Neben den bereits am 26. Februar erfolgten
beiden Liniennetzänderungen in Moabit
(Omnibuslinie / OL343) und Treptow
(0L 365 / vgl. SIGNAL 2/2005 ) plant die BVG
zum Sommerfahrplanwechsel einige weitere
kleinere Änderungen im Ergänzungsliniennetz.
Dem vorausgegangen waren intensive
Gespräche zwischen dem Aufgabenträger
und der BVG, in deren Ergebnis die Berliner
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zu
einigen Punkten die BVG anwies, bestimmte
Nachbesserungen durchzuführen - ein bemerkenswerter
Vorgang.
Hierzu gehört auch die Wiederherstellung
einer direkten Straßenbahnverbindung aus
der Rhinstraße zum Krankenhaus Herzberge
in Lichtenberg analog der ehemaligen Straßenbahnlinie
(SL) 27. Proteststürme Betroffener,
darunter vieler behinderter Bürger, die
auf die umsteigefreie Direktverbindung zum
Evangelischen Krankenhaus Herzberge angewiesen
sind, haben schließlich die Senatsverwaltung
veranlaßt, diese Verbindung zu
fordern. Wir haben bereits in SIGNAL 2/2005
die Gründe für die Notwendigkeit dieser Verbindung
ausführlich dargelegt.
Fahrgastpotential der neuen SL 37
wird nicht ausgenutzt
Die BVG hat diese Anweisung des Aufgabenträgers
leider nur halbherzig umgesetzt,
denn nicht etwa die früher durch die alte
SL 27 abgedeckte Direktverbindung aus der
Großsiedlung Fennpfuhl zu den anderen
Lichtenberger Ortsteilen Friedrichsfelde und
Karlshorst wurde wiedereingeführt, sondern
die neue SL 37 verkehrt erst ab Betriebshof
Lichtenberg/Siegfriedstraße über das Krankenhaus
Herzberge und weiter über Rhinstraße
nach Schöneweide. Damit profitieren
nur die direkt aus dem Krankenhaus Herzberge
kommenden Fahrgäste mit Fahrtzielen in
Friedrichsfelde und Karlshorst von der neuen
Direktverbindung, alle anderen müssen weiter
an der fußgängerfeindlichen Kreuzung
Rhinstraße/Allee der Kosmonauten umsteigen.
So wird es der BVG dann in Kürze sicherlich
nicht schwer fallen, unter Verweis auf die
geringe Auslastung der Übereckverbindung
die erneute Einstellung zu fordern. Die Verkehrsleistungen
der neuen SL 37 bedeuten
im Übrigen für die BVG keinen betrieblichen
Mehraufwand, weil dafür die bisher an der
Gehrenseestraße endenden Verstärkerfahrten
der SL 17 eingestellt wurden.
|
Im Dezember 2004 wurde die Buslinie 348 auf dem Südwestkorso ersatzlos eingestellt. Ab 23. Juni 2005 verkehrt sie hier wieder, wird aber weder den Alexanderplatz noch die für die Fahrgäste wichtigen Zielgebiete Kaiser-Wilhelm-Platz, Potsdamer Straße und Potsdamer Platz erreichen, denn die neue Endstelle heißt Sportzentrum Schöneberg (am Sachsendamm). Foto: Marc Heller |
|
Die mit der Einführung von BVG 2005 plus
zur Berliner Allee/Indira-Gandhi-Straße zurückgezogene
OL 259 verkehrt wieder über
die Hansastraße bis zum Stadion Buschallee
und stellt somit wieder eine Verbindung zur
Wohnsiedlung in der (südlichen) Hansastraße
her. Auch hier agierte die BVG nicht aus
freien Stücken, denn Anlaß für die Verlängerung
war die Weisung der Straßenverkehrsbehörde,
daß die bisherige Endstelle in der
Indira-Gandhi-Straße aus Verkehrssicherungsgründen
nicht bestehen bleiben darf.
Mangels Endstellenalternativen wird jetzt
die alte Linienführung wieder aufgenommen.
Der Fall ist auch deshalb bemerkenswert,
weil es selten vorkommt, daß sich die
Arbeit dieser sonst eher dem reibungslosen
Individualverkehr verpflichteten Verwaltung
positiv für die Fahrgäste des öffentlichen
Verkehrs auswirkt.
Gravierende Nachteile waren durch die
Neuordnung der OL 140 und 170 in Tempelhof
entstanden. Unter anderem fiel
zwischen Berlinickeplatz und der südlichen
Manteuffelstraße die ehemalige OL 170
ersatzlos weg. Diese Lücke wird nun im
Tagesverkehr von der veränderten OL 284
geschlossen, die jetzt zwischen S-Bahnhof
Tempelhof und Attilaplatz über Berlinickeplatz
verkehrt. Zwangsläufige Folge dieser
Maßnahme ist, daß die Verbindung zwischen
Manteuffelstraße und Rathaus Tempelhof
über die Albrechtstraße nur noch von
der OL 184 bedient wird. Somit gibt es auf
beiden Ästen außerhalb der HVZ nur noch
einen 20-Minuten- anstelle des bisherigen
(und auch bis Dezember 2004 üblichen) 10-Minuten-Taktes.
Dennoch scheint die Maßnahme
als ein kostenneutraler Kompromiß
akzeptabel.
Späte Einsicht für Moabit
Auch in Moabit wird noch ein wenig herumgebastelt.
So fährt die OL 123 neu über die
östliche Turm- und die Rathenower zur Perleberger
Straße. Die bislang nur in südliche
Richtung durch die Einrichtungs-Ringlinie
342 angebundene Rathenower Straße erhält
somit wieder eine bessere Verbindung zum
Moabiter Zentrum. Das ist erfreulich, zumal
wir schon im SIGNAL 5/2004 eben diese
Wegführung gefordert hatten.
Wesentlich hervorzuheben ist noch die
Wiedereinführung der OL 348, allerdings nur
zwischen U-Bahnhof Breitenbachplatz über
Innsbrucker Platz bis zum S-Bahnhof Schöneberg.
Diese von unzähligen Bürgern und
auch vom Berliner Fahrgastverband IGEB vehementgeforderte,
2004 ersatzlos entfallene
Verbindung ermöglicht nun zumindest den
Anschluß vom Südwestkorso an die OL 148
bzw. an die S 1 in Richtung Innenstadt. Die
natürlich leider auch nur werktags zu den
Geschäftsöffnungszeiten verkehrende Linie
entspricht zwar in Ihren Betriebszeiten und
ihrer Linienführung nicht unseren Vorstellungen
(die IGEB hat die Wiederherstellung im
Zuge und mit Vertaktung der OL 148 direkt
ins Berliner Zentrum gefordert), stellt aber
immerhin wieder eine ÖPNV-Verbindung im
östlichen Ast des Südwestkorsos sowie der
Wexstraße her. Positiv ist die mit dieser zunächst
wenig nachvollziehbaren Linienführung
verbundene Option, diese Linie 2006
zum neu entstehenden Bahnhof Südkreuz
zu verlängern und vielleicht sogar mit einer
Richtung Kreuzberg verkehrenden Linie zu
verknüpfen.
Lobenswert ist die Verbesserung bei den
Betriebszeiten der OL285 am Sonnabend.
Zwischen 9 und 15 Uhr verkehren die Wagen
dieser Linie durchgehend bis zum Rathaus
Steglitz. Der Umsteigevorgang an der Appenzeller
Straße in überfüllte 12-Meter Eindecker
der OL M85 entfällt somit an diesen mit starkem
Einkaufsverkehr belegten Tagen.
Ebenfalls positiv zu vermerken ist die
Wiedereinführung von Spätfahrten auf
der OL 325 zum Humboldt-Klinikum. Proteste
von Mitarbeitern der Klinik haben
zumindest in diesem Punkt Erfolg gehabt.
Die gleichfalls ersehnte Verbindung zum
U-Bahnhof Tegel (120 alt) blieb allerdings
weiterhin versagt. Außerdem wurde das
Fahrtenangebot zum Bundeswehrkrankenhaus
(OL 147) und zum Klinikum Kaulsdorf
(OL 195) erweitert.
15-Punkte-Liste für Sofortmaßnahmen
bleibt auf der Tagesordnung
Mit den jetzt erfolgten, überwiegend positiv
zu bewertenden Maßnahmen enden
allerdings die Nachbesserungen im Ergänzungsliniennetz.
Das ist eindeutig zu wenig.
In SIGNAL 2/2005 hatten wir eine Liste mit
15 von uns geforderten wichtigen Sofortmaßnahmen
abgedruckt, die im Einzelnen
sowohl der BVG als auch der Senatsverwaltung
vorliegen. Im Hinblick auf diese Liste
kann man das nun umgesetzte Ergebnis
wohl nur als ernüchternd bezeichnen, bestenfalls
drei Forderungen der 15-Punkte-Liste
wurden, zum Teil nur halbherzig,
umgesetzt.
Die 15-Punkte-Liste beruht auf uns vorliegenden
Beschwerden besonders von älteren,
gehbehinderten oder anderweitig in
ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen.
So ist es ein Unding, daß z.B. durch die
stark veränderte Wegführung der OL 147
(Wegfall der Anbindung des Ärztehauses
an der Haltestelle Jerusalemer Straße sowie
durch den ersatzlosen Wegfall der OL 240
im Bereich zwischen Holzmarkt- und Lichtenberger
Straße) nichts zur Verbesserung
der Situation geschah. Es ist nicht richtig,
diese Menschen nur als einen kostenverursachenden
Faktor zu sehen, den ein auf ein
möglichst gutes betriebswirtschaftliches
Ergebnis setzendes Unternehmen eben
einfach nicht berücksichtigen kann. Hier
ist auch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
als Aufgabenträger gefordert,
weiterhin intensiv auf das Unternehmen
BVG einzuwirken.
Das im Dezember 2004 eingeführte neue
Metro-Netz bewerten wir unverändert als
ein gutes Produkt der BVG, deshalb muß
es bestehen bleiben. Der „Preis" in Form
einer deutlichen Schwächung des Ergänzungsnetzes,
das für die lokalen Verkehre
innerhalb der Ortsteile unverzichtbar ist,
ist aber zu hoch. Sparen und Verbessern
gleichzeitig geht eben meistens schief.
Es ist schlicht nicht hinnehmbar, daß ein
- wenn auch deutlich kleinerer - Teil von
Fahrgästen die Zeche dafür zahlen muß,
daß ein anderer - größerer - Teil einen
verbesserten Beförderungsstandard erhält.
Öffentlicher Nahverkehr gehört nun
mal zur Daseinsvorsorge, Einschränkungen
sind nur bis zu einem gewissen Grade
hinnehmbar. Eine zumutbare Versorgung
aller Fahrgastgruppen muß jedoch gewährleistet
sein. Somit kommen wir nochmals
zu unserem 15-Punkte-Konzept: 12 Punkte
sind noch unerfüllt, es gibt also noch viel
Arbeit. IGEB Stadtverkehr
|