Der S-Bahnhof Baumschulenweg soll abgerissen
und neu aufgebaut werden. Er soll auch
künftig drei Bahnsteigkanten haben. Eine
Kante vom Südring Richtung Süden, eine vom
Ostring Richtung Süden (an einem Mittelbahnsteig)
und eine Kante von Süden (am Außenbahnsteig).
Der Regionalbahnsteig wird beseitigt und
nicht wieder aufgebaut. Die Brückenkonstruktion
über die Baumschulenstraße wird
abgerissen und mit einer Straßendurchfahrthöhe
von 4 Metern und einer Straßenbreite von
26,90 Metern neu gebaut.
Für die Fernbahngleise ist eine Entwurfsgeschwindigkeit
von 120 km/h vorgesehen, für
die S-Bahn 100 km/h bzw. 60 km/h. Grundsätzlich
wurde der Kapazitätsbemessung das
bestehende S-Bahn-Betriebskonzept zugrunde
gelegt.
Bahnsteige und neue Zugänge
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S-Bahnhof Baumschulenweg, alter Mittelbahnsteig und Außenbahnsteig. Der Bahnhof steht zwar unter Denkmalschutz, dennoch werden die Bahnsteige abgerissen und über der Brücke neu aufgebaut. Dabei wird das Dach wiederverwendet. Foto: Florian Müller |
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Die S-Bahnsteige werden über die Baumschulenstraße
verschoben und mit Zugängen
zu jeder Straßenseite versehen. Die südöstlichen
Ausgänge münden in den bestehenden
Bahnsteigtunnel. Es sollen jeweils eine Steintreppe,
eine Fahrtreppe sowie ein Aufzug installiert
werden. Im Bahnsteigtunnel wird
Raum für Geschäfte und eine Fahrkartenausgabe
vorgesehen. Oberlichter in der Decke
werden für Tageslicht im Tunnel sorgen.
Von der nordwestlichen Straßenseite führt
eine neue feste Treppenanlage unter der Brücke
auf die Bahnsteige.
Die Bahnsteige mit 152,5 Metern Länge
werden mit den historischen Stützen des
Bahnsteigdaches auf jeweils 81 Metern Länge
überdacht. Der Bahnsteigbelag soll aus Kleinmosaikpflaster
bestehen (Denkmalschutz), in
den die Blindenleitstreifen integriert sind. Pro
Bahnsteig werden 32 Sitzmöglichkeiten zur
Verfügung stehen. Auf dem Mittelbahnsteig
entsteht ein Aufsichtshäuschen.
Denkmalschutz
Neben dem Wiederaufbau des historischen
Bahnsteigdaches wird auch die Nordost-Fassade
des Außenbahnsteiges denkmalgerecht
saniert. Ebenso werden historische gusseiserne
Brückenstützen in den Bahnsteigtunnel integriert.
Sein südwestlicher Zugangsbereich
wird nach historischem Vorbild aufgearbeitet.
Dennoch wird sich der Eindruck des Bauwerkes
von außen völlig verändern, da auf der
Brücke Schallschutzwände die Ansicht dominieren
werden. Das historische Stellwerk auf
dem alten Mittelbahnsteig steht, bleibt erhalten.
Es steht künftig außerhalb des Bahnsteigbereiches
zwischen den Richtungsgleisen.
Brücke Britzer Zweigkanal
Die Brücke über den Zweigkanal wird ebenfalls
erneuert. Geplant ist eine Stahl-Stabbogenbrücke
mit 43 Metern Stützweite und einer
Durchfahrtshöhe von 5,35 Metern. Daher
ist eine Anhebung der Gleisgradiente nötig.
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Lageplan des Bahnhofs Baumschulenweg und der Brücke über den Britzer Verbindungskanal. Plan: Planfeststellungsunterlagen DB Projektbau |
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600 Meter Schallschutzwände
Umfängliche Schallschutzwände werden die
Ausbreitung des Eisenbahnlärms (und die
Sicht der Fahrgäste) beeinträchtigen. An der
südwestlichen (Fernbahn-) Seite ist eine
Schallschutzwand vom Schöntaler Weg bis zur
Kanalbrücke geplant (600 Meter). An der nordöstlichen
(S-Bahn-) Seite verläuft die Schallschutzwand
von der Trojanstraße bis zur Kanalbrücke.
Dabei ist sie im Bereich des Bahnsteiges
durch die bestehende historische Seitenwand
unterbrochen. Die neue Schallschutzwand
wird hier also ca. 500 Meter lang.
S-Bahn auf Regionalbahn-Gleis
Um den S-Bahn-Betrieb während der Bauphase
auf dieser wichtigen Strecke aufrecht erhalten
zu können, soll der seit Jahren stillliegende
Regionalbahnsteig zu letzten Ehren
gelangen. Ein Fernbahngleis wird in diesem
Abschnitt provisorisch mit einer Stromschiene
ausgerüstet und die S-Bahnen halten am Regionalbahnsteig,
der dafür mit einer Holzkonstruktion
auf die bei der S-Bahn übliche Bahnsteighöhe
gebracht wird. Der Regional- und
Fernverkehr wird im Vorgriff auf diese Baumaßnahme
schon seit dem Fahrplanwechsel
im Dezember 2003 über den Außenring umgeleitet.
Am Britzer Zweigkanal wird eine Hilfsbrücke
genutzt.
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Längsschnitt durch den neuen Bahnhof Baumschulenweg. Zugänge von beiden Straßenseiten, Fahrtreppen und Aufzüge werden das Umsteigen bequemer machen. Plan: DB Projektbau |
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Für die Baustellenzufahrt an der Ekkehardstraße
werden leider einige Bäume fallen
müssen, die später an anderer Stelle ersetzt
werden sollen.
Lob
Aus Fahrgastsicht ist diese Bauplanung insgesamt
positiv zu bewerten. Die Erneuerung der
heruntergekommenen Bahnsteige und deren
Verschiebung über die Brücke mit Zugängen
von beiden Straßenseiten sind auf jeden Fall
zu begrüßen. Ebenso ist der Einsatz von Fahrtreppen
an diesem wichtigen Bahnhof wirklich
angemessen. Dass Aufzüge geplant sind, gehört
heute bei Neubauten ja zum Glück zum
Standard.
Das Wiederverwenden historischer Elemente
des alten Bahnhofes (Fassade, Bahnsteigdach,
Mosaikpflaster usw.) wird dem Bahnhof
weiterhin eine besondere Identität geben und
sich aus dem Einheitsstil des Bahnsteigausstatter-Katalogs
anderer Sanierungsbahnhöfe
herausheben.
Für die Bauphase ist die Aufrechterhaltung
des S-Bahn-Verkehrs unter Nutzung des Regionalbahnsteiges
eine sehr gute Idee. Eine
Streckensperrung über längere Zeit hätte hier
sicher zum Chaos geführt. Die anschließende
dauerhafte Beseitigung des Regionalbahnsteiges
Baumschulenweg ist akzeptabel, da ja
weiterhin der Regionalbahnsteig in Schöneweide
zur Verfügung steht.
Kritik und Hoffnung
Für die Fahrgäste bleibt ein einziger Wermutstropfen:
Die fortschreitende „Verschallschutzwandung".
Für Fahrgäste geht das Reiseerlebnis
des Fahrens auf dem Bahndamm mit
Ausblick auf die Umgebung verloren. Und im
Stadtbild verschwinden die charakteristischen
S-Bahn-Züge, die seit bis zu 80 Jahren das
Stadtbild bestimmen, hinter grauen Mauern.
Direkte Anwohner mögen darüber anders denken.
Grundsätzlich ist es schon lange überfällig,
neue und verträglichere Methoden der
Lärmvermeidung und des Lärmschutzes zu
entwickeln und einzusetzen.
Ansonsten verwundert ein Detail der Planung:
Die nordwestliche Treppenanlage zum
Bahnsteig ist etwas unübersichtlich gestaltet.
Hier würde ein geradliniger Verlauf Reinigungskosten
einsparen, weniger Rückzugsräume
für Sprayer bieten und die Sicherheit im
Zugangsbauwerk erhöhen.
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Die denkmalgeschützte Fassade soll fachgerecht restauriert werden. Foto: Florian Müller |
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Nicht Bestandteil des Planfeststellungsverfahrens
ist die Anordnung der Bushaltestellen.
Durch die Aufweitung der Brücke über der
Baumschulenstraße könnten die Bushaltestellen
nun bedeutend besser als bisher in die
Nähe der Bahnhofszugänge gelegt werden.
Die Haltestelle Richtung Nordosten sollte optimal
von der Einmündung Behringstraße bis
unter die Bahnbrücke hinunterreichend angelegt
werden. So steht die Brücke als Regenschutz
zur Verfügung und bei großer Lärmbelastung
durch Kraftfahrzeuge können die
Fahrgäste auch außerhalb der Brücke direkt
am Bahnhofszugang warten.
Die Haltestelle Richtung Südwesten ist unter
der Brücke an der Einmündung zur Ekkehardstraße
am besten aufgehoben. Allerdings
wird durch die geplante Durchfahrthöhe von
vier Metern hier der Einsatz von Doppeldeckbussen
auch weiterhin nicht möglich sein.
Über die ab Ende März ausgelegten Planfeststellungsunterlagen
für den benachbarten
Bereich des S-Bahnhofs Adlershof werden wir
in SIGNAL 3/2004 berichten, (fm) IGEB S-Bahn und Regionalverkehr
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