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Grafik: Holger Mertens |
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„Friedrichshain, Gürtelstraße: Hier ist ein
Lkw in die Oberleitung der Straßenbahn gefahren,
die Straße ist in beiden Richtungen
gesperrt. Bitte umfahren Sie den Bereich
über Wiesenweg, Wartenbergstraße und
Wilhelm-Guddorf-Straße – Geblitzt wird
in…“ So hören sich Verkehrsmeldungen
im Radio an. Dieser Ausschnitt ist aus dem
Verkehrsservice der öffentlich-rechtlichen
Radiostation «Radioeins» vom Rundfunk
Berlin-Brandenburg (rbb). Radioeins gibt sich urban, hat einen hohen Wortanteil
und einen hohen redaktionellen Anspruch an den Inhalt. Viele Redakteure bewegen sich durch die
Hauptstadt, um von Clubs, Restaurants, Konzerten und sonstigen Veranstaltungen zu
berichten – offenbar aber meist mit dem Auto. Anders lässt es sich kaum erklären,
dass man als Hörer auf korrekte und verständliche Verkehrsmeldungen zu
Bus und Bahn vergeblich wartet. Eigentlich sollte doch klar sein, dass bei der
Fahrt eines Lkw in die Oberleitung höchst wahrscheinlich auch der Straßenbahnverkehr
beeinträchtigt ist.
Auch «Fritz», ebenfalls vom rbb, ist nicht
viel besser. Hier ist das besonders schade,
da sich das Jugendradio vor allem an Schüler
und Jugendliche wendet, von denen
viele altersbedingt gar nicht selbst Auto
fahren dürfen. Hier müsste eigentlich das
Hauptaugenmerk der Verkehrsmeldungen
auf den ÖPNV gelegt werden. Mag es daran
liegen, dass beide Sender Tür an Tür im
brandenburgischen Potsdam-Babelsberg
produziert werden?
Dass es auch anders geht, zeigt Radio
ENERGY. Auch wenn anspruchsvolle Hörer
diesen Sender vermutlich eher meiden, so
überrascht der Berliner Privatsender doch
mit einer guten Berichterstattung über Störungen
des ÖPNV in einer eigenen Rubrik
„Bus und Bahn“ direkt nach Wetter und Verkehr.
Da die Meldungen trotz ihrer Kürze
vollständig und gut verständlich sind, wird
dort offenbar viel Wert auf diesen Service
gelegt.
Auch «Inforadio» und «radioBerlin 88,8»
vom rbb, welche im Gegensatz zu Radioeins
und Fritz in Berlin-Charlottenburg
produziert werden, schneiden besser ab
als die Babelsberger. Anscheinend haben
der tägliche Weg zur Arbeit und das Umfeld
Einfluss auf die Gestaltung des Verkehrsfunks.
Denn es darf vermutet werden, dass
die Berliner Redakteure häufiger mit öffentlichen
Verkehrsmitteln unterwegs sind
als die in Potsdam-Babelsberg arbeitenden.
Und Redakteure, die sich im Berlin-Brandenburger
ÖPNV-Netz nicht auskennen,
verzichten eben auf diesbezügliche Verkehrsmeldungen
– vor allem dann, wenn
ihnen wichtiger erscheinende Meldungen
vom Straßenverkehr vorliegen.
Dabei ist es gar nicht so schwierig. BVG
und S-Bahn bieten beispielsweise Internetseiten
für die aktuelle Verkehrslage. Von
der BVG kann man sich sogar per E-Mail
benachrichtigen lassen, wenn kurzfristige
Störungen auftreten. Bedenklich ist, dass
gerade bei den aus Gebühren finanzierten
Programmen die ÖPNV-Kompetenzen
trotzdem so gering sind. Hier muss der Bedarf
erkannt und reagiert werden.
Doch auch die Verkehrsbetriebe selbst
können noch mehr tun, damit ihre Fahrgäste
im Hörfunk korrekt informiert werden.
Sie sollten angepasste, kurze und leicht
verständliche Meldungen an die Radiostationen
der Region weitergeben. So, wie es
die S-Bahn Berlin GmbH bereits einmal wöchentlich
per Fax und E-Mail anbietet. (hm) IGEB Fahrgastbelange
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