|
Auf der RB 66 Berlin—Angermünde—Szczecin (Stettin),
anscheinend das Stiefkind
von DB Regio Nordost, ist dieses Phänomen
immer wieder zu erleben. Auch 2013 waren
die meist nur per Einfachtraktion der BR 628
verkehrenden Züge wieder „völlig unerwartet“
mit Fahrgästen (und deren Gepäck)
überfüllt, die das Weihnachtsfest gern bei
Freunden und Verwandten in Polen verbringen
wollten. Das unzureichende Angebot in
der Weihnachtszeit war die Krönung einer
durchwachsenen Gesamtleistung. Mehrfach
gab es bei den ab Berlin fahrenden
Zügen Einfach- statt planmäßiger Doppeltraktion
und wiederholt defekte oder stark
verunreinigte Sanitäreinrichtungen.
Alle Jahre wieder ist der Verkehrsverbund
Berlin-Brandenburg (VBB) nur Zuschauer.
Denn die RB 66 gehört noch zum so genannten
„großen Verkehrsvertrag“ von 2003,
bei
dem DB Regio selbst die Zuglängen und
Qualitätsstandards festlegt und deutlich
mehr Geld pro Kilometer erhält, als bei neu
abgeschlossenen Verkehrsverträgen. In den
neuen Verträgen ist jetzt alles genau geregelt.
Angesichts der durch den alten Verkehrsvertrag
noch überaus guten Bezahlung
verwundert es schon, dass DB Regio offenbar
nicht in der Lage ist, ein ausreichendes
Platzangebot mit sonst als Reserve herumstehenden
abgeschriebenen Triebwagen
bereitzustellen. Das Verhalten von DB Regio
zeigt, warum die Verkehrsverträge immer
dicker werden und irgendwann alles bis zur
letzten Schraube vertraglich festgehalten
wird. Denn was nicht im Vertrag steht, das
muss ja auch nicht geleistet werden, auch
wenn es zuvor selbstverständlich war.
|
RB 66 in Angermünde vor der Abfahrt nach Stettin. Eingesetzt werden die Züge der alten Baureihe 628, oft nur in Einfachtraktion. Bei erhöhtem Fahrgastandrang, regelmäßig beispielsweise vor Weihnachten, sind die Züge extrem überfüllt. Teilweise kommen nicht einmal alle Fahrgäste mit. Foto: Knut Rosenthal |
|
Alle Jahre wieder wird aber auch die Ausschreibung
der Strecke verschoben. Grund:
Die Bundesregierung kann sich über Absichtserklärungen
hinaus nicht entscheiden,
wann und wie sie die Strecke ausbauen lässt
(s. Seite 28). VBB und Land Brandenburg
müssen nun endlich einen Schlussstrich
ziehen und die unhaltbaren Zustände auf
der RB 66 schnellstmöglich per Neuvergabe
beenden. Eine mögliche Elektrifizierung
wird wohl kaum innerhalb der nächsten acht
Jahre erfolgen, insofern kann beruhigt auf
Dieseltraktion gesetzt werden, zumal auch
bei einer vollständigen Elektrifizierung zwei
verschiedene Stromsysteme zu benutzen
sind (in Deutschland 15 000 V mit 16 2/3 Hz, in
Polen 3000 V Gleichstrom).
|
Auf der Karte sieht man deutlich die räumliche Nähe zwischen Berlin und Stettin, die aber in krassem Gegensatz zur Qualität und Quantität der Bahnanbindung steht. Karte: DB AG, Dez. 2013 |
|
Im Übrigen gibt es mit der NEB ein Konkurrenzunternehmen,
das tägliche Praxiserfahrung
im grenzüberschreitenden Verkehr
nach Polen vorweisen kann. (ge) IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
|