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Dr. Simone Peter, Bündnis 90/Die Grünen, seit November 2009 Ministerin für Umwelt, Energie und Verkehr des Saarlandes. Foto: Pressestelle |
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DBV: Das Saarland hat in den vergangenen
20 Jahren eine starke Verschlechterung
in der Bahnanbindung erfahren.
Wie gedenken Sie, Frau Ministerin, diesen
Zustand zu verbessern und wieder zu
den Standards der späten 80er und 90er
Jahre des vergangenen Jahrhunderts zu
gelangen?
Ministerin Dr. Peter: Mit der Streichung der
Interregios vor etwa 10 Jahren hat die Deutsche
Bahn ohne Not ein attraktives und gut
ausgelastetes Fernverkehrsangebot
abgeschafft mit der von
Ihnen beschriebenen Folge,
dass die Fernverkehrsangebote
ins Saarland sich deutlich
verschlechtert haben. Wir werden
uns bemühen, hierüber
noch mal ins Gespräch mit der
Deutschen Bahn zu kommen.
Insbesondere wollen wir erreichen,
dass die Wirtschaftlichkeitsberechnungen,
die zur
Streichung der o.a. Verkehre
geführt haben, noch mal überprüft
werden. Unabhängig
davon haben wir gemeinsam
mit Rheinland-Pfalz ein Fahrplankonzept
2015 entwickelt,
in dem ein stündlicher durchgehender
Regionalexpress
von Koblenz über Trier und
Saarbrücken nach Kaiserslautern verkehrt,
der in den Taktlücken des Fernverkehrs bis
Mannheim durchgebunden werden soll. Auf
der Pfalzstrecke sollen diese Züge nur noch
die früheren Interregio-Halte bedienen und
damit annähernd gleiche Fahrzeiten erreichen
wie der Fernverkehr. Natürlich müssen
wir zum Ausgleich auf der nächsten Bedienungsebene
der Regionalbahn ein zusätzliches
Angebot für die beim RE wegfallenden
Halte schaffen. Unterm Strich bedeutet das,
dass das Saarland und Rheinland-Pfalz mit
teurem Geld die Defizite des Fernverkehrs
ausgleichen müssen.
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Die Saarbahn in der Saarbrücker Altstadt. Die Verlängerung nach Heusweiler ist für 2011 und nach Lebach für 2013 geplant. Foto: Florian Müller |
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Mit jahrelanger Verzögerung erreichte
die Saarbahn über Riegelsberg hinaus
den Ort Walpertshofen. Wann ist mit der
Fertigstellung der Strecke nach Lebach
zu rechnen? Gibt es Pläne, diese über
Lebach hinaus eventuell nach Wadern zu
führen gemeinsam mit einer Reaktivierung
der Bahnstrecke dorthin?
Der Streckenabschnitt
zwischen
Walpershofen und Lebach
ist derzeit im Bau.
Nach dem Stand der
Planungen soll Heusweiler
Markt in 2011
und Lebach in 2013
erreicht werden. Eine Verlängerung darüber
hinaus bis Wadern steht derzeit nicht zur Disposition.
Die Planungen einer Ausschleifung
der Saarbahn Richtung Völklingen
mussten nach der Kürzung
der Regionalisierungsmittel
2006 zurückgestellt werden, da
die Finanzierung nicht mehr sichergestellt
werden konnte. Die
eventuelle Anbindung der Universität
an die Saarbahn bleibt
eine langfristige Option.
Wann können wir die besonders
von Rheinland-Pfalz angestrebte
Wiederbelebung
der Bahnstrecke Zweibrücken—
Homburg/Saar feiern?
In diesem Zusammenhang:
Welche andere Bahnstrecken-
Reaktivierungspläne
gibt es im Saarland noch?
Die Reaktivierung von stillgelegten
Schienenstrecken kann
ein geeigneter Ansatz sein, den SPNV attraktiver
zu machen und neue Fahrgäste zu
gewinnen. Mit dem Weiterbau der Saarbahn
nach Lebach ist derzeit ein solches Projekt,
nämlich die Reaktivierung der Köllertalbahn
in der Realisierung. Reaktivierungsentscheidungen
müssen sorgfältig abgewogen werden.
Schienenverkehr ist im Betrieb deutlich
teurer als der Bus. In der Regel müssen erhebliche
Investitionen getätigt werden, um
die stillgelegten Schienenstrecken wieder
instandzusetzen. Schienenverkehr ist außerdem
deutlich energieintensiver, auch
was den CO2-Ausstoß betrifft, als Busverkehr.
Daher gilt grundsätzlich: Reaktivierungen
stillgelegter Schienenstrecken sind dort
verkehrspolitisch und ökologisch sinnvoll,
wo relativ große Fahrgastpotenziale auch
gegenüber der Alternative Bus erschlossen
werden können und entsprechende Auslastungen
erreicht werden. Wir werden anhand
dieser Kriterien die mögliche Reaktivierung
von weiteren Schienenstrecken, darunter
auch Homburg—Zweibrücken, überprüfen.
Was die zuletzt genannte Strecke betrifft,
so liegen bereits Untersuchungsergebnisse
vor, die ein relativ geringes Fahrgastpotenzial
von weniger als 700 pro Tag, davon 300
Übersteiger von der bisherigen Busverbindung,
prognostizieren. Ob diese vergleichsweise
geringen Potenziale den erheblichen
investiven und Betriebskostenaufwand
einer Schienenverbindung rechtfertigen,
muss anhand der genannten Kriterien erneut
abgewogen werden.
Wie kann Luxemburg besser in das
saarländische ÖPNV-Angebot integriert
werden?
Zwischen dem Saarland und dem Großherzogtum
Luxemburg existiert keine direkte
Schienenverbindung. Die Fahrzeit zwischen
Saarbrücken und Luxemburg-Stadt auf der
Schiene beträgt über 2 Stunden und ist damit
keine attraktive Alternative zum motorisierten
Individualverkehr, weder für saarländische
Pendler nach Luxemburg noch für
Fernreisende aus Luxemburg, die mit dem
ICE ab Saarbrücken reisen. Vor diesem Hintergrund
haben das Saarland und das Großherzogtum
erstmalig in 2000 sowie erneut
in 2009/10 die Möglichkeiten der Einrichtung
von Direktverbindungen untersucht.
Als Ergebnis der Untersuchung von 2000
wurde der Saarbrücken-Luxemburg-Express-
Bus eingerichtet, der die Hauptbahnhöfe
von Saarbrücken und Luxemburg-Stadt
in einer Fahrzeit von 1:15 Stunden verbindet,
die Fahrtenzahl wurde zwischenzeitlich auf
26 Verbindungen/Tag aufgestockt. Die aktuelle
Potenzialstudie schlägt die Einrichtung
eines Express-Busses zwischen Merzig und
Luxemburg-Stadt vor. Des Weiteren wird
eine vertiefte Betrachtung einer schnellen
Zugverbindung zwischen Saarbrücken und
Luxemburg-Stadt auf der bestehenden Trasse
über Konz (unter Umfahrung von Trier)
angeregt. Wir werden mit unseren Partnern
in Luxemburg und in Rheinland-Pfalz das
weitere Vorgehen besprechen. Deutscher Bahnkunden-Verband
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