Zur Tradition der Schienenverkehrs-Wochen gehört seit langem
auch der Sprechtag für
die BVG-Busfahrgäste, dieses
Jahr am 27. September erneut
mit Johannes Müller, Direktor
Omnibus, und Helmut Grätz,
Abteilungsleiter Betriebsmanagement.
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Das Warten auf den Bus ist am Hauptbahnhof kein Vergnügen. Lange Wege, rote Fußgängerampeln und ein winziger Wetterschutz nerven die Fahrgäste. Foto: Florian Müller, Ende November 2007 |
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Eingangs berichtete Johannes
Müller über die
technische Aufrüstung der
Busse, um die gesetzlichen
Anforderungen der Abgasverordnung
zu erfüllen. Alle
neu in Betrieb genommenen
Fahrzeuge entsprechen nicht
nur der Euro-4-Norm, sondern
sie sind zusätzlich mit
CRT-Rußfiltern ausgerüstet.
Der Schadstoffausstoß wird
somit auf ein Minimum im
Bereich der Nachweisgrenze
reduziert und stellt somit faktisch eine
Übererfüllung der gesetzlichen Anforderungen
dar. Außerdem wurden etwa 1000
Busse der bestehenden Fahrzeugflotte
für 5500 Euro pro Stück mit diesen Filtern
nachgerüstet. Lediglich 100 ältere Doppeldecker
der Baureihe D benötigen eine Ausnahmegenehmigung
für Fahrten im Innenstadtbereich,
wenn ab Januar 2008 in Berlin
die Umweltzone gilt. Da die Beschaffung
neuer Busse kontinuierlich erfolgt, ist mit
baldiger Ausmusterung der Altfahrzeuge
zu rechnen. Darüber hinaus läuft der Versuchsbetrieb
mit Wasserstoffbussen weiter.
Bislang sind vier von insgesamt vierzehn
vorgesehenen Fahrzeugen mit dieser Technik
ausgerüstet.
Für seinen sehr unterhaltsam vorgetragenen
Bericht aus dem Betriebsalltag hatte
sich Helmut Grätz das eher als Trauerspiel zu
wertende Thema „Erschließung des Hauptbahnhofs“
ausgesucht. Bekanntlich sollte
dieser zu seiner Eröffnung 2006 zusätzlich
zur Stadtbahn mit einer neuen S 21 in Nord-
Süd-Richtung, der U 5 zum Alex und drei
Straßenbahn-Linien über die Invalidenstraße
erschlossen werden. Die Busanbindung
spielte in der Planung eine untergeordnete
Rolle. Entsprechend klein wurden die Bushaltestellen
und Wendeanlagen konzipiert.
Doch alle Schienenprojekte sind viele Jahre
im Verzug, so dass nun die BVG-Busse diese
Lücke in der ÖPNV-Anbindung schließen
müssen. Die Haltestellen und Wendeanlagen
sind für diese Anforderungen aber vollkommen
unzureichend. Entsprechend groß
ist der Unmut bei den Fahrgästen – und bei
der BVG, die jetzt die Fehlplanungen ausbaden
muss.
Nachdem zunächst überhaupt kein Witterungsschutz
für wartende Fahrgäste vorhanden
war, wurden auf öffentlichen Druck
kurzfristig die nun vorhandenen Wartehallen
aufgestellt. Sie stehen aber so nah am
Radweg, dass gegenseitige Behinderungen
und Gefährdungen zwischen wartenden
Fahrgästen und Radfahrern vorprogrammiert
waren. Außerdem sind die Wartehallen
zu klein. Zwar gäbe es Platz für großzügige
Haltestellenanlagen, aber der ist als
Bauland verplant und gehört nicht zum
Straßenraum.
Auch die fehlenden Wendeanlagen sind
ein Problem. Die von der BVG der Senatsverkehrsverwaltung
vorgeschlagenen
Standorte wurden nicht genehmigt. So war
zum Zeitpunkt der Veranstaltung unklar, ob
die von der BVG geplante und sehr sinnvolle
Verlängerung der Linie M 85 aus dem südwestlichen
Berlin zum Hauptbahnhof überhaupt
realisiert werden kann, weil es bislang
keine Wendemöglichkeit für diese Linie am
Hauptbahnhof gibt. Inzwischen wurde dieses
Problem aber gelöst.
Die an die Vorträge anschließende
Diskussion zeichnete sich durch ein sachkundiges
und humorvolles Frage- und
Antwortspiel von beiden Seiten aus. Ein
Auszug aus dem vielfältigen
Fragenkatalog:
Gibt es eine Fahrradmitnahme
in Bussen? Nein. Busse sind
Zubringer zur Schnellbahn, der
knappe Platz soll Kinderwagen
und Rollstuhlfahrern vorbehalten
werden.
Wird das Einkaufscenter Alexa
besser an den Bus angeschlossen?
Derzeit nicht. Der Alexanderplatz
ist mit seinen zahlreichen
S-Bahn-, U-Bahn-, Straßenbahnund
Buslinien in fußläufiger Nähe.
Gleichwohl wird man die Entwicklung
beobachten.
Was für Busse werden auf
dem M 85 zum Hauptbahnhof
fahren? Neue Dreiachs-Doppeldecker
Typ DL. Allerdings müssen
zuvor im Ahlener Weg in
Lichterfelde Süd an Bäumen und
im Haltestellenbereich die dafür
erforderlichen Voraussetzungen
geschaffen werden.
Warum soll der M 41 nach Verlängerung
des M 85 zum Hauptbahnhof dann
zwischen Potsdamer Platz und Hauptbahnhof
im Straßentunnel und somit
ohne Zwischenhaltestellen verkehren?
Da der oberirdische Straßenbereich im Regierungsviertel
durch den M 85 erschlossen
wird, kann der M 41 den deutlich schnelleren
Straßentunnel benutzen und wird auch
nicht mehr durch die häufigen Sperrungen
im Regierungsviertel beeinträchtigt.
Warum hält die Buslinie TXL nicht am
Washingtonplatz an der Haltestelle des
M 41, damit man schneller und bequemer
zum Hauptbahnhof umsteigen kann? Die
Linie TXL ist als schneller Flughafenzubringer
konzipiert, ein zweiter Halt am Hauptbahnhof
würde zu viel Zeit kosten. [Nachtrag der Redaktion: Knapp drei Monate nach diesem Sprechtag wurde zum Fahrplanwechsel im Dezember 2007 eine zusätzliche Haltestelle des TXL am Washingtonpl (Hbf Süd) eingerichtet.]
Es gibt Fahrer, die bei Bussen, die im
SEV fahren, die hinteren Türen nicht öffnen.
Ist das zulässig? Das Fahrpersonal ist
angewiesen, beim SEV alle Türen zu öffnen.
Eine Fahrscheinkontrolle durch den Fahrer
findet nicht statt, ein Fahrscheinkauf ist aber
möglich. Die Außenöffnungsknöpfe für die
hinteren Türen gibt es nicht mehr bzw. sie
sind bei älteren Fahrzeugen außer Funktion.
Daher ist eine Selbstöffnung für die Fahrgäste
nicht möglich.
So weit auszugsweise einige von vielen
Fragen. Alle Fragesteller bekamen an diesem
Abend eine fundierte Antwort. Auch wenn
naturgemäß nicht alle mit der Antwort auf
ihre Frage zufrieden waren, so war es doch
in jedem Fall interessant. Folgerichtig ging
der Abend mit Beifall für Johannes Müller
und Helmut Grätz zu Ende. (kju) IGEB Stadtverkehr
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