöstliche Ast des RE 5 endet statt
bisher in Hoyerswerda bereits in Senftenberg.
Dafür wird die RB 14 aus Berlin-Schöneweide alle zwei Stunden nach
Hoyerswerda verlängert. Allerdings gibt
es zwischen RE 5 und RB 14 keine brauchbaren
Anschlüsse.
Der RE 4 endet statt wie bisher in Elsterwerda-Biehla
bereits in Falkenberg. Von
dort besteht Anschluss an die RB 49 nach
Hoyerswerda. Wochenendticketreisende
nach Dresden müssen so einmal mehr
umsteigen.
Positiv ist, dass die Bahn es endlich geschafft
hat, Falkenberg zu einem echten
Taktknoten zu machen. Jeweils zur geraden
Stunde treffen sich die RE 4 Richtung
Berlin - Rathenow, die Regionalbahnen
nach Dessau und Riesa, die RB 49 Richtung
Ruhland - Hoyerswerda und der
RE 10 Richtung Leipzig und Cottbus. Zur
ungeraden Stunde kann man zwischen
der RB 43 Richtung Cottbus und dem
RE 11 Richtung Leipzig und Elsterwerda/Hoyerswerda umsteigen.
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Der seit Jahren ungenutzte Regionalbahnsteig in Jungfernheide wird zum Fahrplanwechsel endlich in Betrieb genommen. Hier besteht guter Anschluss zum Nordring und zur U-Bahn. Foto: Florian Müller, November 2002 |
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Der Verkehr von Cottbus nach Görlitz
und weiter nach Zittau wird aufgrund der
Bestellung durch die Länder Brandenburg
und Sachsen von Connex übernommen
(durch die Lausitzbahn). An der prinzipiellen
Bedienhäufigkeit ändert sich nicht
viel, allerdings entfallen so die bisherigen
Durchbindungen (Rathenow) - Berlin -
Cottbus - Görlitz - Zittau, da Berlin -
Cottbus wie bisher von DB Regio bedient
wird. Einmal am Tag fährt jedoch Connex
auf eigene Rechnung von Cottbus weiter
nach Berlin-Lichtenberg (täglich) und an
die Ostsee nach Stralsund (freitags bis
montags) und wieder zurück. Zwischen
Spremberg, Berlin und Prenzlau gelten
außer den günstigen Connex-Fahrpreisen
auch die Fahrscheine des VBB.
Diverses im Berliner Raum
- Keine Durchbindung mehr von RB 12
und RB 36. Die Züge von und nach
Templin bzw. Beeskow/Frankfurt beginnen/enden
jeweils in Berlin-Lichtenberg.
- Stundentakt auf der RB60 Berlin-Lichtenberg
- Eberswalde auch am Wochenende
(montags bis freitags wie gehabt
Stundentakt bis Wriezen). Dafür
entfallen die wochenendlichen Durchbindungen
Templin - Eberswalde - Bernau.
- Voraussichtlich ab Februar 2003 für
längere Zeit baubedingter Schienenersatzverkehr
Rathenow - Brandenburg.
- Züge der RB 24 Wünsdorf - Berlin-Lichtenberg
halten nun in beiden Richtungen
in Berlin-Schöneweide. Klare Verschlechterung:
anders als zuvor besteht
kein Anschluss mehr in Schönefeld von/zum
RE 4 zur Stadtbahn.
Von der RB 22 besteht in Schönefeld
ein 3/4-Minutenübergang zum RE 5 zur
Stadtbahn. In Gegenrichtung liegen die
Übergangszeiten alternierend teils bei
drei Minuten, teils werden die Anschlüsse
schon fahrplanmäßig knapp
verpasst.
Die Übergänge in Potsdam zum RE 1
nach Berlin haben sich verschlechtert
und liegen bei 17 bzw. 22 Minuten. Da
durchaus einiger Bedarf für Reisen zwischen
Berlin und Caputh sowie dem
Bereich Pirschheide (Sparkassenakademie)
besteht, ist hier Nachbesserung
angesagt. Auch der Übergang aus Richtung
Schönefeld in Richtung Beizig in
Michendorf liegt nun bei 15 Minuten.
War der Sinn der Umwegführung der
RB22 schon immer eher fraglich, dürfte
die zukünftige Verschlechterung der
Anschlüsse erst recht nicht zu einer
wachsenden Auslastung beitragen.
- Zwischen Lübben und Berlin entfallen
die Halte bei einem abendlichen RE aus
Cottbus auf den kleineren Unterwegsbahnhöfen.
Damit ergibt sich zwischen
ca. 21 und 23.30 dort eine zweieinhalbstündige
Bedienlücke für die Unterwegsbahnhöfe.
Ausflugs- und grenzüberschreitender
Verkehr
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Der Bahnhof Charlottenburg wird während der Sperrung der Stadtbahn in Richtung Bahnhof Zoo der westlichste Endpunkt der S-Bahn werden. Dafür halten hier zusätzliche Regionalexpress-Linien. Foto: Frank Böhnke |
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Im Ausflugsverkehr bleiben die bewährten
Wochenendzüge in den Harz und
nach Warnemünde im Fahrplan. Auch
beim Ausflugszug Berlin-Lichtenberg -
Löwenberg - Rheinsberg bleibt alles beim
Alten. Im Sommer fährt der Zug täglich,
im Winter samstags und sonntags. Zur Internationalen
Gartenbauausstellung (IGA)
in Rostock-Schmarl fährt von April bis Oktober
ein täglicher Ausflugszug Berlin Zoo
- Warnemünde über die Stadtbahn und
weiter ab Ostbahnhof direkt nach Oranienburg
und ohne weiteren Zwischenhalt
nach Rostock. Wie auch der Warnemünde-Express
hält dieser Zug direkt an der
IGA in Lütten Klein.
Neu, das heisst wieder aufgelegt, wird
die direkte Verbindung von Berlin nach
Swinoujscie (Swinemünde) an der polnischen
Ostseeküste an Sommerwochenenden.
Das Schöne-Wochenend-Ticket soll
dabei laut Kursbuchangaben bis zum
Endbahnhof gelten, man erspart sich also
den teueren Grenztarif. Der Zug kommt
bereits von Potsdam und fährt über die
Stadtbahn. An den Tagen an denen dieser
Zug nicht verkehrt, verkehrt wie bisher ein
direkter Zug Berlin - Szczecin (Stettin). Er
beginnt nicht mehr in Lichtenberg, sondern
verkehrt ebenfalls ab Potsdam über
die Stadtbahn. Bei allen weiteren Verbindungen
nach Szczecin muss nach wie vor
in Angermünde umgestiegen werden.
Abgesehen vom Stundentakt nach
Kostrzyn (Küstrin) bleibt das Angebot
nach Polen ein schlechter Witz, mit drei
Regionalzugpaaren Frankfurt - Rzepin
(Reppen) und zwei Paaren Forst-Tuplice.
der Übergang Guben/Gubin ist „dank"
der Einstellung der Strecke auf polnischer
Seite nun ohne Personenverkehr.
Fazit
Dieses Jahr ist der Fahrplanwechsel im
Regionalverkehr Berlin/Brandenburg eher
unspektakulär. Erfreulich sind Bemühungen
hin zu einem integralen Taktverkehr,
der nach Bekundungen der DB Regio Berlin-Brandenburg
vor einigen Jahren angeblich
im Lande Brandenburg - anders
als anderswo in Deutschland - nicht funktionieren
könne. Dennoch bleibt im Regionalverkehr
noch viel zu verbessern. IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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