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Prototyp der neuen Fahrzeuge vom Typ Flexity in der langen Ausführung. Wiederholt hat der Fahrgastverband IGEB gefordert, den Anteil der langen Fahrzeuge zu erhöhen. Inzwischen hat die BVG ihre Bestellung ein wenig zugunsten dieser 40 m langen Fahrzeuge geändert. Foto: Marc Heller |
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Auto blockiert Straßenbahn. BVG und Fahrgäste sind sich einig, dass die Ampelschaltungen auf der Neubaustrecke in der Wissenschaftsstadt Adlershof zugunsten der Straßenbahn verändert werden müssen. Gefordert sind hier die Berliner Politiker. Mehr zu diesem Thema lesen Sie in SIGNAL 4/2012. Foto: Raul Stoll |
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Nach den Sprechtagen für U-Bahn- und Busfahrgäste
der BVG kamen am 26. September
die Fahrgäste der Straßenbahn zu ihrem
Recht. Auf dem Straßenbahnbetriebshof
Lichtenberg informierten und diskutierten
der Unternehmensbereichsleiter Klaus-
Dietrich Matschke und sein Betriebsleiter
Jürgen Sember mit
den Fahrgästen, moderiert von
Artur Frenzel, Leiter der IGEBAbteilung
Stadtverkehr.
Wie immer begann der Abend
mit einem Vortrag der BVG, der
diesmal besonders umfassend
und lang wurde. Herr Matschke
schilderte ausführlich die Entwicklung
im Jahr 2011 und die
Aussicht auf 2012. Außerdem
ging er auf offene Fragen vom
Sprechtag 2010 ein: Der Fahrermangel
bei der Straßenbahn ist
behoben, das Problem der Verkehrsführung
in Köpenick bei
Polizeieinsätzen (Stichwort Fußball)
leider nicht. Auch die wechselseitige
Nutzung der beiden
Gleise in der Endhaltestelle Alexanderplatz/
Dircksenstraße ist
noch nicht möglich, aber die BVG
arbeitet an einer Lösung. Neben der Ansteuerung
der Daisy-Anzeiger muss auch noch
die Grundsatzfrage der Blockierung beider
Gleise durch die M 2 entschieden werden,
da eines davon auch bei Störungen auf der
ersten Strecke über den Alex gebraucht wird.
Leider gibt auch die am 4. September in
Betrieb genommene Streckenverlängerung
in Adlershof nicht nur zu Jubelmeldungen
Anlass. So ist die BVG mit den Ampelschaltungen
sehr unzufrieden, die auch mehrere
Wochen nach der Eröffnung zu starken Verspätungen
führten. Offenbar sind die Treffen
BVG/VLB (Verkehrslenkung Berlin) auf
der Leitungsebene nicht immer zielführend,
so dass nun verstärkt auf der technischen
Ebene abzuarbeitende Anforderungskataloge
für punktuelle Probleme an die Landesbehörde
herangetragen werden sollen.
Für eine Neubaustrecke mit 11 Jahren Planungs-
und Bauzeit ist dieser Zustand ein
Armutszeugnis.
Leuchtturmprojekte ohne Strahlkraft
Auch die anderen „Leuchtturmprojekte“ des
Senats zum Ausbau des Streckennetzes lassen
eine solche Bummelstrategie von Landesseite
befürchten, die BVG kann jedenfalls
keine Terminangaben machen. Für alle vier
dieser Projekte (Hauptbahnhof—U-Bahnhof
Turmstraße, Alexanderplatz—Kulturforum,
Adlershof—Schöneweide sowie am
S-Bahnhof Mahlsdorf) wurde noch nicht einmal
mit der konkreten Planung begonnen.
Daneben machen Anforderungen aus
dem sich wandelnden Stadtraum immer
wieder Ergänzungen und Umbauten des
Tramnetzes nötig, z. B. eine zusätzliche
Wendestelle im Bereich Wuhlheide/Oberschöneweide
für Zusatzverkehre im Studentenverkehr
zur verlagerten Hochschule
für Technik und Wirtschaft (HTW). Nachdem
erste Planungen an der Ecke Wilhelminenhofstraße/
Ostendstraße verworfen
werden mussten, soll nun ein Gleisdreieck
an der Haltestelle „Freizeit- und Erholungszentrum“
entstehen.
Auch am S-Bahnhof Ostkreuz soll die
Straßenbahn mehr Fahrgäste erreichen als
heute, und so laufen zurzeit die Vorplanungen
für eine Verlegung der Linie 21 aus der
Marktstraße in die Sonntagstraße direkt an
den nördlichen Bahnhofseingang.
Im Vortrag wurden auch die wichtigsten
Baustellen für 2012 vorgestellt:
- Schienenauswechselung am Mollknoten
für 8 Wochen im Sommer,
- Neubau einer Wendestelle am S-Bahnhof
Springpfuhl,
- Neubau des Hirschgartendreiecks im Juli/
August, danach Haltestellenanpassung in
der Bölschestraße – dann ist die Linie 60
zum Fahrplanwechsel im Dezember 2012
niederflurtauglich,
- Sanierung der Uferbahn zwischen Grünau
und Karolinenhof mit einwöchiger Sperrpause
zum Weicheneinbau und anschließendem
eingleisigen Betrieb.
Neue Straßenbahnfahrzeuge
Breiten Raum nahmen die Ausführungen zu
den neuen Straßenbahnfahrzeugen vom Typ
Flexity ein. Nach ausgiebiger Erprobung der
vier Prototypen ist der erste Serienwagen in
langer Einrichtungsausführung meistens auf
der Linie M 4 in Betrieb und fährt seit dem
ersten Einsatztag störungsfrei. Der zweite Serienwagen
soll Anfang Oktober folgen und
bis Ende des Monats soll auch die Software
für die Fahrgastinformation umgestellt sein,
so dass auch die Flexity-Kurse am Daisy angezeigt
werden können. Der hochwasserbedingte
Lieferrückstand von Bombardier Bautzen
soll bis Ende 2012 aufgeholt sein.
In die jahrelange Diskussion um die geeignete
Fahrzeuggröße scheint Bewegung
gekommen zu sein. Einerseits wurde das
BVG-Argument, dass die Bestellung flexibel
ist und mit 18 Monaten Vorlauf jedes Lieferlos
verändert werden kann, diesmal nicht
mit der Bemerkung entwertet, dass dies
aufgrund der unfehlbaren Berechnungen
der BVG nicht nötig sei. Andererseits wurde
die Bestellung der ersten 99 Flexities schon
dahingehend geändert, dass der Anteil der
langen Wagen leicht erhöht wurde und erstmals
auch lange Zweirichtungsfahrzeuge
darunter sind.
Es werden zunächst vier Teilserien zur Ablieferung
kommen in folgender Reihenfolge:
24 lange Einrichtungswagen (F8E), 35 kurze
Zweirichtungswagen (F6Z), 20 kurze Einrichtungswagen
(F6E) und zum Schluss 20 lange
Zweirichtungswagen (F8Z).
Schon jetzt ist klar, dass die (inklusive
Prototypen) 103 Neubaufahrzeuge nicht
ausreichen, um alle Tatrawagen zu ersetzen.
Darum wird ein zweites Lieferlos mit
31 Wagen schon fest eingeplant, allerdings
muss dafür noch die Finanzierung
gesichert werden und bis Ende 2012 eine
genaue Bedarfsermittlung stattfinden. In
diese Untersuchung müssen dann auch
die möglichen oben beschriebenen Netzerweiterungen
einfließen.
Einige der im Serien-Flexity eingeführten
Verbesserungen werden auch bei der Modernisierung
der GT6N übernommen: die
neuen Fahrscheinautomaten (die aber leider
erst 2012 geliefert werden), die mechanische
Klapprampe statt des störanfälligen Hublifts
und die breiten einteiligen Bildschirme. Für
die Erneuerung des Innenraums ist (noch)
kein Geld da.
Fragen aus dem Publikum
Bei mehreren Fahrgastfragen verwies der
Straßenbahndirektor auf die Zuständigkeit
der Politik, beispielsweise bei der Einrichtung
des „Boulevard der Stars“ auf dem für
die Tram vorgesehenen Mittelstreifen am
Potsdamer Platz.
Das verspätete Erscheinen der monatlichen
Bauinfoblätter und ebenso das verspätete
Einziehen nach Ablauf ihrer Gültigkeit
ist seit Jahren ein Sprechtagthema.
Hier wurde geantwortet, dass eine frühere
Drucklegung zu ungenauen Terminangaben
führen kann.
Auch die straßenbahnfeindlichen Schaltungen
der Lichtsignale sind ein Dauerbrenner,
besonders nachdem ein millionenschweres
Programm von BVG und Senat
sich als wirkungslos erwiesen hat. Nun wird
mit der M 1 als Pilotlinie ein neuer Anlauf
gemacht, wozu auch eine Analyse des Ist-
Zustandes gehört. Von den 45 Minuten
Fahrplanzeit entfallen auf dieser Linie nur 30
Minuten auf die reine Fahrzeit, der Rest sind
Haltestellen- und Verlustzeiten. Weil auf der
M 1 durch die eingleisigen Abschnitte eine
hohe Anfälligkeit für Verspätungsübertragungen
besteht, erhofft man sich hier den
größten Nutzen von diesem Versuch. Klaus-
Dietrich Matschke wies aber gleich darauf
hin, dass es auch nach Ertüchtigung noch
Konfliktpunkte geben wird, die sich nur mit
einer ganz anderen Aufteilung des Straßenraumes
lösen lassen. Speziell für die M 1
nannte er die Kreuzungen Rosentaler Platz
und Schönhauser Allee/Bornholmer Straße.
Hier kommt es durch Linksabbieger auf
den Gleisen zu Behinderungen, die nur mit
LSA-Schaltungen nicht wegzubekommen
sind. Außerdem stehen sich verschiedene
Senatsprioritäten im Weg, zum Beispiel
Straßenbahn- und Radwegförderung, z. B.
an einer von den Fahrgästen kritisierten
Ampel in der Greifswalder Straße, die einen
Hauptradweg des Landes über die M 4 führt.
Etliche Fragen wurden zur Infrastruktur
gestellt. Nach Aussage von Herrn Sember
hängt die Zulassung der Linie 60 für GT6 nur
am noch nicht umgebauten Hirschgartendreieck,
der Abschnitt Köpenick—Adlershof
ist nur noch offiziell gesperrt, weil hier noch
eine Probefahrt bis zur Abnahme für diesen
Wagentyp fehlt. Die Sanierung der Linie 68
ist schon im zweiten Abschnitt und wird
im Wesentlichen bei laufendem Betrieb
stattfinden. Auch die Strecke der Linie 27 in
der Suermondtstraße steht auf der Erneuerungsliste,
aber hier können noch keine Termine
genannt werden.
Noch unklarer ist die Lage am Bahnhof
Karlshorst, da die Bahn noch immer keinen
Termin für den Austausch ihrer Brücken
nennt. Ähnlich am Bahnhof Schöneweide,
wo noch nicht einmal das Planfeststellungsverfahren
für die hochtrabenden
Pläne eines neuen Straßenbahntunnels
unter dem Eisenbahndamm begonnen hat.
Somit ist mit mindestens 5 Jahren bis zur
Fertigstellung zu rechnen und die BVG war
gezwungen, ihre stark abgenutzten Gleise
vor dem Bahnhof noch einmal zu erneuern.
In diesem Zusammenhang wurde Kritik an
der zu gering geplanten Breite der neuen
Haltestellen am geplanten Tramtunnel laut,
die BVG will die Pläne daraufhin noch einmal
überprüfen.
Kann man durch höhere Gitter an den
Haltestellen das unbefugte Überschreiten
der Gleise und damit tödliche Unfälle verhindern?
Dazu ein klares Nein, die Absperrungen
zwischen den Gleisen dienen nur als
Hinweis auf das Übertretungsverbot; man
möchte keine Gefängnismauern im öffentlichen
Raum errichten, sondern setzt auch auf
die Selbstverantwortung aller Verkehrsteilnehmer.
Allerdings will man das plötzliche
Hervortreten auf die Gleise auch nicht fördern,
und der Vorschlag aus dem Publikum,
zum besseren Umsteigen am Nachtknoten
Jan-Petersen-Straße einen zusätzlichen
Überweg in Haltestellenmitte zwischen den
wartenden Bahnen einzurichten, wurde
ebenso klar abgelehnt.
Zum geplanten Einsatz der neuen Fahrzeuge
wurden die Linien M 4, M 5, M 6 (in dieser
Reihenfolge) für die erste Lieferung langer
Flexity genannt. Über die Linie M 8 ist noch
nicht entschieden, und
wenn die M 6 längere Züge
bekommt, dann muss der
angesprochene Umsteigeknoten
Jan-Petersen-
Straße entweder einen anderen
Fahrplan bekommen
oder umgestaltet werden,
damit alle Bahnen an die
Haltestelle passen.
Einige Fragen nahmen
die BVG-Vertreter zur weiteren
Prüfung mit, so die
nach einer zusätzlichen
Ausstiegshaltestelle am
Wendedreieck Nordbahnhof
zur Verkürzung
des Umsteigeweges zur
U-Bahn und zur Überarbeitung
des Layouts auf
den neuen Bildschirmen,
die bei Anzeige des Haltewunsches
die Uhrzeit
verdecken.
Nach zweieinhalb Stunden
ging ein informativer
Abend zu Ende mit der
Aussicht auf eine Fortsetzung
bei den 29. Schienenverkehrs-
Wochen im
Herbst 2012.
IGEB Stadtverkehr
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