Seit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2015
hat es einige erfreuliche Verbesserungen
im Bahnverkehr zwischen Deutschland und Polen
gegeben; und teilweise
gibt es auch konkrete Planungen. Doch stets sind
es nur einzelne Zugpaare. Von einem
attraktiven Taktverkehr zwischen zwei der
einwohnerstärksten EU-Länder sind
wir in fast allen Relationen noch weit entfernt –
im Eisenbahnfernverkehr ebenso wie
im Regionalverkehr.
RE 4 Lübeck—Szczecin (Stettin)
Für diese Linie wurden von DB Regio Nordost
insgesamt 17 zweiteilige, klimatisierte und
mit Niederflureinstiegen ausgerüstete Dieseltriebwagen
vom Typ „LINT 41“ (Baureihe
623) der Firma Alstom beschafft. Verzögert
hat sich dabei jedoch die Fahrzeugzulassung
für Polen. Diese lag zum Fahrplanwechsel
am 13. Dezember 2015 noch nicht vor. Seit
dem 2. Mai 2016 gibt es diese Einschränkungen
erfreulicherweise jedoch nicht mehr und
der unbefriedigende Schienenersatzverkehr
zwischen Löcknitz und Szczecin gehört der
Vergangenheit an.
RB 66 bzw. Ausbaustrecke Berlin—Szczecin (Stettin)
Die Ausbaustrecke Angermünde—Grenze
D/PL (—Szczecin) ist im aktuellen Entwurf
des Bundesschienenwegeausbaugesetzes
(BSWAG) in die Kategorie „Vordringlicher Bedarf“
eingestuft. Für 2017 ist endlich auch die
überfällige Finanzierungsvereinbarung für
den weiteren Ausbau bzw. die Elektrifizierung
dieser Strecke geplant.
RB 26 Berlin—Kostrzyn (Küstrin)—Gorzów (Landsberg/Warthe)
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Bahnhof Zielona Góra (Grünberg). Die „Oderbahn“ Szczecin—Zielona Góra—Wrocław wird zurzeit schrittweise ausgebaut. Damit werden seitens der Infrastruktur Voraussetzungen für ein deutlich attraktiveres Angebot auch zwischen Berlin und Zielona Góra geschaffen. Foto: Christian Schultz |
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Seit 20. März 2016 ermöglicht ein erstes Zugpaar
eine umsteigefreie Fahrt zwischen Berlin
und Krzyż (Kreuz) über Gorzów. Bislang begannen
bzw. endeten alle Züge der RB 26 in
Kostrzyn. Dieses Bahnangebot wird seitens
der NEB Betriebsgesellschaft mbH in Kooperation
mit der DB Regio AG und den polnischen
Eisenbahnverkehrsunternehmen Przewozy
Regionalne bzw. der zum DB-Konzern
gehörenden Arriva RP durchgeführt.
Eine Frühverbindung verlässt Krzyż um 7.37
Uhr und erreicht Berlin-Lichtenberg um 10.28
Uhr. Die Rückfahrt erfolgt um 18.37 Uhr ab
Berlin-Lichtenberg. Der Zug erreicht um 21.18
Krzyż. Mit dem Fahrplanjahr 2017 wird diese
Verbindung jedoch schon wieder eingestellt!
Anfang Juni 2016 hat das Eisenbahn-Bundesamt
(EBA) die Zulassung für die neuen,
zweiteiligen Dieseltriebwagen der Niederbarnimer
Eisenbahn vom Typ „Link“ erteilt.
Des Weiteren liegt auch die polnische Zulassung
für diese Fahrzeuge vor. Nach großen
Inbetriebnahmeproblemen mit chaotischen
Verhältnissen auf den von der NEB befahrenen
brandenburgischen Strecken (siehe auch
Beiträge auf Seite 11) sind die sieben Triebwagen
seit dem 5. September 2016 auf der RB 26
im Einsatz.
Mit dem „Link“ sind nunmehr die Voraussetzungen
geschaffen, um die seit vielen
Jahren geplanten Direktverbindungen Berlin—Gorzów
endlich realisieren zu können.
Im Fahrplanjahr 2017 sind jeweils eine Früh- und
eine Spätverbindung Berlin—Gorzów
geplant; hierzu laufen noch entsprechende
Abstimmungsgespräche.
Auch die Infrastruktur dieser Linie wird ausgebaut:
Begonnen wurde mit den Arbeiten
zur Entflechtung von S-Bahn und Regionalverkehr
im Bahnhof Strausberg. Bis Ende 2017
erfolgt zudem die Errichtung eines zweigleisigen
Begegnungsabschnittes zwischen Rehfelde
und Strausberg. Die Realisierung dieser
Maßnahmen ist wiederum Voraussetzung
für die Durchbindung der Regionalbahnlinie
RB 26 nach Berlin Ostkreuz, die zum Fahrplanwechsel
im Dezember 2018 geplant ist.
Ebenfalls für 2017 ist die Errichtung eines
Bahnsteigs für den Regionalverkehr
in Berlin-Mahlsdorf vorgesehen.
Unverständlich dagegen: Bereits in der
Erstbewertung zum Bundesverkehrswegeplan
2030 ist der vollständige zweigleisige
Ausbau einschließlich Elektrifizierung der
Strecke Berlin—Küstrin-Kietz—Grenze D/PL
ausgeschieden, da der Ausbau der Ostbahn
entsprechend der Bewertung des Verkehrsministeriums
„keinen Nutzen für den Schienenpersonenfernverkehr
und den Schienengüterverkehr
hat“.
Diese Strecke hätte aber für eine überfällige
Verkehrsverlagerung von der Straße auf
die Schiene sehr wohl einen großen Nutzen,
z. B. mittels des Kombinierten Verkehrs. Die
inakzeptable Situation u. a. auf der Autobahn
A 12 konterkariert gerade im Güterverkehr
jegliche Bemühungen hinsichtlich
einer emissionsarmen Mobilität. Des Weiteren
dient die Ostbahn, beispielsweise im Fall
von Bauarbeiten auf der intensiv genutzten
Strecke Berlin—Frankfurt/Oder, auch als
Umleitungsstrecke.
RB 91 Berlin—Frankfurt (Oder)—Rzepin
(Reppen)—Zielona Góra (Grünberg)
Ein Zugpaar dieser Linie verkehrt seit dem
1. April 2016 zwischen Berlin und Zielona
Góra, finanziert durch die Bundesländer Berlin
und Brandenburg sowie die Woiwodschaft
Lubuskie (Lebus). Das Zugpaar wird in Kooperation
von der DB Regio AG und der Przewozy
Regionalne betrieben. Zum Einsatz kommt
ein Dieseltriebwagen der Baureihe 646. Analog
zum Berlin-Stettin-Ticket und zum
Berlin-Gorzów-Ticket wird in dieser Relation das
Berlin-Zielona Góra-Ticket angeboten – seit
27. Oktober (probeweise für ein Jahr) ebenfalls
mit der Möglichkeit, den örtlichen Stadtverkehr
mit dem VBB-Fahrausweis zu nutzen.
Berlin—Cottbus—Wrocław (Breslau)
Seit dem 30. April 2016 verkehrt an Sonnabenden,
Sonn- und Feiertagen der Kulturzug zwischen
Berlin-Lichtenberg und Wrocław über
Ostkreuz, Cottbus und Forst. Die Fahrzeit
zwischen Berlin und Wrocław beträgt rund
4,5 Stunden. Das Angebot war bis 25. September
2016 befristet, wurde aber zwischenzeitlich
bis 8. Januar 2017 verlängert. Denn
die Nachfrage war bislang trotz der langen
Fahrzeit erfreulich hoch: So wurde die Verbindung
in den Sommermonaten von rund 300
Fahrgästen je Richtung genutzt. Dabei sind
die Fahrten am Sonnabendmorgen von Berlin
nach Wrocław und am Sonntagabend von
Wrocław nach Berlin besonders nachgefragt.
Zum Einsatz kommen Dieseltriebwagen der
Baureihe 628, die an den Spitzentagen sogar
in Dreifachtraktion verkehren. Und selbst das
reichte an einigen Tagen nicht, so dass die DB
zusätzlich Busse (!) einsetzte.
Ziel muss bei dieser Verbindung letztlich
die Umwandlung in ein tägliches bzw. ganzjährig
verkehrendes Grundangebot mit mindestens
drei bis vier Zugpaaren sein.
Da ab Dezember 2016 die Ausbaustrecke im
Abschnitt Horka—Węgliniec (Kohlfurt) mit der
neu errichteten Neißebrücke zur Verfügung
steht, gibt es mit dem geänderten Laufweg
auch die Möglichkeit einer deutlichen Fahrzeitreduzierung
zwischen Berlin und Wrocław
auf rund 3,5 Stunden. Damit wird die längst
überfällige Attraktivitätssteigerung des Schienenverkehrs
in dieser Relation möglich.
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Wenig attraktiv: Nur ein einzelnes umsteigefreies Zugpaar verkehrt derzeit zwischen Berlin und Zielona Góra, noch dazu mit zeitlichen Einschränkungen. Das zweite Zugpaar dieser Linie beginnt bzw. endet bereits in Frankfurt (Oder). Foto: Christian Schultz |
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Sobald ab Dezember 2018 die Ausbaustrecke
Knappenrode—Horka—Grenze D/PL
fertiggestellt ist, besteht in der Relation
Berlin—Wrocław auch die Möglichkeit des
durchgehend elektrischen Betriebs mit dem
Laufweg über Cottbus und Senftenberg. Der
Abschnitt Knappenrode—Abzweig Särichen
(bei Horka) lässt dann sogar eine Geschwindigkeit
von 160 km/h zu. Diese Geschwindigkeitserhöhung
ist einer entsprechenden
Finanzierungvereinbarung zwischen dem
Bundesland Sachsen und der Deutschen
Bahn zu verdanken. Ursprünglich war in diesem
Abschnitt eine Höchstgeschwindigkeit
von lediglich 120 km/h geplant.
Hinsichtlich der Steckeninfrastruktur ist
also schon bald ein attraktives Zugangebot
Berlin—Wrocław möglich (siehe auch nachfolgenden
Artikel).
Ausbau der Bahnverbindungen
zwischen Deutschland und Polen noch
immer unzureichend
Mit den beschriebenen Maßnahmen wurden
sicherlich notwendige Verbesserungen im
deutsch-polnischen Bahnverkehr realisiert
bzw. auf den Weg gebracht. Trotzdem bleibt
festzustellen, dass die langjährigen Bemühungen
zur Verbesserung des Bahnverkehrs
bislang zu nur wenigen Ergebnissen geführt
haben. Die Einrichtung von Einzel-Zugpaaren,
wie beispielsweise in den Relationen
Berlin—Gorzów—Krzyż, Berlin—Wrocław
(Kulturzug) oder Berlin—Zielona Góra sind
zwar ein Anfang, aber leider keine attraktive
Alternative zum Auto oder Bus. Dringend notwendig
ist die Schaffung eines zuverlässigen
Grundangebots von jeweils mindestens drei
bis vier umsteigefreien, täglich verkehrenden
Zugpaaren in den benannten Relationen.
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Bahnhof Müncheberg (Mark) auf der Ostbahn. Mit dem Einsatz der neuen Triebzüge vom Typ „LINK“ auf der RB 26 sind nunmehr die fahrzeugtechnischen Voraussetzungen gegeben, das Angebot umsteigefreier Verbindungen nach Polen, z. B. zwischen Berlin und Gorzów bzw. Krzyż, deutlich auszubauen. Foto: Christian Schultz |
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Leider keine Fortschritte gab es auch bezüglich
der Wiedereinführung der grenzüberschreitenden
Regionalbahnverbindung
Frankfurt (Oder)—Poznań Głowny (Posen
Hbf). Diese Verbindung verkehrte nach vorübergehender
Einstellung seit dem 6. Februar
2015 nur noch mit deutlich reduzierten
Verkehrszeiten, wurde dann aber ab dem
1. September 2015 wiederum eingestellt. Im
Vergleich zum EuroCity würden mit einem
derartigen Angebot jedoch preisgünstigere
Tagestouren u. a. nach Poznań möglich sein.
Insbesondere die unsichere Finanzierung
des Regionalverkehrs durch die Woiwodschaften
machten bzw. machen eine
längerfristige stabile Planung von Angeboten
schwierig. Fraglich ist zudem, ob der
deutsch-polnische Verkehrsmarkt einen eigenwirtschaftlichen
Fernverkehr, noch dazu
mit mehreren Zugpaaren in einer Relation,
mittelfristig überhaupt ermöglicht – von der
Verbindung Berlin—Warszawa bzw. Gdańsk
einmal abgesehen. Eine Fernverkehrsverbindung
Berlin—Wrocław wird es frühestens
2018 geben; dies ist jedoch keineswegs sicher!
Um zeitnah spürbare und notwendige
Angebotsverbesserungen zu erzielen, ist es
daher sinnvoller, wenn die deutsche und polnische
Regierung endlich gesonderte Mittel
zur Finanzierung u. a. der benannten, grenzüberschreitenden
Regionalbahnverbindungen
bereitstellen. Es handelt sich hierbei
schließlich um Verbindungen zwischen zwei
wichtigen und sich dynamisch entwickelnden
EU-Staaten!
Deutscher Bahnkunden-Verband (DBV) und IGEB Fernverkehr
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